Wo Licht gemacht wird

Aus diesen Metallrohren werden im Laufe der Produktion die unterschiedlichsten Lampengestelle. (Foto: Patrick Kleibold)

Die Sehnsucht nach Licht ist in diesen Wochen besonders ausgeprägt: Es ist dunkel und man hat an manchen Tagen das Gefühl, dass es gar nicht richtig hell wird. Umso schöner, wenn in der Wohnung auf Knopfdruck das Licht angeht und es gemütlich wird.

Arnsberg-Neheim. „Usselig“ ist es an diesem frühen Freitagmorgen, neblig, kalt und düster. Doch der Tag verspricht noch hell zu werden – unabhängig von Witterung und Sonnenstrahlen. Der Weg zum Licht führt nach Arnsberg-­Neheim, der „Stadt der Leuchten“. In seiner Blütezeit vor rund 100 Jahren drängten sich die Lampenhersteller und ihre Zulieferer in dem Ort regelrecht. Keine andere Stadt in Deutschland kam gemessen an der Einwohnerzahl an diese Licht-­Quote heran. Noch immer gibt es in Neheim, das heute zu Arnsberg gehört, zahlreiche Unternehmen, die Lampen herstellen und dafür sorgen, dass es auch in diesen Tagen nicht dunkel bleibt. Eine davon ist die Firma Schmidt Leuchten.

Gegründet wurde die Firma 1957 von Herbert Schmidt mit einer ganz speziellen Idee. Er kaufte auf den Höfen in der Umgebung alte Wagenräder und stellte daraus rustikale Lampen für Wohnzimmer her. Heute leiten Paul Michael Schmidt sowie seine beiden Söhne Matthias und Maximilian das Unternehmen gemeinsam in zweiter und dritter Generation. Vieles hat sich gewandelt, aber auf eines kommt es auch 65 Jahre nach der Firmengründung noch an; nämlich die richtige Idee zum rechten Zeitpunkt zu haben.

Individuelle Lösungen

„Früher wurde bei uns in erster Linie für den Fachhandel produziert, vor rund 20 Jahren haben wir uns dann eher in Richtung des Objektgeschäftes orientiert“, beschreibt Matthias Schmidt die heutige Unternehmens­ausrichtung. Lampen für den Wohnbereich hat die Firma weiter im Angebot, doch der Fokus liegt laut Inhaber auf „individuellen Licht-­Lösungen etwa für die Gastronomie und Hotels oder auch für Kirchen“.

Unabhängig ob in Kirche, Küche oder Hotellobby sind die prinzipiellen Voraussetzungen immer die gleichen, denn die unterliegen den Gesetzen der Physik.Naturwissenschaftlich betrachtet ist Licht eine Form elektromagnetischer Strahlung; genau genommen sind es die für das menschliche Auge sichtbaren Anteile des gesamten elektromagnetischen Spektrums.

Die technische Seite klingt kompliziert, eine andere ist einfacher nachvollziehbar: Denn Licht bedeutet immer auch Gefühle, Stimmungen. Wer einmal in einem Wohnzimmer gesessen hat, wo die Beleuchtung eher Wartesaal-­Atmosphäre ausstrahlt, weiß, was der Experte meint, wenn er sagt: „Licht ist nicht gleich Licht.“ Matthias Schmidt: „Während man im Wohnbereich ein eher warmes Licht von rund 2 700 Kelvin bevorzugt, braucht man in anderen Zusammenhängen eine Beleuchtung, die eher dem Tageslicht entspricht – zum Beispiel am Arbeitsplatz.“ Glühbirnen gaben konstruktionsbedingt ein von der Farbtemperatur warmes Licht ab, bei der aktuellen LED-­Technik ist das anders: „Sie erzeugt ein weißes und damit kalt wirkendes Licht. Die Farbtemperatur lässt sich aber technisch ändern und dem jeweiligen Einsatzbereich anpassen.“ Matthias Schmidt: „Auch wenn wir Licht im Alltag nicht immer bewusst wahrnehmen, bestimmt es unser Befinden.“

Echte Handarbeit

Beim Gang durch das Lager der Firma wird einer der Gründe nachvollziehbar, warum sich in Neheim die Leuchtenherstellung so konzentrierte: Metall in allen Formen – Vierkant- und Rundrohre in den unterschiedlichsten Abmessungen, Bleche in verschiedenen Stärken, Messing oder Stahl – liegt in langer Reihe in den Regalen. „Leuchtenherstellung bedeutet zum großen Teil Metallverarbeitung“, sagt Matthias Schmidt. „Schon vor der Entdeckung der Elektrizität und ihrer Nutzung zur Beleuchtung gab es in Neheim und Umgebung viele metallverarbeitende Betriebe“, erklärt der Firmenchef weiter. Ein Grund dafür: Wasserkraft war im Sauerland reichlich vorhanden und relativ einfach zu nutzen, um Maschinen anzutreiben.

Ein so umfassendes Lager mit unzähligen Teilen steht für „hohe Fertigungstiefe“, wie es im Wirtschaftsdeutsch heißt. In den Produktionshallen bei Schmidt Leuchten wird deutlich, was das für die Praxis bedeutet: Umfangreiches Know-­how und hohes handwerkliches Können sind Voraussetzungen dafür, dass aus dem Material das wird, was sich die Kunden wünschen. „Wir fräsen, drehen und löten noch selbst“, heißt es in der Werbung der Firma. Lackieren oder Polieren bei der Oberflächenbearbeitung geschieht ebenfalls direkt im Betrieb. In Sachen Handarbeit führen die heutigen Inhaber die Tradition des Firmengründers fort.

Höchste Präzision

Faszinierend zu sehen, wie aus Vierkant­rohr ein Lampengestell entsteht, wenn mit höchster Präzision gebohrt, geschweißt und geschliffen wird. Matthias Schmidt: „Weil wir individuelle Lösungen anbieten, ist es für uns sehr wichtig, den Großteil der Produktion in eigener Hand zu haben. Etwa wenn es darum geht, schnell ein funktionsfähiges Muster zu bauen.“ Ergänzt wird dieses System durch Zulieferer im Umkreis. Ein wichtiger Punkt, wenn es zum Beispiel um individuelle Licht-­Lösungen für Hotels oder Kirchen geht. „In unserem Segment ist es das A und O, zeitnah und unkompliziert auf Kundenwünsche eingehen zu können.“ Deshalb sollte das Lager immer gut bestückt sein – vom kleinsten Elektronikteil bis zum massiven Metallrohr.

Doch ehe gebaut werden kann, muss konstruiert werden. Hier kommt Andreas Schauerte ins Spiel. Seine Aufgabe ist es, die Wünsche und Vorstellungen der Kunden mit den technischen Möglichkeiten in Einklang zu bringen. „Ganz egal, wo ich bin, ich schaue immer zuerst nach dem Licht“, sagt Schauerte lachend und blickt von seinem Rechner hoch: „Das ist eine Art Berufskrankheit.“ Auf seinem Computerbildschirm dreht sich der Entwurf für ein ringförmiges Objekt. Genaues will der Konstrukteur noch nicht verraten, nur so viel: Es geht um das Lichtkonzept einer Kirche in Saalhausen. „Eine erste Idee“, erklärt Schauerte und greift dann wieder zur Computermaus.

Licht für Kirchen

Für Matthias Schmidt sind Lichtkonzepte für Kirchen immer wieder „Highlights“ im wahrsten Sinne des Wortes. „Moderne Technik wie zum Beispiel eine Computersteuerung macht heute vieles möglich, was vor nicht allzu langer Zeit noch völlig undenkbar war.“ Kunstwerke lassen sich durch Spotbeleuchtung in Szene setzen, gleichzeitig sollen die Gottesdienstteilnehmer aber nicht „im Dunkeln tappen“ müssen: „Es muss zum Beispiel gewährleistet sein, dass man gut im Gotteslob lesen kann.“ Gute Lichtverhältnisse für die Besucher mit einer Lichtsetzung zu verbinden, die die Architektur hervorhebt und auch in der Liturgie Akzente setzt – das ist eine He­rausforderung, die sich am besten im Team lösen lässt: „Wenn Architekt, Kirchenvorsteher, Hersteller und Lichtplaner an der Entwicklung so eines Konzeptes beteiligt sind, kommt auch etwas Gutes dabei heraus.“

Dunkelheit, Licht und Leuchten

„Lichtplanung“ ist ein wichtiges Stichwort

Matthias Schmidt: „Heute lässt sich viel am Computer simulieren.“ Mit den entsprechenden Vorgaben, was Abmessungen, Materialien oder Reflexionen beispielsweise durch Fenster betrifft, kann man die unterschiedlichsten Beleuchtungskonzepte durchspielen. „Bei großen Projekten ist das mittlerweile Standard, aber auch im privaten Bereich bietet das interessante Möglichkeiten.“ Eine gute Beleuchtung kostet gerade im gewerblichen Bereich oder in Kirchen viel Geld. Umso besser, wenn alles vorher so weit optimiert ist, dass auf der Baustelle nicht „hin und her“ probiert werden muss.

So faszinierend es ist, verschiedene Ideen und Konzepte in Sachen Licht und Beleuchtung am Rechner durchzuspielen und im Voraus einen Blick in einen virtuell optimal beleuchteten Raum zu werfen: Die Realität hat ihre eigenen Spielregeln – gerade bei besonderen Räumen wie Kirchen.

„Wenn alles fertig ist, die Schalter betätigt werden und zum ersten Mal die Lichter angehen, ist das immer wieder ein ganz besonderer Augenblick für alle Beteiligten“, sagt Matthias Schmidt. Dabei fallen ihm der große Altarringleuchter für die Kirche St. Alexander in Schmallenberg oder die speziellen Leuchtenstränge in der Drolshagener St.-Clemens-­Kirche ein: „Beispiele für ein gelungenes Zusammenspiel von Architektur, Liturgie und Licht.“

Text: Andreas Wiedenhaus
Fotos: Patrick Kleibold

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