20.12.2017

Vertrauenswürdig

Das Gute geschieht meist im Verborgenen. Foto: Bernd Kasper / pixelio

In den Tagen vor Weihnachten mehren sich die guten Taten. Jedenfalls kann man davon in der Zeitung lesen: der Zeitungsbote, der ein offenstehendes Auto verschlossen hat, jemand hat eine Geldbörse gefunden und abgegeben oder … Solche Geschichten könnten das Herz wärmen, wenn da nicht immer dieser Unterton wäre: Meine Güte, dass es so was noch gibt!

von Claudia Auffenberg

Also bitte: Wie denken wir eigentlich über uns selbst? Nicht wirklich gut anscheinend. Solche Dinge sind doch selbstverständlich und die, die dafür in den Zeitungen gefeiert werden, sind sich oft ihrer vermeintlichen Heldentat gar nicht bewusst. Aber das Klischee, das wir über uns selbst verbreiten, ist ganz anders: Heutzutage steht ja niemand mehr auf in der Straßenbahn, die Jugend grüßt nicht mehr, sondern starrt nur noch ins Handy und die Alten müssen sich dereinst anonym beerdigen lassen, weil ja die Grabpflege heute auch keiner mehr macht. So heißt es. Aber stimmt das eigentlich? Sind wir so schlecht? Mal ganz konkret: Sind Sie ein schlechter, raffgieriger, egoistischer Mensch? Nein, vermutlich nicht.

Vielmehr ist es so, dass das Gute, das Menschliche im Verborgenen stattfindet. Im Ehrenamt, in der Pflege zu Hause, in der Kindererziehung, manchmal im Supermarkt, sprich: im ganz normalen Alltag. Es ist wie damals: Der Kaiser in Rom ruft zur Steuerzählung. Darüber hätten vermutlich die Zeitungen berichtet, wenn es damals schon Zeitungen gegeben hätte. Doch das wirklich Wichtige, das Weltverändernde, das geschah ganz unbemerkt.

Halten wir also fest: Der Mensch ist nicht nur an Weihnachten gut, aber an Weihnachten feiern wir das. Genauer gesagt, wir feiern, dass wir in den Augen Gottes vertrauenswürdig sind. Immerhin hat er sich uns als Neugeborenes in die Arme gelegt.

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