21.02.2019

Missbrauchsgipfel

Foto: kna

Derzeit läuft in Rom der Anti-Missbrauchsgipfel (Der DOM berichtete vorab).

von Claudia Auffenberg

Ziel soll sein, „dass die Bischöfe nach ihrer Rückkehr aus Rom die anzuwendenden Gesetze kennen sowie die notwendigen Schritte unternehmen, um Missbrauch zu verhindern, sich um die Opfer zu kümmern und sicherzustellen, dass kein Fall vertuscht oder begraben wird“. So hat es der Vatikan Mitte Januar mitgeteilt. Es gibt also immer noch Bischöfe und Kardinäle, die die Dimension des Problems nicht sehen, für die nicht so schlimm ist, wenn die Seele eines Kindes zerstört oder eine Ordensfrau von einem Priester geschwängert wird.

Im Vorfeld hörte man nun hier und da, dass man keine allzu hohen Erwartungen an dieses Treffen haben solle, es sei ja kein Konzil oder so. Und die kulturellen Unterschiede seien ziemlich groß. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn etwa sagte dem Magazin Stern, man solle bitte keine Wunder erwarten.

Das mag alles richtig sein, aber man hätte sich doch andere Stellungnahmen gewünscht und nicht solche, in denen wieder die Falschen um Verständnis gebeten werden. Die Opfer des klerikalen Missbrauchs waren und sind Ministrantinnen und Ministranten, Kinder aus gut katholischen Familien und Ordensfrauen. Sie sind auch Kirche! Wer meint, die Kirche schützen zu müssen, kann und sollte das am besten an der Seite der Opfer tun. Genau diese Haltung aber überfordert offenbar manche Kleriker, weil sie denken, sie seien ein bisschen mehr oder wahrer Kirche als unsereins: die Laien, die Frauen, die Kinder.

Wenige Tage nach dem Stern-­Interview traf sich der Wiener Kardinal in einem Studio des Bayerischen Rundfunks zu einem sehr eindrucksvollen Gespräch mit Doris Wagner. Sie ist als Mitglied einer Ordensgemeinschaft von einem Priester vergewaltigt und von einem anderen im Beichtstuhl bedrängt worden. Schönborn hatte eine starke Frau vor sich, die ihn geradeheraus fragte: Glauben Sie mir meine Geschichte? Und hörbar erschüttert sagte er: Ja, ich glaub Ihnen das. Am Ende des Gespräches saß der Kardinal wie ein ertappter Schulbub da. Immerhin! Er ist in Rom dabei, auch die anderen. Und hoffentlich auch der Heilige Geist.

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