Wallfahrtsort – Marias tönende Zeugen

Die Loretokapelle ist der erste bekannte Ort der Marienverehrung in Marienloh.(Abbildung: privat)

Schon im Mittelalter pilgerten Menschen zum Gnadenbild der Maria in einen kleinen Ort zwischen Paderborn und Lippspringe, der anfänglich Bendesloe, dann Marienloh genannt wurde. Viele Bauwerke erinnern heute in dem Wallfahrtsort an die Geschichte. Es gibt aber auch „sprechende“ Denkmäler.

Paderborn-Marienloh (Te/Dom). Die Dorfhistorie von Marienloh wurde seit vielen Jahrhunderten von der Existenz als Wallfahrtsort geprägt. Die Pfarrkirche St. Joseph feiert in diesem Jahr die Weihe vor 175 Jahren. Schon vom ersten Tag an war die Kirche Ziel der Pilgerinnen und Pilger, die zum Gnadenbild „Mutter der sieben Freuden“ pilgerten.

Vorgängerin der Pfarrkirche war die 1678 erbaute Loretokapelle, die auf einem Bauernhof am Rand Marienlohs in Richtung Lippspringe stand. Die Kapelle beherbergte das Gnadenbild. Im Kapellengiebel befand sich eine kleine Glocke. Bis heute trägt das Gehöft in Marienloh den Beinamen „Klokenhof“.

Die Familienchronik Füller-Schlichting aus Marienloh hält die lateinische Inschrift der kleinen Glocke fest. Übersetzt stand dort: „Im Jahre 1704 ist diese Glocke gegossen zu Ehren der glückseligen Jungfrau Maria zu Marienloh.“

Die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Joseph in Marienloh. (Foto: privat)

„Gottesmutter, (J)ungfrau Magd, / alle unsere Not sei dir geklagt.“

Die kleine Glocke wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Kirchenneubau von 1848 übernommen. Allerdings ähnelte auch die neue Kirche eher einer Kapelle. Erst 1935 konnte das Bauwerk erweitert werden, um den inzwischen auf 510 angewachsenen Katholiken von Marienloh ausreichend Platz zu bieten. Zudem war die Zahl der auswärtigen Kirchenbesucherinnen und -besucher ständig gewachsen. Sie pilgerten zum Gnadenbild „Mutter der sieben Freuden“.

1937 schlug die alte, kleine Glocke das letzte Mal. Die Pfarrgemeinde erhielt drei neue, wesentlich größere Nachfolger. Die mittlere der Glocken im Marienloher Pfarrturm nahm die Tradition des Vorgänger-Glöckleins auf und wurde der Gottesmutter Maria geweiht. Die Inschrift auf dem Klangkörper lautete: „Gottesmutter, I(J)ungfrau Magd, / alle unsere Not sei dir geklagt.“

In den zehn Jahren nach ihrer Weihe erlebten die drei Glocken in Marienloh eine wechselvolle Zeit. 1942 wurden die Marien-Glocke und die größte Glocke „Heilige Dreifaltigkeit“ abtransportiert. Sie sollten für die Herstellung von Waffen eingeschmolzen werden. Nur die kleinste Glocke „St. Joseph“ blieb im Turm. Zur Einschmelzung kam es nicht, die Marienloher Glocken überstanden den Krieg auf dem „Glockenfriedhof“ in Lünen. Von dort wurden sie 1937 von Marienloher Landwirten in den Ort zurückgeholt.

„Kampfesnot“, „Glaubensnot“, „Sorge ums Brot“

Zehn Jahre zuvor, während der Weihe, hatten die Marienloher 1937 für jede Glocke ein eigenes Gebet gesprochen. In dem Gebet für die Marienglocke heißt es:

„Gottesmutter, reine Magd, / all unsere Not sei dir geklagt. / Not unserer Väter: Sorge ums Brot, / Not unserer Mütter: Herzensnot / um unserer Kinder Wohlfahrt und Seligkeit. / Not unserer Jugend: Kampfesnot, / Höchste Not, Glaubensnot unserer Zeit! / Not unseres Volkes, Not der Welt!“

1937 klingen die Sorgen vor dem bevorstehenden Ausbruch des Zweiten Weltkriegs durch. Aber die Worte haben auch heute Bedeutung. „Kampfesnot“, „Glaubensnot“, „Sorge ums Brot“ sind Begriffe, die angesichts von Ukrainekrieg, Inflation und Kirchenkrise passen. Die Marienwallfahrt nach Marienloh ist aktuell wie eh und je – auch wenn die Nöte und Ängste, denen wir heute ausgesetzt sind, alles andere als wünschenswert sind.

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