Gott einen Platz in dieser Welt geben
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz feiert am ersten Weihnachtstag Pontifikalamt im Paderborner Dom / Freiheit und neuer Lebensstil.
„Wenn wir Gott einen Platz in unserem Leben geben und ihm wieder neu die Ehre geben, finden wir zu einem neuen Lebensstil“, betonte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag im Paderborner Dom. Der Paderborner Erzbischof rief dazu auf, das eigene Denken, Reden und Handeln von der Menschenfreundlichkeit Gottes durchdringen zu lassen. Zugleich fragte er besorgt, „wohin es führt, wenn Menschen keine konkrete Autorität mehr über sich haben, vor der sie bereit sind, sich und ihr Tun zu verantworten“. Und der Paderborner Erzbischof ergänzte: „Wer und was ist dann der Maßstab?“ Gemeinsam mit zahlreichen Gläubigen feierte Erzbischof Dr. Bentz am ersten Weihnachtstag, 25. Dezember 2025, ein festliches Pontifikalamt, das im Livestream aus der Bischofskirche des Erzbistums Paderborn übertragen und im Dom in Gebärdensprache übersetzt wurde.
„Kein Platz für Gott in dieser Welt?“, fragte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz am Beginn seiner Predigt im Pontifikalamt und zeigte sich besorgt: Gott werde am Verhandlungstisch kein Platz eingeräumt in den Gewissen der Mächtigen, die Verantwortung tragen über Krieg und Frieden, Leid und Zukunft geschundener Menschen. Gott erhalte keinen Platz zwischen „dem Getöse und Gerangel aufgeblähter Egos“, die leadership beanspruchen, denen es aber um sich selbst gehe.
Der Paderborner Erzbischof konkretisierte: „Gott hat wohl keinen Platz, wenn Frieden verunmöglicht wird, weil nicht die Gerechtigkeit, sondern der eigene Vorteil, die Pose des Stärkeren und der ‚deal‘ leitend sind. Gott hat wohl keinen Platz, wenn öffentliche Verunglimpfung, Spaltung und Mobbing guter Ton werden und viele Likes und Aufmerksamkeit erzielen, die Geschädigten aber auf der Strecke bleiben.“ Gott habe keinen Platz, wenn hegemoniales Streben und eine Haltung „nach mir die Sintflut“ gute Zukunftslösungen für die nachfolgende Generationen erschweren, „wenn wir mit den für unsere Zukunft notwendigen politischen Schritten nicht vorwärtskommen, weil das eigene Interesse mehr zählt als das gemeinsame ‚Wir‘.“
Gott gerate oft in Vergessenheit, werde oft genug noch nicht einmal vermisst, mahnte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz. Es brauche allerdings Antworten auf die Fragen: „Vor wem verantwortet der Mensch sein Handeln? Nur vor sich selbst? Welchen Platz hat ein menschenfreundlicher Gott in all der Dynamik?“ Oft sperrten sich Menschen gegen den Gedanken an Gott, da sie intuitiv spürten, dass sie mit Gott auch etwas in ihrem Leben ändern müssten, analysierte Erzbischof Dr. Bentz.
Vom Kommen Gottes – Freiheit des Menschen
„Gott hat beschlossen, Teil unserer Geschichte und unserer Welt zu werden, wie sie nun einmal ist, mit all ihrer Last, mit all ihren Dramen, mit all ihren Grenzen“, bekräftigte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz im Blick auf das Weihnachtsfest. Durch liebevolle Zuneigung, Barmherzigkeit, in der Wehrlosigkeit des Kindes komme Gott in diese Welt und suche seinen Platz bei den Menschen. „Gott zwingt uns Menschen nicht. Er will nicht überwältigen. Er will uns gewinnen“, vertiefte der Paderborner Erzbischof im Hinblick auf die Freiheit des Menschen. Gott respektiere die menschliche Freiheit. Sie sei ihm kostbar. „Weihnachten ist Gottes Angebot an unsere Freiheit, ihn in unser Leben zu lassen oder auch nicht“, entfaltete Erzbischof Bentz. Menschen hätten die Freiheit, sich Gott „vom Leib und auf Distanz zu halten“, oder ihm eben doch einen Platz in dieser Welt und im eigenen Leben zu geben.
„Unserer Zeit, unserer Gesellschaft wird es guttun, wenn wir Gott in Jesus Christus wieder neu die Ehre geben“, bekräftigte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz zum Abschluss seiner Predigt. Dann werde Menschenfreundlichkeit Kompass des menschlichen Handelns, werde Friedfertigkeit, die aus Versöhnung kommt, Maßstab sein. „Dann denken wir so groß vom Menschen, dass die Unantastbarkeit seiner Würde das alles übersteigende Maß ist, für das wir einstehen“, konkretisierte der Paderborner Erzbischof. Wenn Menschen Gott im Leben einen Platz einräumen, „werden wir befreit von all den ‚Mono-Tendenzen‘, die keine gesunde Lebensform des Menschen sind, denn gesund und echt lebt der Mensch nur im Miteinander, im Dialog“.
„Die Waffen schweigen heute nicht, trotz des Weihnachtsfestes, an dem wir die Geburt des Kindes feiern, das den Frieden bringt, des Kindes, das wir den Friedensfürsten nennen“, sagte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz am Beginn des Gottesdienstes.
Mitwirkende und Gestaltung
Weihbischof Matthias König und Weihbischof em. Hubert Berenbrinker konzelebrierten im festlichen Gottesdienst. Sängerinnen und Sänger von Domchor und Domkantorei, Blechbläser der Nordwestdeutschen Philharmonie, Domorganist Tobias Aehlig an der Orgel unter der Gesamtleitung von Domkapellmeister Thomas Berning gestalteten den Gottesdienst musikalisch. Schwester Judith Beule übersetzte Texte und Lieder des Gottesdienstes in Gebärdensprache.