Wozu sind Sie da, Schwester Theresita Maria?
Schwester Theresita Maria. (Foto: Patrick Kleibold)
Wozu sind Sie da, Schwester Theresita Maria?
Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold
Gott steht weiterhin an der Seite der Menschen. Auch wenn wir derzeit in einer dunklen und unsicheren Zeit leben, so können wir die Liebe Gottes und seine Gegenwart erfahren. Trotz aller Not und trotz allen Leids in der Welt lohnt es sich weiterhin an Gott zu glauben. Er spricht zu uns: mal durch die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse, mal durch mir vertraute, mal aber auch durch unbekannte Menschen und natürlich auch durch mich selbst. Mal vernehmen wir seine Stimme laut und deutlich, manchmal nur sehr leise. Ich persönlich möchte eine Mittlerin dieser Stimme Gottes sein. Das versuche ich, indem ich alte, kranke und pflegebedürftige Menschen in Seniorenheimen, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und Hospizdiensten besuche, Zeit mit ihnen verbringe und für sie auf der Harfe musiziere. Die Menschen wünschen sich oftmals Lieder, die sie an ein schönes Erlebnis in ihrem Leben erinnern, z. B. an die Geburt ihrer Kinder oder an ihre Hochzeit. Solche Situationen sind immer sehr bewegend für mich. Ich erfahre von den Menschen sehr viel Dankbarkeit. Es ist schön, die Freude in ihrem Gesicht zu sehen, wenn es mir gelingt, sie auch nur für einen Moment aus ihrer oftmals sehr leidvollen Realität zu entführen.
Mithilfe der Musik möchte ich Gottes Liebe zu den Menschen bringen. Aus der Heilkunde wissen wir, dass Musik ganz unterschiedlich zu den Menschen spricht und sie berührt. Die Harfe mit ihren freischwingenden Saiten hat einen fast mystisch wirkenden Klang. Ihre Resonanz, ihre Schwingungen und Vibrationen spüren auch schwer kranke Menschen. Oftmals habe ich das in ihren Augen oder anhand eines kleinen Lächelns in ihrem Gesicht wahrnehmen dürfen. Ich bin mir sicher, dass jeder Mensch einen persönlichen musikalischen Grundton besitzt. In der Musikheilkunde ist es das Ziel, genau diesen Ton zu finden und die Menschen im Innersten anzusprechen.
Musik hat eine therapeutische Wirkung
Sehr genau erinnere ich mich an einen Krankenbesuch bei einem älteren dementen Herrn, der sich das Lied „Tanze mit mir in den Morgen“ von mir wünschte. Zu dem Lied hatte er seine bereits verstorbene Frau kennengelernt. Für einen Moment hatte die Musik eine therapeutische Wirkung: Seine Erinnerung an eine längst verblasste Zeit kam für einen Moment zurück. Sein Dank dafür berührt mich noch bis heute. Das Schöne an diesen Besuchen ist nicht nur, dass es den älteren und kranken Menschen hilft, es hilft auch mir persönlich. Meine Art des Musizierens hat sich seitdem grundlegend verändert. Mein Herz und meine Seele fließen nun noch mehr in die Musik hinein. Musik kann dazu beitragen, dass Heilung geschieht. Wenn Menschen zu uns „Musikerinnen im sozialen Dienst“ oder „Harfenisten am Krankenbett“ kommen, versprechen wir keine Heilung; wir bitten vielmehr Gott, seine Heilkraft durch uns fließen zu lassen. Wenn es dann Gottes Wille ist, dass Heilung oder Linderung eintritt, ist dies ein großes Geschenk für den kranken oder betagten Menschen und auch für uns selbst. Ich bin überzeugt, dass Gottes Liebe durch einen jeden von uns und durch unterschiedliche Ereignisse spricht. Wir müssen nur genauer hinhören.
Zur Person
Sr. Theresita Maria Müller SMMP, Jg. 1955, gehört zur Ordensgemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel. Sie hat Theologie und Musik für das Lehramt studiert, lebt im Bergkloster in Bestwig/Sauerland und arbeitet u. a. als Kirchenmusikerin und Harfenistin im sozialen Dienst. Einrichtungen der Seniorenhilfe, Palliativstationen, Hospize … können sie einladen, für einzelne Bewohner bzw. Patienten oder Gruppen zu musizieren oder mit ihnen zu singen. sr.theresita@smmp.de
Schwester Theresita Maria