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19.11.2025
Thomas Sitte, Palliativmediziner und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Palliativstiftung.
Foto / Quelle: Volker Hasenauer/KNA

Wachsende Akzeptanz für Selbsttötungen

Die Deutsche Palliativ-Stiftung kritisiert eine „romantisierende“ Berichterstattung über die Selbsttötung der Kessler-Zwillinge.

Fulda

Die Deutsche Palliativ-Stiftung kritisiert eine „romantisierende“ Berichterstattung über die Selbsttötung der Kessler-Zwillinge. „Die zunehmende Akzeptanz von Selbsttötungen wird insbesondere durch die Berichterstattung gefördert und gesellschaftlich anerkannt“, sagte Stiftungsvorstand Thomas Sitte am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Fulda. „Wir befinden uns hier schon längst auf einer sehr schiefen Ebene.“

Der Mediziner beobachtet eine Zunahme von assistierten Doppelsuiziden bei älteren (Ehe)-Paaren, mit der Begründung, eine Pflegesituation vermeiden zu wollen. „Das scheint in jüngster Zeit immer häufiger vorzukommen – und wird dann häufig in den Medien als besonders liebevoll und schön, als gelungenes Sterben dargestellt“, sagte Sitte.

Der Stiftungsvorstand verwies auf die Grundsatzentscheidung des Bundesverfassungsgerichts, wonach der freiverantwortliche Sterbewunsch eines Menschen keinen nachvollziehbaren Grund brauche. „Wir dürfen dann einen Menschen nicht daran hindern. Das heißt aber auch nicht, dass wir den Wunsch unterstützen müssen oder sollten. Im Gegenteil“, sagte Sitte.

Von niemandem abhängig werden

Er sei überzeugt, dass inzwischen eine Mehrzahl der Deutschen sogar noch einen Schritt weiter gehen wolle und eine Legalisierung der Tötung auf Verlangen, also aktive Sterbehilfe wünsche. „Das können wir gut finden oder auch nicht. Unserer Stiftung hält es für eine große Gefahr, die das gesellschaftliche Miteinander verändert.“

Sitte betonte, er habe vor einigen Jahren selbst das Gespräch mit Alice und Ellen Kessler gesucht, um mit ihnen einen Bericht über Hospizarbeit und Palliativversorgung zu schreiben. Das hätten sie aber abgelehnt – und stattdessen betont, gemeinsam sterben zu wollen, „wenn eine von beiden nicht mehr so richtig kann“. Auch ein von anderen abhängiges Leben im Pflegeheim hätten sie nicht gewollt, sagte Sitte. Die Kessler-Schwestern seien beide langjährige Unterstützerinnen der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben gewesen.

KNA
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