Priesterweihe – Die Botschaft leben können

Der emeritierte Erzbischof Hans-­Josef Becker wird den beiden Seminaristen des Erzbischöflichen Priesterseminars Paderborn, Philipp Neumann (l.) und Patrick Alexander Vitt (r.), am Pfingstsamstag, 27. Mai, im Hohen Dom zu Paderborn das Weihesakrament spenden. (Foto: Wiedenhaus)

Am Pfingstsamstag, 27. Mai, empfangen Patrick Alexander Vitt und Philipp Neumann im Hohen Dom das Sakrament der Priesterweihe. In den Wochen zuvor haben sie gemeinsam mit ­anderen ­Kandidaten im Paderborner Priesterseminar den letzten Teil des Pastoralkurses absolviert. 

Paderborn (-haus). Fünf junge Männer sitzen in einem Seminarraum des Erzbischöflichen Priesterseminars und blicken auf den großen Bildschirm an der Wand. Dort ist einer von ihnen zu sehen. Jonas Treichel aus Berlin steht am Ambo. Um ­Homiletik, die Predigtlehre, geht es am heutigen Tag. Jeder der fünf hat eine Predigtaufzeichnung mitgebracht, die gemeinsam angeschaut und analysiert wird. Der Referent ist Pastor Dr. Chris­tof Gärtner. 

Sofort hat der Diakon aus Berlin die ganze Aufmerksamkeit seiner Zuhörer – im Seminarraum wie zu dem Zeitpunkt, als er seine Predigt hielt: Zum Einstieg formuliert er die Anfänge bekannter Werbeslogans und lässt seine Zuhörer sie vollenden. Das funktioniert bei den Diakonen und dem Referenten genauso wie bei den Gläubigen. „Das ist ein wirklich origineller Beginn“, lobt Gärtner. Auch von den Kollegen gibt es Zustimmung.  

Die Predigt: Inhalte und Rhetorik

Die ganze praktische Seite einer Predigt steht im Mittelpunkt dieses Seminarteils. Neben den inhaltlichen Aspekten geht es beispielsweise um die Rhetorik. „Trauen Sie sich, frei zu sprechen“, ermuntert Pastor Gärtner die jungen Diakone: „Und denken Sie daran, dabei auch gut zu stehen und die Hände nicht zu vergessen: Wenn die Hände gebremst sind, ist auch der Sprachfluss gebremst!“  

Die meist knapp zehnminütigen Predigten werden detailliert besprochen. Mit Blick auf den Inhalt rät der Referent den Diakonen, nicht zu viel hinein­zupacken: „Konzentrieren Sie sich auf ein Ziel, denken Sie daran, Sie müssen ihr ganzes Leben noch predigen.“ Und er fügt hinzu: „Ihre Predigt soll Glaubenszeugnis sein, und das Evangelium soll so verkündet bzw. bezeugt werden, dass sich etwas ändern kann.“ Mit einem Augenzwinkern und einem Hinweis auf „Ommas und Oppa“ dann noch der Hinweis, Fremdworte und Fachbegriffe zu meiden, damit jeder die Botschaft verstehe. Überhaupt die Zuhörer: „Stellen Sie sich immer die Frage, wie die Gläubigen Ihre Botschaft leben können, was sie mit Ihren Aussagen machen können.“ 

Gerade als junger Priester solle man nicht der Verlockung erliegen, den Menschen konkrete Handlungsanweisungen mit auf den Weg zu geben: „Das kommt nicht gut an!“ Gärtner bevorzugt die Möglichkeit, die „Leute zu locken, zu motivieren“: „Statt direkt zu sagen, was zu tun ist, sollte man die Möglichkeit beschreiben nach dem Motto ,Das wäre doch toll‘!“ Insgesamt gibt es deutlich mehr Lob als Kritik und immer wieder Tipps – sowohl vom Referenten als auch unter­einander. Christof Gärtner: „Sie sollten die Predigt nicht mit einem Amen beenden, ich halte ein offenes Ende für besser!“ 

Ein Sonderfall: Die Predigt im Radio

Patrick Alexander Vitt und Philipp Neumann sind die beiden Diakone aus dem Erzbistum Paderborn, die gemeinsam mit den anderen Kandidaten den Kurs absolvieren, sie haben quasi „Heimspiel“ in ihrem Priesterseminar. Beide predigen nach eigenen Worten sehr gern und hatten dazu in ihren Diakonatsgemeinden auch schon viel Gelegenheit. Das Echo vonseiten der anderen Diakone ist ebenfalls positiv. Überhaupt ist die Atmosphäre von großem Respekt für­einander geprägt. Schließlich wissen alle aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, seine Zuhörerinnen und Zuhörer sowohl inhaltlich als auch rhetorisch anregen zu wollen. „Auch wenn man gern predigt, ist es gut, eine gewisse Anspannung zu behalten, statt zu meinen, das sei alles kein Problem“, sind sich die beiden Diakone aus dem Erzbistum einig: „Auch ein guter Prediger schüttelt das nicht locker aus dem Ärmel!“ 

Einen Sonderfall hat Julian-­Michael Kania mitgebracht: Der Diakon aus dem Bistum Dresden-­Meißen stellt die Aufzeichnung einer Predigt, die er während eines Rundfunkgottesdienstes gehalten hat, zur Diskussion. Ein „Sonderfall“, wie Referent Dr. Gärtner erklärt und das mit Beispielen begründet. Während Pausen in einer normalen Predigt wichtig und sinnvoll sind, bewirken sie in einer Radiopredigt eher das Gegenteil: „Stille im Radio ist kontra­produktiv und etwas ganz anderes als eine rhetorische Pause während eines normalen Gottesdienstes.“

Info

Aufgrund der in den letzten Jahren stark zurückgegangenen Zahlen von Priesteramtskandidaten kam es 2020 zu einer Übereinkunft der 14 verantwortlichen (Erz-)Bischöfe im Norden, Osten und Westen Deutschlands, künftig einen gemeinsamen Pastoralkurs ihrer Diözesen zu etablieren. Erstmals fand dessen abschließender Teil in unmittelbarer Vorbereitung auf die Priesterweihe jetzt im Erzbischöflichen Priesterseminar in Paderborn statt. An dem sogenannten Presbyterats­kurs nahmen insgesamt zehn Priesterkandidaten aus sechs Bistümern teil. Mit dem letzten Abschnitt der achtjährigen Ausbildung wurden die Theologen vertiefend und vor allem praktisch auf die Priesterweihe und den künftigen priesterlichen Dienst vorbereitet. 

Der Gottesdienst mit der Spendung der Priesterweihe wird am Samstag, 27. Mai, dem Vigiltag von Pfingsten, im Hohen Dom zu Paderborn gefeiert. Der Gottesdienst unter der Leitung des emeritierten Erzbischofs Hans-­Josef Becker beginnt um 10.00 Uhr. Die Weihe-Liturgie wird via Live­stream übertragen. Informationen zum geplanten Live­stream sind ab dem Vortag der Weihe unter www.priesterseminar-­paderborn.de zu finden.

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