„Mahnende Erinnerung“ – Erinnerungsorte in NRW

Die „Alte Waage“ befindet sich Am Markt 4 direkt neben dem Rathaus in Brakel.

Erinnerungsorte sind fest verankert in unserem kulturellen Umfeld. Der LWL präsentiert die Wanderausstellung „Mahnende Erinnerung. Fotografien von Dieter Blase zu Mahn- und Gedenkorten in NRW“.

Die erste Station der Ausstellung findet in der „Alten Waage“ in Brakel statt. Hier kann man die etwa 30 Schwarz-Weiß-­Fotografien des Künstlers Dieter Blase (1953–2023) bis zum 10. März anschauen. Danach folgen noch sechs Stationen in weiteren westfälischen Museen. Der kürzlich verstorbene Dieter Blase war Diplom-­Grafik- und Fotodesigner. Neben seiner ­fotografischen Lehrtätigkeit ­kreierte er verschiedene künstlerische Projekte im In- und Ausland.

In den letzten Jahren ist die markante Bilderserie „Mahnende Erinnerung“ entstanden, die „zum Nachdenken über die Gegenwart und Zukunft der Erinnerung“ anregen soll. Die Motive zeigen nicht nur unterschiedliche Mahn- und Gedenkstätten in Nordrhein-­Westfalen, sondern auch Wohnhäuser oder öffentliche Orte, die früher Schauplätze nationalsozialistischer Verbrechen waren.

Facettenreicher Blick auf den Zustand der Erinnerungsorte

So zeigt die abgebildete Fotografie von Blase das Haus der jüdischen Familie Humberg in Hamminkeln-­Dingden (Kreis Wesel), die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung wurden. Heute ist das Humberg­haus ein Museum. Auch die Gedenk­skulptur auf der Kallbrücke im Kalltal (Kreis Düren) wird aufgegriffen. Der Fotograf wählte den Titel „Menschlichkeit inmitten des Grauens“, denn der deutsche Stabsarzt  Dr. Stüttgen konnte im Zweiten Weltkrieg mehrere Feuerpausen aushandeln und währenddessen nicht nur verwundete deutsche Soldaten, sondern auch die der US-­Armee behandeln. Die Darstellung vom „Konspirativen Milchkiosk“ in Aachen greift den Kampfgeist und Widerstand gegen die Diktatur zwischen 1933 und 1944 auf, denn von dort aus wurden Zeitungen und Flugblätter von verbotenen Organisationen verbreitet. Heute ist der Kiosk ein irakischer Schnellimbiss und hat eine „völkerverbindende Funktion“.

Die im „Stil der Neuen Sachlichkeit gehaltenen Bilder inte­ressieren sich für Details und Strukturen“ und werfen einen klaren und facettenreichen Blick auf den gegenwärtigen Zustand der Erinnerungsorte. Dies steht im Gegensatz zu ihrer schrecklichen Vergangenheit. Besonders die dazugehörigen Texte, in denen der Fotograf die Ereignisse schildert und seine Gedanken zu den Geschehnissen der verschiedenen Orte darlegt, geben dem Betrachter / der Betrachterin noch zusätzlich emotionale Tiefe und lenken den Blick in die Vergangenheit. Dieter Blase hat es geschafft, mit seinen beeindruckenden Bildern die Gedenkkultur ins Zentrum zu rücken und lädt somit zur Reflexion ein.

Info

Die „Alte Waage“ befindet sich Am Markt 4 direkt neben dem Rathaus in Brakel. Weitere Ausstellungsorte sind das Museum Haus Martfelt in Schwelm, das Tisa-­Archiv in Dorsten-­Hervest, das Felsenmeer-­Museum in Hemer, die Volkshochschule in Datteln, das Heimatmuseum der Stadt Ahlen und das Haus der Stadtgeschichte in Kamen. Mehr Informationen unter: ­www.­lwl.­org

Christina Frampton

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