Beim heiligen Antonius fündig geworden
Die Archäologen Dr.Wolfgang Messerschmidt (links) und Dr.Sven Spiong (2.v.r.) zeigen Bürgermeister Christoph Rüther (2.v.l.) und Bauamtsleiter Sebastian Döring die Grabungen. Foto: Jonas
Bad Wünnenberg. „Sancte Antoni, ora pro nobis“– „Heiliger Antonius, bitte für uns“: Seit rund 120 Jahren werden Passanten von dem Bildstock unter zwei Linden außerhalb von Bad Wünnenberg zum Gebet angeregt. Nur wenige Schritte vom Bildstock des Heiligen, der gern bei verlorenen Gegenständen angerufen wird, sind Archäologen nun fündig geworden: In dem neu ausgewiesenen Baugebiet mit Blick auf die Kirche St.Antonius wurden zwei mehr als 2000 Jahre alte Hofstellen entdeckt. Es ist die bisher älteste Siedlung der Region.
von Markus Jonas
Dass sich auf dieser Hochterrasse oberhalb der damals abgelegenen Täler der Golmeke und der Afte eine Siedlung befunden haben könnte, hatten Archäologen schon länger vermutet. Denn in der Nähe gibt es auch viele Grabhügel aus der Zeit um 1500 vor Christus, als die Menschen noch als Nomaden mit ihren Viehherden durch das Aftetal zogen. Als Bad Wünnenberg nun ein Neubaugebiet an dieser Stelle auswies, wurden die Archäologen um Dr. Sven Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen, hellhörig und fingen an zu graben.
Dunkle Verfärbungen
Sie fanden dunkle Verfärbungen im Boden, wo sich einst Häuserpfosten befanden. Die beiden neu entdeckten Einzelhöfe sind etwa 50 Meter lang und 30 Meter breit. Sie liegen etwa 150 Meter voneinander entfernt. Weil kein Saatgutspeicher gefunden wurde, schließen die Archäologen, dass die damaligen Bewohner wohl Viehbauern gewesen seien. Das Wohnhaus habe höchstens 25 Quadratmeter Wohnfläche gehabt. Zum Hof gehörten zudem zwei kleine Speicher, wahrscheinlich für Heu, und ein Schuppen.
Die beiden neu entdeckten Einzelhöfe seien „etwas ganz Besonderes, eine Sensation“, sagt Sven Spiong. Keramikstücke sowie eine kleine Klinge aus Feuerstein wurden in einer Grube entdeckt, die als Kühllager für Lebensmittel genutzt wurde. Die Experten gehen davon aus, dass die Siedlung 2300 Jahre oder sogar älter sein kann. Gefunden wurde auch Holzkohle, die in den nächsten Monaten nun mittels der C14-Methode auf das Jahrhundert genau datiert werden kann.
Überregional von Bedeutung
Der Fund ist ein Novum für die Region. Bisher gibt es vergleichbare Grundrisse von Hofstellen aus dieser Zeit nur aus schon länger besiedelten Regionen wie der Warburger Börde oder der Hellwegbörde. Und sollten die Höfe sich auf die Zeit um 500 vor Christus datieren lassen, wäre das auch eine überregional bedeutsame Sensation, sagt Spiong.
Christoph Rüther, Bürgermeister von Bad Wünnenberg, freut sich über den archäologischen Fund: „Die besondere Siedlungsgunst unserer Region wussten die Menschen schon vor über 2000 Jahren zu schätzen.“ Der offenbar damals schon beliebte Ausblick von der Hochterrasse sei auch für aktuelle Bauherren attraktiv. Für die 108 Bauplätze gebe es schon mehr als 180 Interessenten.
Bei der Planung des Baugebietes wurde übrigens eine Ecke ausgespart: Dort steht der alte Bildstock des heiligen Antonius. War er nach seiner Fertigstellung 1900 der schönste Bildstock der Umgebung, fristete er zuletzt ein Schattendasein an der viel befahrenen B480. Weil die im nächsten Jahr nach der Fertigstellung einer Talbrücke verlegt wird, rückt der Bildstock nun wieder mehr in den Blickpunkt.