30.09.2016

Esel und andere Irrtümer

Foto: Petra Bork / pixelio

Im hessischen Vogelsberg hat neulich ein Esel ein orangefarbenes Auto angeknabbert, einen McLaren – und so einen Schaden von 30 000 Euro angerichtet. So stand es in der Zeitung. Die Polizei vermutet – wohl nicht ganz ernst gemeint – der Esel habe das Auto mit einer Möhre verwechselt.

von Claudia Auffenberg

Aber nehmen wir einfach mal an, dass die Polizei Recht hat: Dann wäre die Sache aus Sicht des Esels durchaus dramatisch. Man stelle sich nur sein Erschrecken und seine Enttäuschung im Moment der Erkenntnis vor: „Das ist ja gar keine Möhre!“

Nun, was kann man daraus lernen? Vielleicht dies: Dass man im Leben keine allzu voreiligen Schlüsse ziehen sollte, weil eben Dinge nicht immer das sind, wonach sie aussehen. Das gilt übrigens nicht nur für möhrenfarbene Autos, sondern zum Beispiel auch für vermeintliche Schnäppchen, für allzu simple politische Versprechen und – um den heiligen Bogen zu schlagen – das gilt auch für Gott. Auch er bleibt im Letzten rätselhaft und die, die sich allzu sicher sind und zu wissen meinen, wo und wie er ist, können damit erheblichen Schaden anrichten bzw. erleiden.

Wie aber kann man Gott erkennen und wer kann das? Spirituell begabte Menschen vielleicht? In der Bibel gibt es eine interessante Geschichte vom Seher Bileam. Als solcher steht er natürlich in engem Kontakt zu Gott, aber nun droht er auf eine schiefe Bahn zu geraten. Er ist drauf und dran, sich kaufen zu lassen und gegen Gottes Wort zu handeln. Um ihn davon abzuhalten, stellt sich ihm ein Engel in den Weg, dreimal. Bileam sieht ihn nicht. Wer aber sieht den Engel? Richtig: sein Esel! Das Tier reagiert, doch aus Bileams Sicht ist der Esel störrisch und hat eine ordentliche Tracht Prügel verdient. Es braucht eine Zeit und sogar eine kleine Ansprache des Esels, bis der Seher nicht nur sieht, sondern erkennt, was es mit dem Verhalten des Esels auf sich hat.

Der hessische Eselsbiss ins teure Auto könnte also einen ganz anderen Hintergrund haben, aber auch hier sollte man besser keine voreiligen Schlüsse ziehen …

 

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