Neue Impulse, neue Daten, neue Perspektiven
Vernetzungstagung „Kinder- und Jugendarmut in Paderborn“ mit IN VIA Paderborn und der Katholischen Hochschule NRW (katho).
Kinder- und Jugendarmut stellt auch in Paderborn eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit dar. Aus diesem Grund kamen 160 Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendhilfe, aus Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen, Politik und Wohlfahrtsverbänden sowie Studierende zusammen, um sich im interdisziplinären Austausch mit diesem wichtigen Thema auseinanderzusetzen. Ziel der Veranstaltung war es, die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen in Paderborn differenziert zu beleuchten, die Vernetzung der einzelnen Bereiche zu stärken und gemeinsam Wege zu mehr Chancengerechtigkeit zu diskutieren.
Einblick in eine andere Lebenswelt
Nach der Begrüßung durch Moderator Paul Krane-Naumann vom LWL-Landesjugendamt stellten Kerstin Liggesmeier und Britta Vollmann aus dem Bildungsbüro Kind & Ko der Stadt Paderborn sowie Jenniffer Hewisch und Johanna Naumann aus dem Paderborner Haus der Familie einen Ausschnitt ihrer Arbeit vor. In einem kurzen Film gaben von Armut betroffene Familien einen kleinen Einblick in ihre Lebenswelt. Anschließend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, den „Markt der Möglichkeiten“ zu besuchen – eine Informationsbörse verschiedener Institutionen, die in ihrer täglichen Arbeit Familien in Armutslagen unterstützen.
Zurück im Plenum sprachen Prof. Dr. Patrick Isele, Dekan und Professor für Pädagogik der Kindheit am Fachbereich Sozialwesen an der Katholischen Hochschule NRW (katho), Standort Paderborn, sowie Sandra Jürgenhake, Beigeordnete des Dezernats IV der Stadt Paderborn (Jugend, Soziales, Bildung und Sport), Grußworte. Beide betonten die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Paderborn und der katho als wissenschaftlicher Partner und Studienort, die sich auch in dieser Veranstaltung widerspiegle. Sandra Jürgenhake hob hervor: „Kinder- und Jugendarmut beeinflusst Bildungswege, schränkt Teilhabe ein und prägt Lebensperspektiven junger Menschen langfristig. Fachkräfte berichten zunehmend von komplexen Problemlagen in Familien.“ Der neue Kinder- und Jugendbericht zum Schwerpunkt Armut für die Stadt Paderborn beleuchtet genau diese Herausforderungen. Zukünftig sollte es darum gehen, passgenaue Unterstützungsangebote in besonders belasteten Quartieren zu entwickeln. Die Vernetzungstagung war ein geeigneter Anlass, um gemeinsam erste Ideen zu sammeln.
Viele Rückmeldungen
Dr. Nora Jehles vom Institut für Sozialpädagogik, Erwachsenenbildung und Pädagogik der frühen Kindheit (ISEP) der Technischen Universität Dortmund setzte in ihrem fachlichen Input „(K)eine Chance von Anfang an?! Kinder- und Jugendarmut in Deutschland“ Schwerpunkte auf die Begriffsbestimmung von Armut sowie deren Ausmaß bei Kindern und Jugendlichen. Sie stellte auch die negativen Folgen heraus und thematisierte das sogenannte „Präventionsparadox“ – die Tatsache, dass gerade die Familien, die am stärksten von Unterstützungsangeboten profitieren würden, diese häufig weniger nutzen.
Anschließend präsentierte Prof. Dr. Patrick Isele ausgewählte Ergebnisse der Kinder- und Jugendlichenstudie. Die Online-Befragung wurde in allen vierten, siebten und zehnten Klassen der Paderborner Schulen durchgeführt. „Insgesamt konnten wir 3.235 Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern auswerten“, freut sich Prof. Dr. Isele über die große Resonanz. Im Mittelpunkt seines Vortrags standen die Themen Gesundheit & Ernährung, Freizeit, Sicherheit sowie Politische Bildung & kulturelle Teilhabe. Zwischen der Vorstellung der einzelnen Bereiche gab es Austauschphasen an interdisziplinären Gruppentischen, um den Vernetzungsgedanken weiter zu stärken.
Zur Sache
Interessierte können sich für weitere Informationen an das Bildungsbüro Kind & Ko der Stadt Paderborn (www.kindundko-paderborn.de) oder das Paderborner Haus der Familie / IN VIA Paderborn e.V. (www.invia-paderborn.de) wenden.