Jeder kann das tun, woran er Freude hat
Für die Gäste der Kolping-Tagespflege in Marienloh gibt es ein abwechslungsreiches Programm. Dazu gehört auch „Der DOM“.
„Einen Moment, ich bin gleich da!“ Karl-Heinz Kesselmeier „parkt“ seinen Rollator und nimmt in einem der gemütlichen Sessel Platz. Auf dem Tisch vor ihm liegen Tageszeitungen und Zeitschriften. Der 88-Jährige fischt ein Exemplar heraus und blättert es durch. Immer wieder bleibt er auf einer Seite hängen und beginnt zu lesen. „Auch wenn ich nicht mehr so gut zu Fuß bin, möchte ich im Kopf auf jeden Fall fit bleiben“, sagt er und liest weiter in der Tageszeitung. Ab und zu nickt er, manches löst allerdings auch ein leichtes Kopfschütteln aus.
In der gemütlichen Sitzecke im Eingangsbereich der Kolping-Tagespflege Marienloh treffen sich regelmäßig Gäste zur Leserunde. Karl-Heinz Kesselmeier ist „eigentlich immer“ dabei. Für ihn geht es dabei allerdings nicht nur um das Lesen: „Wir reden natürlich auch darüber, was passiert ist und wie die Zeitungen darüber berichten.“ Diese Gespräche seien ihm sehr wichtig, sagt der Diplom-Ingenieur, der bis zu seiner Pensionierung stellvertretender Leiter des Bundesbahn-Ausbesserungswerkes in Paderborn war. „Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, das macht die Runde ja so interessant!“ Entsprechend intensiv nutzt er diese Möglichkeit zum Austausch über aktuelle Fragen und über „Gott und die Welt“.
Den „DOM“ lese ich seit Jahrzehnten
Karl-Heinz Kesselmeier lässt seinen Blick über den Tisch gleiten und greift zielsicher zu seiner nächsten Lektüre. Jetzt wird er sich in die aktuelle „DOM“-Ausgabe vertiefen. „Den ‚DOM‘ lese ich schon seit Jahrzehnten“, blickt er kurz auf: „Der gehört für mich auf jeden Fall dazu, schließlich will ich wissen, was in meiner Kirche und speziell im Erzbistum Paderborn geschieht.“ Er lese so gut wie alles, erklärt er, wobei manche Beiträge ihn besonders beschäftigten, gerade was die aktuelle Situation der Kirche betreffe: „Da ist ja sehr viel in Bewegung!“ Dass es mit seiner Kirche gerade nicht zum Besten stehe, bedrücke ihn, gesteht er: „Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer Grund zur Hoffnung!“
Katrin Müller gesellt sich zu der Runde. Die Pflegedienstleiterin weiß, wie wichtig dieses regelmäßige Lesen für die insgesamt 18 Gäste ist. „Das gehört zum Tagesablauf. Unsere Gäste fordern das Lesen auch ein.“ Der Pflegeassistent Dirk Mühlenhoff nickt zustimmend. Er liest mit den älteren Menschen gemeinsam in den Zeitungen und Zeitschriften. Nach dem gemeinsamen Frühstück sei ein Blick in die Blätter ein festes Ritual. „Das ist in den Menschen drin“, sagt Mühlenhoff, dessen Idee die Leseaktion auch war. Allerdings können einige Gäste zu Hause nicht mehr lesen, oft machen die Augen Probleme. Hier ist das kein Problem, man hilft sich gegenseitig.
Dass der „DOM“ hier verfügbar ist, liegt an Leserinnen und Lesern wie Monika Huesmann (74) aus Olpe. Seit einigen Jahren sponsort sie der Tagespflegeeinrichtung in Marienloh zwei Abos vom „DOM“. „Ich habe vor nicht allzu langer Zeit eine ausführliche Reportage darüber gelesen, dass immer mehr ältere Menschen in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Das Leben ist für viele einfach zu teuer geworden. Und dann gibt es immer mehr ältere Menschen, die aufgrund ihrer zurückgehenden Mobilität mehr und mehr an gesellschaftlichen Anschluss verlieren. Wenn dann beides zusammenkommt, ist das besonders gravierend“, sagt Huesmann.
Die rüstige Rentnerin, die sich viele Jahrzehnte in der Caritas engagierte, möchte den Besuchern der Tagespflegeeinrichtung mit den Abos eine kleine Freude machen. „Viele der älteren Menschen können nicht mehr zur Kirche gehen und viele von ihnen können sich auch kein katholisches Magazin mehr leisten. Das ist sehr traurig. Mir persönlich geht es noch sehr gut und ich möchte mit meiner Unterstützung Teilhabe schaffen und zugleich Menschen dazu ermuntern, ebenfalls anderen eine kleine Freude zu machen, in dem sie vielleicht auch ein Abo vom „DOM“ verschenken. Auf den Punkt gebracht: Ich möchte eine Ideengeberin sein.“
Dankbar für die Zeitschriftenspende
Katrin Müller ist sehr dankbar für diese Zeitschriftenspende. Denn das Personal der Tagespflege möchte den Gästen etwas bieten. „In der Adventszeit backen wir mit Grundschulkindern“, erzählt die Pflegedienstleiterin. Regelmäßige Ausflüge in Parks oder auch Theaterbesuche dürfen ebenfalls nicht fehlen, denn eigentlich ist der Begriff „Tagespflege“ irritierend. „Darunter stellen sich viele die klassische Pflege vor. Wir haben hier allerdings keine Pflegefälle“, so Müller.
Die Damen und Herren, die hierherkommen, sind im Durchschnitt 85 Jahre alt. Auch eine 96-Jährige gehört dazu. Sie leben zu Hause und werden morgens dort abgeholt und nachmittags wieder zurückgefahren. Natürlich brauchen die Gäste Unterstützung, Ärzte kommen in die Tagespflege und auch Rehasport kann hier stattfinden. Aber intensive Pflege ist das nicht. Dennoch schrecke das Wort „Tagespflege“ viele Seniorinnen und Senioren ab. „Sie kommen dann erst sehr spät zu uns“, weiß Katrin Müller, die das schade findet. Denn die Tagespflege schafft nicht nur Tagesstruktur – sie ist auch ein Mittel gegen Einsamkeit im Alter.
In einem separaten Zimmer wird gerade gebastelt. Die Damen und Herren bekleben Gläser mit weihnachtlichen Motiven. Nebenan wird gesungen, dazu bewegen die Gäste ihre Arme im Takt. Ein Herr sitzt still etwas abseits. Das Singen scheint nicht seine Leidenschaft zu sein, doch das ist in Ordnung. „Jeder so, wie er kann“, sagt Katrin Müller und winkt der Pflegehelferin Simona Blasi zu, die die musikalische Runde leitet. Niemand müsse an einer Aktion teilnehmen. Sich in einen der gemütlichen Sessel setzen und in aller Ruhe Musik hören, auch das ist in der Tagespflege möglich – oder etwas spielen.
„Vier Damen sitzen nach dem Essen immer hier und spielen Mensch-ärgere-dich-nicht“, sagt Katrin Müller und deutet auf vier Sitzplätze an einem der großen Esstische. Das sei den Frauen heilig, ihr eigenes Ritual, das sie liebevoll pflegen.
Biografiearbeit gehört dazu
Wichtig ist dem Team in Marienloh zudem, dass auch sie von den älteren Menschen Dinge lernen können. Deshalb soll jeder und jede die eigenen Talente einbringen – sei es im Sport, bei Handarbeiten oder in der Küche. „Wir machen hier auch Biografiearbeit“, betont die Pflegedienstleiterin. Dazu werden Bräuche wie der Karneval oder das Schützenwesen gepflegt und einmal im Monat gibt es eine heilige Messe. Die komme sehr gut an, da sich nicht jeder traut, allein aus dem Haus zur Kirche zu gehen.Karl-Heinz Kesselmeier hat seine „DOM“-Lektüre beendet. Zufrieden legt er das Magazin zur Seite. Zu einigen Artikeln hat er sich Notizen gemacht – genügend Gesprächsstoff für die nächste Leserunde in der Tagespflege Marienloh.
Hintergrund
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