Die Knastkrippe
Die neue Krippe der JVA Herford wurde vom Holzbildhauer Rudi Bannwarth geschaffen. Foto: Andrea Fabry
von Markus Jonas
Nach fast genau einjähriger Planung steht sie nun in der Kirche: die Knastkrippe, die vom Holzbildhauer Rudi Bannwarth aus Ettlingen bei Karlsruhe angefertigt wurde. „Denkt man sich die Figuren und vor allem den Stern weg, dann hat man den Knast vor Augen, wie er wirklich ist“, erklärt einer der beiden JVA-Seelsorger, Stefan Thünemann. An der Wand der Krippe, die auch eine Zelle ist, sieht man ein großes Fahndungsplakat: „Wanted“ – gesucht wird dort offenbar Jesus selbst. In der Mitte der Szenerie sitzt ein Inhaftierter auf seinem Bett. Die authentische Darstellung ist auch so gewollt. „Selbst Maria und Josef sind äußerlich nicht die, die wir uns immer vorstellen“, sagt Seelsorger Michael King.
Ispiration aus zwei Tagen im Gefängnis
Vor einem Jahr war der Künstler Rudi Bannwarth für zwei Tage in der JVA zu Besuch. Im Gepäck hatte er nur die Idee, die klassische Krippendarstellung in die Gegenwart zu übertragen. Für die Umsetzung dessen wurde er schon mehrfach ausgezeichnet. Wie dies für die JVA in Herford geschehen könnte, entwickelte sich im Gespräch mit Inhaftierten.
Figuren mit ungewöhnlichen Rollen
Maria wurde zur Mutter eines Gefangenen und Josef zum Großvater, weil die Väter der Inhaftierten zu oft fehlen. Nur das „Jesuskind“ blieb lange offen. So sitzt nun ein Inhaftierter inmitten der Szene. An Weihnachten umringt von seiner Mutter und dem Großvater im Haftraum. Eine erklärungsbedürftige Krippe – aber genau das ist gewollt.
Die beiden Seelsorger der JVA Herford, Michael King und Stefan Thünemann, sind am Ende nicht nur froh und glücklich darüber, dass diese ungewöhnliche Krippe nun endlich da ist, sie sind ebenso dankbar, dass die angesprochenen Sponsoren und Spender ohne Zögern zugesagt haben.
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