14.02.2020

Karateschule auf dem Klosterberg

Für Bruder Marcus Görl ist Karate ein Weg zur Selbstbetrachtung. „Karate Dô?“ heißt übersetzt „Weg der leeren Hand“. Foto: Abtei Königsmünster

Meschede. Seit vielen Jahren hat sich die Karateschule im Shudoin Dojo unter der Leitung unseres Bruders Marcus Görl OSB in der Stadt Meschede etabliert und einen guten Namen gemacht. Als Abtei haben wir uns dazu entschlossen, die Schule auf dem Gelände der Abtei neu zu eröffnen. Seit Beginn des Jahres ist die Karateschule im ehemaligen Ausstellungsraum neben dem Abteiladen zu finden.

von Bruder Marcus Görl

Mit Kampfsport verbindet man in erster Linie so etwas wie Gewalt und geschicktes Durchsetzungsvermögen– Menschen, die so etwas lernen wollen, um andere zu besiegen und sich einen Vorteil zu verschaffen.

Daher macht es Sinn, sich dem Thema einmal intensiv zu widmen, verschiedene Akzente zu beschreiben und dann zu einem ganz anderen Schluss zu kommen. Hintergrund einer „Kampf-Kunst“– also einer Arbeit am und mit dem Körper– ist vor allem die Geisteshaltung, die dieses Tun motiviert. Schauen wir einmal in die japanische Sprache: „Karate Dô?“ heißt übersetzt „Weg der leeren Hand“.

Weg der leeren Hand

Im Grunde geht es um mönchische Haltungen: Themen sind innere Gelassenheit, Leere und Bescheidenheit sowie Höflichkeit und Respekt vor dem anderen und vor dem Fremden. Innerer Halt und Achtung vor dem Leben– so die Lehre– werden durch den Körper erst einmal ausgedrückt und im Gegenzug verändern und heilen sie unseren Leib. Es geht um den ganzen Menschen und um seinen Lebensweg. Karate ist also– wie übrigens das Kloster des heiligen Benedikt auch– ein Weg und eine „spirituelle Lebensschule“. Klösterliche Lebenshaltungen verneinen Gewalt und gehen einen Weg des inneren Fließens, des Dialoges und Miteinanders. So auch das Karate. Es bezieht sich auf eine elementare Form des Universums, also einer Leere, und meint damit die innere Freiheit.

Diese Haltung ist eine Lebensschule und wird mit zunehmender Erkenntnis und Übung zu einem Lebensweg: Karate-Dô. Im Karate ist Dô das jeder Übung zugrunde liegende Prinzip. Dô ist ein Weg, durch den die Essenz der Philosophien und Religionen, das Bewusstsein um menschliche Werte im individuellen Verhalten sichtbar werden und weit über den Intellekt hinaus das Denken und Handeln des Einzelnen bestimmt.

Lebensschule

Als Prinzip ist Dô demnach nichts ausschließlich Asiatisches, sondern auch in anderen Kulturen unter jeweils anderen Benennungen bekannt, da sich der Mensch überall auf der Welt mit den Zusammenhängen des Lebens, mit Ursachen und Wirkungen und mit der Frage nach dem Sinn beschäftigt. Wer diesen Betrachtungen folgen kann, der erkennt, dass es nicht um „Bekämpfen“ anderer gehen kann.

Auch Gedanken wie „Wettkampf“ und Besiegen liegen fern. Viele schlagen den Weg ein, um so etwas wie „Selbstverteidigung“ erlangen zu wollen, lernen auf dem Weg allerdings schnell, dass es um genau das Gegenteil geht. Im Karate geht es vielmehr um Selbstbetrachtung. Der Kampf richtet sich nicht gegen einen Gegner, sondern gegen das, was wir vielleicht unter „Ego“ verstehen.

Die Dimension im Karate, die den Menschen zur Ergründung seines ursprünglichen Selbst führt, hat im Zen ihre Wurzeln. Nur wer sich selbst betrachtet wie in einem Spiegel, der kann Körper und Geist zur Mitte vereinen. Dazu bedient er sich einer Kunst, deren Ziel jedoch über das Erlernen der Formen hinaus in einer inneren Auseinandersetzung besteht, woraus sich die Möglichkeit zum Weg ergibt.

Karate ist eine Chance, sich selbst im Zentrum der Bewegung zu finden. Dô bedeutet also wörtlich übersetzt Weg und dies hat einen hohen Stellenwert im Karate. Der eigene Weg hin zur Freiheit, Offenheit und Liebesfähigkeit ist ein zentrales Anliegen, das Macht und jegliche Gewalt ausgrenzt.

Gewalt ist Zeichen der Unfreiheit

Denn Gewalt ist ein Zeichen von Unfreiheit. Es ist eine Tatsache, dass Gewalt gegen andere sich immer auch gegen uns selbst richtet und dass Liebe für andere nicht möglich ist ohne Liebe zu uns selbst.

Diesen Weg zu beschreiten bedeutet nun, „gegenwärtig“ zu werden. Dies bringt die Konfrontation mit Widerständen mit sich, die sowohl durch das alltägliche Umfeld als auch durch den eigenen Charakter aufkommen. Es gilt, sich den Widerständen zu stellen, anstatt sie zu verdrängen. Der erste Schritt besteht darin, die Verantwortung für sein eigenes Handeln zu erkennen und zu übernehmen.

Hier geht zu den Internetseiten der Karateschule

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