Altarsegnung krönt jahrelangen Neugestaltungsprozess
Mit einem feierlichen Pontifikalamt hat zum Ende des Heiligen Jahres im Mindener Dom ein außergewöhnliches Bau- und Gestaltungsprojekt seinen liturgischen Abschluss gefunden.
Der Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz nahm gemeinsam mit Dompropst Roland Falkenhahn die Altarsegnung für den neuen Unterbau der Goldenen Tafel sowie für das neu geschaffene Taufbecken vor. Die Segnung markierte zugleich den Abschluss der Neugestaltung des Hochchores, deren Anfänge bis ins Jahr 2018 zurückreichen.
In seiner Ansprache würdigte Erzbischof Bentz ausdrücklich das langjährige Engagement des überkonfessionellen Dombau-Vereins Minden (DVM). Er hob dabei insbesondere das Wirken des Vorsitzenden Hans-Jürgen Amtage sowie der Vorstandsmitglieder Annemarie Lux, Andreas Kresse und Hans-Jürgen Trakies hervor. Der Erzbischof betonte den ökumenischen Gedanken, der den Dombau-Verein trage und der weit über Konfessionsgrenzen hinaus für den Dom, für Minden und für alle Gläubigen Positives bewirke.
Erste Planungen
Die nun abgeschlossene Neugestaltung des Hochchores ist das Ergebnis eines mehrjährigen, sorgfältig abgestimmten Planungs- und Entscheidungsprozesses mit zahlreichen Beteiligten. Im September 2018 hatte der DVM-Vorsitzende Hans-Jürgen Amtage erstmals öffentlich über die Priorisierung anstehender Maßnahmen im Hochchor informiert. Schon damals zeichnete sich in enger Abstimmung mit dem Kirchenvorstand ab, dass insbesondere der Bereich um die Goldene Tafel – eines der herausragenden Kunstwerke des Domes – einer grundlegenden Weiterentwicklung bedurfte. In der Folge wurden Gespräche mit Architektin Ines Gruß (damals Büro Baumewerd, heute Büro Birker) aufgenommen.
Anfang 2019 sprach sich der Vorstand des Dombau-Vereins in Abstimmung mit dem Kirchenvorstand für eine grundsätzliche Finanzierungszusage des Gesamtprojekts aus. Benannt wurden mehrere Teilprojekte, darunter der neue Unterbau der Goldenen Tafel, Überlegungen zu modernem Chorgestühl und flexiblen Bestuhlungsformen sowie perspektivisch auch ein neues Taufbecken. Ein wesentlicher Meilenstein wurde Anfang 2020 erreicht, als der Kirchenvorstand die gemeinsam erarbeitete „Variante 2.0“ freigab, die im Kern der heutigen Gestaltung entspricht. Von Beginn an war vorgesehen, den Unterbau der Goldenen Tafel auch als Altar für Werktagsmessen zu nutzen und eine Reliquie der heiligen Sophia von Minden zu integrieren.
Die Corona-Pandemie führte anschließend zu einem mehr als zweijährigen Stillstand. Erst 2022 konnte der Prozess wieder aufgenommen werden. Vor dem Hintergrund der zugesagten Komplettfinanzierung übernahm der Dombau-Verein in enger Abstimmung mit dem Kirchenvorstand erstmals selbst die Rolle des Auftraggebers, um Entscheidungswege zu verkürzen und die Umsetzung zu beschleunigen. Trotz zeitweiser kontroverser Diskussionen innerhalb der Domgemeinde – insbesondere zu liturgischen Fragen – bekräftigte der DVM mehrfach seine Aufgabe als Förderverein und seine umfassende Finanzierungszusage.
Neue Dynamik erhielten die Planungen durch die Entscheidung, den bisherigen Volksaltar mit den sogenannten rund acht Jahrhunderte alten Staufischen Platten aus konservatorischen Gründen dauerhaft in den Domschatz zu überführen. Architektin Ines Gruß entwickelte daraufhin eine weiterführende Gestaltungsvariante, die einen Altar unter der Goldenen Tafel, einen neuen Volksaltar, flexible Bestuhlungsvarianten sowie ein Taufbecken im Hochchor vorsieht. Diese Planungen wurden in enger Abstimmung mit dem Erzbistum Paderborn weiterentwickelt und bis zur Ausführungsreife gebracht.
Baubeginn 2025
Im Mai 2025 begannen schließlich die Bauarbeiten. Sie erfolgten in enger Zusammenarbeit zwischen Architektin, Kirchenleitung, Vorstand des Dombau-Vereins, heimischen Handwerksbetrieben sowie unter Einbindung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe als Denkmalbehörde. Die Aufträge für den Unterbau der Goldenen Tafel und den neuen Taufstein wurden erteilt, die neue Bestuhlung an die Tischlerei Hiese aus Porta Westfalica. Der Dombau-Verein finanziert die gesamte Maßnahme mit einem mittleren sechsstelligen Betrag. Zusätzlich wird das neue Chorgestühl durch Fördermittel des Heimatministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt.
Im Anschluss an den Pontifikalgottesdienst unterstrichen Dompropst Falkenhahn und DVM-Vorsitzender Amtage im Gespräch mit Erzbischof Bentz das hervorragende Zusammenspiel aller Beteiligten. Besonders hervorgehoben wurden die Arbeit von Architektin Ines Gruß, der heimischen Handwerksbetriebe sowie von Juwelier Laufer, der den modernen Schrein für die Gebeine der heiligen Sophia gefertigt hat. Dieser Schrein wird nach einer zuletzt aufgetretenen Beschädigung bei der Feuervergoldung in einem süddeutschen Fachbetrieb in Kürze seinen endgültigen Platz im Unterbau der Goldenen Tafel finden.
Mit der Altarsegnung findet damit ein außergewöhnliches Projekt seinen sichtbaren und liturgischen Abschluss – ein Projekt, das die historische Substanz des Mindener Domes bewahrt und ihn zugleich behutsam in die Zukunft führt.