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01.12.2025
Willkommenszeremonie für Papst Leo XIV. am 30. November 2025 auf dem Flughafen in Beirut (Libanon). Rechts: Joseph Aoun, Präsident des Libanon; links seine Frau Nehmat Nehmeh.
Foto / Quelle: Vatican Media/Romano Siciliani/KNA

Ein Land im Papstfieber

Leo XIV. schwört Christen auf Einsatz für Nächstenliebe ein.

Beirut

Ein Regenbogen steht am Montagmorgen lange über der Uferpromenade von Beirut – genau dort, wo der Papst am Dienstag eine Messe feiern sollte. Das symbolträchtige Ereignis am Himmel wird von vielen bemerkt und freudig kommentiert. Am Sonntagnachmittag war Leo XIV. nach vier Tagen in der Türkei im Libanon gelandet. In dem von den Konfliktherden des Nahen Ostens eingekreisten Land schlägt ihm eine Welle von Hoffnung und Herzlichkeit entgegen.

Den Montag beginnt der Papst mit einem Besuch am Grab des im Libanon sehr populären maronitischen Heiligen Charbel Macluf im malerisch gelegenen Maroun-Kloster Annaya, wo er eine kurze Ansprache auf Französisch hält. Sein Gastgeschenk, eine Lampe, solle dem Libanon helfen, „stets im Licht Christi zu wandeln“. Seinen Weg zum Kloster des wundertätigen Mönchs hatte Leo im Papamobil zurückgelegt. Trotz Regens jubeln Tausende an den Straßen, die geradezu gepflastert sind mit Vatikan-Flaggen und Papst-Transparenten.

"Unser Reichtum ist unsere Vielfalt"

Anschließend begibt er sich in den Wallfahrtsort Unserer Lieben Frau vom Libanon in Harissa, berühmt für seine rund 20 Meter hohe blendendweiße Marienstatue. In der modernen Kirche erwarten ihn rund 3.500 Bischöfe, Priester, Ordensleute und Seelsorger mit spürbarer Vorfreude.

Unter ihnen auch der Beiruter Jesuit Samir Bechara (68). „Der Papstbesuch ist ein großes Zeichen der Hoffnung, nicht nur für den Libanon, sondern die ganze Region, denn wir sind unmittelbar betroffen von all den Konflikten im Nahen Osten“, sagt er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Wir sind ein Volk von Christen und Muslimen und müssen in Frieden zusammenleben. Dringend nötig seien eine Entwaffnung der islamistischen Hisbollah und endlich valide Friedensverhandlungen mit Israel. „Unser Reichtum ist unsere Vielfalt“, spielt er auf die 18 Religionsgemeinschaften im Land an.

Willkommenszeremonie für Papst Leo XIV. mit Joseph Aoun (r.), Präsident des Libanon.
Foto / Quelle: Vatican Media/Romano Siciliani/KNA

Auch auf diese geht Leo XIV. in seiner von viel Beifall und „Viva il Papa“-Rufen begleiteten Ansprache ein. Nach einem umjubelten Empfang in der hellen, terrassenförmig erbauten Kirche spricht er vor den Menschen Französisch, während auf dem Bildschirm im Hintergrund die Übersetzung in der Hauptsprache Arabisch läuft. Als er zum Auftakt „Salam Elmessi – der Friede Christi sei mit dem Libanon“ sagt, erschallen erneut Hochrufe auf das Oberhaupt der 1,4 Milliarden Katholiken, das als fünfter Papst der Geschichte in die einstige „Schweiz des Nahen Ostens“ gekommen ist.

Doch die Kriege der vergangenen Jahrzehnte haben dem Libanon zugesetzt. Überall stehen zwischen Palmen die Trümmer von Häusern, von denen einige bei der Hafenexplosion vom August 2020 ruiniert wurden. Auch der Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 und andere Konflikte haben dem Land zugesetzt – mit oft erbitterten Kämpfen auch unter den Christen. Heute spricht Leo XIV. allen Mut zu – „auch wenn um uns herum der Lärm der Waffen dröhnt und selbst die Anforderungen des täglichen Lebens zu einer Herausforderung werden“. Er beschwört sie, vereint zu bleiben, ihr Land nicht zu verlassen und sich um Notleidende jedweder Herkunft zu kümmern.

Päpstliches Ehrenzeichen

Er greift die teils berührenden Zeugnisse einer Ordensfrau und Schulleiterin, eines Gefängnispriesters, eines Seelsorgers und einer philippinischen Hausangestellten auf. Am Ende schenkt er dem Marienheiligtum eine „Goldene Rose“, ein besonderes päpstliches Ehrenzeichen für die Muttergottes.

Am Nachmittag steht ein ökumenisches und interreligiöses Treffen mit den 18 im Libanon anerkannten Religionsgemeinschaften auf dem Märtyrerplatz in Beirut an, bei dem Leo XIV. ebenfalls sprechen wollte. Am frühen Abend schließlich ist eine große Begegnung mit jungen Menschen auf dem Platz vor dem maronitischen Patriarchat in Bkerke geplant, zu dem mindestens 10.000 junge Leute erwartet werden. Auch dort dürfte Leo XIV. im Papamobil ein „Bad in der Menge“ nehmen.

KNA
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