Freudenberg – Bewegender Abschied von Luise

Im katholischen Gottesdienst banden die Besucher ihre Gebete für Luise symbolisch mit Bändern in einen Ginkgo­baum, der inmitten der Kreuzwegstationen eingepflanzt wurde. (Foto: St.-Marien-Gemeinde Freudenberg)

Mit einer Trauerfeier in der evangelischen Kirche in Freudenberg haben sich Familie und Freunde von der getöteten Luise verabschiedet. Auch die katholische Kirchengemeinde betete in ihren Gottesdiensten für das mutmaßlich von gleichaltrigen Freundinnen getötete Mädchen.

Freudenberg. Mit einer bewegenden Trauerfeier haben in der vergangenen Woche Familie und Freunde von Luise sowie Menschen aus Freudenberg und der ganzen Region Abschied von der getöteten Zwölfjährigen genommen. „Wie trostreich zu erleben, wie wir zusammenstehen und euer Leiden mit zu unserem Leiden machen“, sagte Pastor Thomas ­Ijewski, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Freudenberg, in der Trauerfeier, zu der der engste Familien- und Freundeskreis geladen war. Im Namen der Familie dankte ­Ijewski ausdrücklich auch allen Menschen, die der Trauerfeier bei einer Audioübertragung in der Aula des Freudenberger Schulzentrums sowie auf dem Schulhof beiwohnten. „Das tut gut, hier und heute nicht allein zu sein.“

In der Freudenberger Kirche stand der Sarg von Luise, umgeben von pastellfarbenen Blumengestecken, Kerzen und Engelsfiguren. Die Zwölfjährige war mutmaßlich von zwei gleichaltrigen Mädchen getötet worden. „Wer wollte es wagen, euch Trost spenden zu wollen?“, fragte Pfarrer ­Ijewski in seiner Predigt. Der Glaube sei schwer geworden in diesen Tagen. Fragen und Zweifel quälten. Doch bei aller scheinbaren Trostlosigkeit seien Luises Angehörige nicht ohne Trost: Die Familie, so habe sie ihm geschrieben, finde Trost in der festen Gewissheit, dass Luise sogar noch im Tode für andere Gutes tun könne: „Wildfremde Menschen gehen aufeinander zu, teilen ihre tiefsten Gefühle, sind füreinander da“, sagte ­Ijewski. „Menschen kommen einander näher und Hass darf keine Chance haben.“

Freudenburger Kirche ein Ort des Trostes

Und so bot auch ­Ijewski der Familie in seiner Predigt Worte des Trostes an. Die Freudenberger Kirche sei zu einem Ort des Trostes geworden, sagte er. In dem evangelischen Gotteshaus, in dem Luise bereits getauft worden war, hätten viele Menschen an das Mädchen gedacht, Kerzen entzündet, Blumen mitgebracht und in das ausliegende Kondolenzbuch geschrieben. Und: „Das, was hier an dem Gedenkort in unserer Kirche geschah, das passierte und passiert noch in unserem ganzen Ort, in unserer Stadt Freudenberg.“ Nicht nur die Freunde und Verwandten der Familie in der Kirche, sondern auch die vielen Hundert Menschen in und an der Aula wollten „ein Stück eures Leidensweges mit euch teilen, einfach mitgehen“. Eindringlich appellierte ­Ijewski an diese Menschen, die Familie auch in Zukunft zu begleiten: „Wenn andere Themen die Titelseiten der Zeitschriften und die Live­sendungen bestimmen. Wenn andere Aufgaben den Alltag von uns Menschen ausfüllen, dann werdet ihr immer noch jeden Tag an Luise denken.“

„Ganz zaghaft möchte ich von Jesus sprechen“

­Ijewski wünschte der Familie, dass sie auch im Glauben Trost finden möge. „Ganz zaghaft möchte ich von Jesus sprechen, so quälend sind die Fragen, die sich gerade uns Glaubenden stellen, so berechtigt alle Zweifel“, sagte der Pastor. Doch es sei ­Luises Patentante gewesen, der die Parallelen zwischen ­Luises Tod und dem Sterben Jesu Christi aufgefallen seien. Nicht nur falle ihr Todestag in die Passionszeit, in der Christen besonders an das Leiden und Sterben von Jesus erinnern. Jesus sei auch in seinem Leben den Leidenden besonders nah gewesen. Und am Ende seines Lebens sei er von einem seiner engsten Freunde verraten worden.

„Ja, ich kann es nicht anders sagen: Dieser Jesus hat Luises Leiden am eigenen Leib geteilt“, sagte der Pfarrer und fügte hinzu: „Darf ich euch die Hoffnung weitergeben, dass er ebenso auch seine Auferstehung mit Luise teilt? Dass er den Tod nicht siegen lässt, die Verzweiflung und Dunkelheit? Sondern dass er in der Nacht zum Ostersonntag den Sieg über den Tod errungen hat?“ Diese Hoffnung, sagte ­Ijewski, wünsche er der Familie von ganzem Herzen.

Im katholischen Gottesdienst banden die Besucher ihre Gebete für Luise symbolisch mit Bändern in einen Ginkgo­baum, der inmitten der Kreuzwegstationen eingepflanzt wurde. (Foto: St.-Marien-Gemeinde Freudenberg)

Baum steht für die Heilung des Hörens und Denkens

Auch die katholische Kirchengemeinde von Freudenberg hatte am Sonntag zuvor in der ­St.-Marien-­Kirche Luises gedacht und für sie gebetet. Pfarrer i. R. Wolfgang Winkelmann und Trauerbegleiterin Irmtrud von Plettenberg vom Seelsorgeteam des Pastoralen Raumes Siegen-­Freudenberg hatten in der Messfeier einen Ginkgo­baum aufgestellt – als ein mehrdeutiges Bild. Zum einen stehe der Baum für die Heilung des Hörens und Denkens, sagte von Plettenberg.

Sie ermutigte die Gottesdienstbesucher, mit Verstand den vielen Nachrichten zuzuhören. Eher unsichtbar an diesem noch winterlichen Baum sei das Leben, „doch die Knospen verweisen auf Hoffnung“, sagte sie. Die Ginkgo­blätter stünden zudem für Freundschaft. Vor allem bei Familien mit Kindern erlebt die Trauerbegleiterin verstärkt Nachfragen, dass Kinder Zweifel an ihren Freunden äußern, ob sie ihnen noch trauen können. Pfarrer Winkelmann und Irmtrud von Plettenberg verwiesen auf die starke Solidarität in den Dörfern von Freudenberg, die zu Hoffnung und Vertrauen ermutigen.

Die Gottesdienstbesucher waren anschließend eingeladen, ihre Hoffnungen, Wünsche und Gebete mit einem Band in den Baum zu binden. Dieser hat seinen Platz oberhalb der Kirche inmitten der Kreuzwegstationen gefunden. Weitere Bänder liegen im Kircheneingang bereit und können an den Baum gebunden werden.

Jasmin Maxwell-Klein/Markus Jonas

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