Vatikan weist übertriebene Marienverehrung in die Schranken
Für manche Katholiken hat Maria als Mutter Jesu selbst eine gleichsam göttliche Bedeutung.
Der Vatikan warnt Katholiken und Theologen, bei der Marienverehrung die Grenzen des christlichen Glaubens zu überschreiten. Eine am Dienstag veröffentlichte „Lehrmäßige Note“ des Leiters der römischen Glaubensbehörde, Kardinal Víctor Fernández, zielt wörtlich auf „einige marianische Titel, die sich auf das Mitwirken Marias am Heilswerk beziehen“. In dem Text „Mater populi fidelis“ (Mutter des gläubigen Volkes) spricht sich der Glaubenshüter deutlich dafür aus, Titel wie „Miterlöserin“ oder „Gnadenmittlerin“ in Marienverehrung und Theologie zu vermeiden. Zur Begründung heißt es, solche Bezeichnungen schadeten einer „angemessenen Betrachtung der christlichen Botschaft in ihrer harmonischen Gesamtheit“.
Mit dem Dokument versucht der Vatikan, eine innerkirchliche Debatte seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu beenden, die seit Johannes Paul II. (1978-2005) wieder deutlich an Fahrt aufgenommen hatte. Der Papst aus Polen hatte mehrmals von „Maria als Miterlöserin“ gesprochen – ohne genauer zu definieren, was er damit meinte.
Berufung auf Ratzinger
Johannes Pauls II. damaliger Glaubenshüter Kardinal Joseph Ratzinger – der später selbst Papst Benedikt XVI. wurde – hatte aber bereits 2002 erklärt, die „Formel ‚Miterlöserin'“ entferne sich von der Sprache der Bibel und rufe Missverständnisse hervor. Ratzinger weiter: „Auch Maria ist alles, was sie ist, durch Christus. Das Wort ‚Miterlöserin‘ würde diesen Ursprung verdunkeln.“ Diesem Argument schließt sich nun Kardinal Fernández, ein enger Vertrauter des verstorbenen Papstes Franziskus (2013-2025), an und erklärt: „Angesichts der Notwendigkeit, die Christus gegenüber untergeordnete Rolle Marias im Erlösungswerk darzulegen, ist die Verwendung des Titels der Miterlöserin immer unangebracht, wenn es darum geht, Marias Mitwirkung daran zu definieren.“ Dieser Titel berge die Gefahr, „die einzigartige Heilsvermittlung Christi zu verschleiern“, und könne daher zu Verwirrung führen.
Klar spricht sich Fernández auch dagegen aus, Maria als „Mittlerin“ der Gnade Gottes anzusehen. Er schreibt: „Die Rolle der Mittlerschaft kommt ausschließlich dem Mensch-Sein Christi zu.“ Angesichts der „Klarheit im geoffenbarten Wort Gottes“ sei „bei der Anwendung des Titels der ‚Mittlerin‘ auf Maria besondere Vorsicht angezeigt“. Weiter erklärt der Vatikan: „Keine menschliche Person, nicht einmal die Apostel oder die Gottesmutter, kann als universaler Spender der Gnade handeln. Nur Gott kann Gnade gewähren, und er tut dies durch die Menschheit Christi.“
Christus als einziger Mittler
Maria sei zwar „voll der Gnade“; doch wirke sie „durch eine abgeleitete und untergeordnete Teilhabe“. Daher müsse jede Rede über eine Vermittlung von Gnade durch Maria in Beziehung zu der einzigartigen Mittlerschaft Christi verstanden werden.
Ausdrücklich verweist Fernández im Vorwort darauf, dass der Text zur Vertiefung der Marienverehrung dienen und den „Platz Marias“ im Lichte des einzigartigen „Mysteriums Christi als einzigem Mittler und Erlöser“ verdeutlichen solle. Das setze „tiefe Treue zur katholischen Identität und gleichzeitig ein besonderes ökumenisches Bemühen“ voraus.