Der Synodale Weg – Gut, auf dem Weg zu sein
Blick in den Sitzungssaal im Congress Center der Frankfurter Messe während der zweiten Synodalversammlung am 30. September 2021 in Frankfurt.
Anfang Februar soll die nächste Synodalversammlung stattfinden – als 2G+. So ist der Plan. Bis dahin setzen wir unsere Reihe „Synodales Tagebuch“ fort. Finja Miriam Weber macht den Auftakt. Auch in diesem Jahr war die Advents- und Weihnachtszeit eher von wenigen, dafür aber intensiven Kontakten geprägt. Über kurz oder lang wurde bei den Begegnungen der Synodale Weg zum Thema: Wie geht es mir und den Beteiligten? Wo befindet sich der Prozess gerade und was sind meine Wünsche und Erwartungen?
Diejenigen, die sich kirchenpolitisch weniger interessieren und die den Synodalen Weg nur sporadisch verfolgen, stehen den Entwicklungen skeptisch gegenüber. Die kirchlich Engagierten wechseln zwischen Hoffnung und Ablehnung dem Prozess gegenüber.
Am meisten gefreut hat mich, wenn die Menschen danach gefragt haben, wie es mir geht, auf dem Synodalen Weg, mit all dem, was damit zusammenhängt. Meine erste Antwort war meist: Ich bin müde. Trotz vieler Schwierigkeiten in den letzten Monaten macht mir die Arbeit noch Freude. Am meisten strengt mich die „hohe Theologie“ an, welche wir behandeln und welche ich auch nach 1,5 Jahren Theologie-Studium nur bedingt verstehe. Der Aufwand, um die Texte zu verstehen und mir meine eigene Meinung zu bilden, ist für ein Ehrenamt, das ich „nebenher“ mache, sehr groß.
Der Synodale Weg – Die Zeit reicht nicht aus, um sich mit allen Themen zu befassen
Die zweite, häufig gestellte Frage war, wo wir gerade stehen und was wir in den letzten Monaten erarbeitet haben. Eine große Erkenntnis ist, dass es so viele wichtige Themen gibt, die in die Synodalversammlung gehören, wir dafür aber keine Zeit haben. Der Synodale Weg wurde zwar um eine weitere, fünfte Synodalversammlung erweitert, aber auch mit den zusätzlichen Tagen schaffen wir es nicht, uns mit allen Themen zu befassen.
In den Synodalforen ist in der letzten Zeit viel passiert. Alle Foren haben im September 2021 bei unserer zweiten Synodalversammlung erste Texte vorgelegt, über die wir beraten und abgestimmt und zur Weiterarbeit zurück an die Gremien verwiesen haben. Der Arbeitsprozess bis zur Textvorlage in der Versammlung ist aufwendig und oft anstrengend. Ich habe bei einigen Texten des Frauenforums mitgeschrieben. Schon in der Kleingruppe sind Meinungsunterschiede da, die im Synodalforum noch breiter werden. Der Synodale Weg mit seiner Vielfalt ist einerseits positiv, bringt aber andererseits ein Ringen um Inhalte und letztlich Formulierungen mit sich. Zum Teil wurden angenommene Texte aus dem September schon für die zweite Lesung im Februar fertiggestellt, um dort endgültig verabschiedet zu werden.
Präsenztreffen sind sehr wichtig
Diese Versammlung im September vergangenen Jahres war die erste in Präsenz nach Corona. Hier habe ich wieder gemerkt, wie wichtig der Austausch in dieser Form ist. Der Weg dorthin war durch die Pandemie sehr beeinträchtigt. Im September 2020 trafen wir uns in fünf Gruppen dezentral an fünf Orten in ganz Deutschland. Neben der Lesung erster Textideen des Frauen- und Sexualforums stand hier der Austausch über die Auswirkungen der Pandemie auf unsere Kirche / den Synodalen Weg im Mittelpunkt. Dabei ging es vor allem um das gegenseitige Zuhören und den Austausch. Im Februar 2021, als wir uns digital trafen, standen Texte aus dem Macht- und dem Priesterforum auf der Tagesordnung.
Dazwischen fanden unzählige digitale Treffen in Klein- und Untergruppen statt. Mir war vor allem der Austausch in der U-30-Gruppe wichtig für meine Motivation und den Spaß an der Weiterarbeit.
Erwartungen sind kleiner geworden
Eine letzte Frage zielt meistens auf meine Einschätzung und meine Wünsche ab. Meine Erwartungen bezüglich der inhaltlichen Ziele sind kleiner geworden. Ich wünsche mir, dass wir Schritte zu einer zukunftsfähigen Kirche von morgen machen. Dies beinhaltet für mich auch die Möglichkeit, Themen und „Gesetze“ der Kirche zu hinterfragen und gemeinschaftlich mit Klerikern und Laien und Laiinnen darüber zu entscheiden. Ich wünsche mir, dass sich die Kirche an dem orientiert, was Menschen heute brauchen, auch wenn dies eine Veränderung von kirchlicher Lehre bedeutet. Meine Hoffnung ist, dass wir es schaffen, eine gemeinsame Sprache zu finden, die der Theologie genauso gerecht wird wie uns Menschen: klar und gut verständlich.
Mit welchem Ergebnis wir aus dem Synodalen Weg gehen werden? Das weiß wohl keiner. Ich finde es gut, auf dem Weg zu sein, das Ziel im Blick und mit Menschen, die den Weg gemeinsam gehen, an der Seite. Auf dass wir gemeinsam an einer glaubwürdigen, zukunftsfähigen Kirche arbeiten.
Über die Autorin
Finja Miriam Weber, Pfadfinderin aus Paderborn, gehört zu den jüngsten Synodalinnen und Synodalen. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) auf der Insel Wangerooge studiert sie jetzt Theologie und Geografie auf Lehramt in Bochum. Sie lebt in Dortmund und ist dort Mitglied im Pfadfinderstamm Franziskus Xaverius in Barop.