Priester, Dompropst, Kirchenrechtler, Politiker
Dr. Christian Klüner erforschte das Leben und Werk von Johannes Linneborn.
Mit dem Werk „Johannes Linneborn (1867 bis 1933). Leben und Werk“ wird eine in ihrer Zeit bekannte, mit großem Fleiß und klarer Strukturierung arbeitende und handelnde Persönlichkeit des Erzbistums Paderborn in die Gegenwart transportiert. Der Autor des Werkes, Dr. Christian Klüner, bietet in seiner Untersuchung eine umfassende quellenbasierte Biografie und Analyse des 1867 in Sundern geborenen und 1933 in Paderborn verstorbenen Paderborner Diözesanpriesters, Dompropstes, Kirchenrechtlers und Zentrum-Politikers. Die Dissertation ist als Band 65 in der Reihe Paderborner Theologische Studien in Sankt Ottilien 2025 erschienen.
Biografisches zu Johannes Linneborn
Am 5. März 1867 in Hagen bei Sundern im Sauerland geboren, studierte Johannes Linneborn nach seinem Abitur im Dreikaiserjahr 1888 am Gymnasium Theodorianum in Paderborn an der heutigen Theologischen Fakultät. 1892 wurde er im Hohen Dom zu Paderborn zum Priester geweiht. Nach seelsorglicher Tätigkeit im damaligen Ostteil des Bistums in Alsleben an der Saale und Gerbstedt (heute: Bistum Magdeburg) promovierte Johannes Linneborn in Münster zum Doktor der Philosophie und der Theologie. Seine Aufmerksamkeit galt der kirchlichen Rechtsgeschichte, insbesondere der Orden. Von 1910 bis 1919 und nochmals von 1921 bis 1922 übernahm er in Paderborn den Lehrstuhl für Kirchenrecht. Zudem arbeitete er im Paderborner Generalvikariat, der Verwaltungsbehörde des Bistums Paderborn, wirkte als Domkapitular, Offizial und später als Dompropst. Seit 1924 gehörte er als Abgeordneter des Zentrum dem Preußischen Landtag an. Johannes Linneborn starb am 22. Januar 1933. Sein Grab befindet sich auf dem Kapitelsfriedhof des Paderborner Domes, nördlich der Westfalenkapelle.
Als Professor für Kirchenrecht der Theologischen Fakultät Paderborn veröffentliche Johannes Linneborn unmittelbar nach dem Inkrafttreten des damals neuen Codex Iuris Canonici (1917) als einer der ersten ein Lehrbuch zum Eherecht. Dieses blieb in fünf Auflagen über Jahrzehnte hinweg ein Standardwerk des Kanonischen Rechts. Zudem befasste sich Linneborn akribisch mit vielen diffizilen staatskirchenrechtlichen und vermögensrechtlichen Fragen, fragte beispielsweise, welche finanziellen Verpflichtungen der Staat aufgrund der Säkularisation bis heute hat.
Unter Johannes Linneborn als Dompropst des Paderborner Domkapitels erfolgte in den 1920er Jahren eine grundlegende Renovierung der Paderborner Bischofskirche, welche bis heute das Erscheinungsbild prägt. So wurde in seiner Amtszeit im Hochchor des Domes eine eigene Orgel gebaut. Ebenso wurde das seit 300 Jahren im Hochchor stehende „Fürstenberg-Grabmal“ an seine heutige Stelle bei der roten Pforte versetzt.
Für die katholische Kirche auf dem ehemaligen preußischen Gebiet der Weimarer Republik (1919 bis 1933) war der Paderborner Diözesanpriester Johannes Linneborn – neben dem aus dem Bistum Trier stammenden Prälaten Ludwig Kaas (1881 bis 1952) – eine der bedeutendsten und einflussreichsten Persönlichkeiten, insbesondere als Staatskirchenrechtler und Politiker bei der Neubestimmung des Verhältnisses von Staat und Kirche nach dem Ende der Monarchie 1918 in Deutschland im Übergang zur Demokratie. Aufgrund der Expertise von Linneborn wurde der damalige Apostolische Nuntius in Deutschland und spätere Papst Pius XII., Eugenio Pacelli, auf ihn aufmerksam, der ihn als Berater in staatskirchenrechtlichen Fragen schätzte, denn in diesen Jahren wurde auch das bis heute geltende Preußenkonkordat ausgehandelt.
Staatskirchenrechtler und Politiker
Johannes Linneborn verdankt Paderborn auch seinen Status als Erzbistum und der Paderborner Bischof seinen Titel Erzbischof: Als die ehemals preußischen Diözesen neu geordnet werden sollten, erachtete Linneborn eine weitere Kirchenprovinz als sinnvoll. In seinen Augen konnte der Sitz des Metropoliten einer neuen Mitteldeutschen Kirchenprovinz und damit Sitz eines Erzbischofs sinnvoller Weise nur Paderborn sein. Für seine Idee gewann Linneborn viele Befürworter – bis auf das Domkapitel von Münster, das seine ablehnende Haltung dem Nuntius mehrfach unmissverständlich mitteilte. Aber der hörte auf Linneborn und so hat Paderborn seit 1930 einen Erzbischof.
Der Autor
Dr. theol., Lic. iur. can. Christian Klüner wurde 1990 in Paderborn geboren und wuchs in Salzkotten-Scharmede auf. Sein Abitur machte er im Jahr 2010 am Gymnasium Antonianum in Geseke, studierte Katholische Theologie an der Theologischen Fakultät Paderborn und der Universität Würzburg, Geschichte an der Universität Paderborn sowie Kanonisches Recht an der Universität Münster. Seit 2018 ist Klüner im Bischofsvikariat für kirchliches Verwaltungsrecht des Bistums Aachen tätig als Referent und als Bischöflicher Notar sowie seit 2025 als Diözesanrichter. Die Promotion zum Doktor der Theologie erfolgte 2025 an der Theologischen Fakultät Paderborn mit der vorliegenden Arbeit zu Johannes Linneborn. Die Dissertation wurde ausgezeichnet mit dem Friedrich Spee-Preis.