13.10.2022

Der „Paderborn-­Test“ – Gang über unerforschtes Gelände

Wer wird es demnächst tragen? Ein violettes Pileolus ist die Kopf­bedeckung der Bischöfe und Äbte. (Foto: KNA)

Vom „Paderborn-­Test“ schrieb die ZEIT-­Beilage „Christ und Welt“, Bischof Georg ­Bätzing sprach von einem klugen Konzept. Das Vorhaben des Paderborner Domkapitels, ­Gläubige an der Bestellung eines neuen Bischofs zu beteiligen, findet Beachtung. Für Paderborn eine eher ungewohnte Situation.

Erzbistum (-berg/-haus/MID). Als die Synodalversammlung im Februar dieses Jahres beschloss, dass künftig nicht nur die Domkapitel an der Bestellung eines neuen Bischofs mitwirken, sondern auch Gläubige, da war schon klar. Das wird wohl in Paderborn zum ersten Mal Anwendung finden, denn der dortige Erzbischof wird als nächster Diö­zesanbischof die Altersgrenze von 75 Jahren erreichen. Rasch erklärte das Paderborner Domkapitel seine Bereitschaft dazu, den Beschluss umzusetzen. Nicht klar allerdings war, dass der Erzbischof ein Jahr früher als erwartet seinen Rücktritt anbieten würde. Und auch der Weg, wie diese Gläubigen nun zu bestellen seien, war bzw. ist noch nicht klar.

Es ist also ein Gang über noch unerforschtes Gelände, auf den sich das Domkapitel eingelassen hat. Immerhin: Der erste Schritt ist getan. Der Kreis der Gläubigen steht und es gab ein erstes Treffen mit dem Domkapitel. Insgesamt herrscht aber offenkundig noch große Unsicherheit über die Rolle der Gläubigen in dem Verfahren, zumal nicht klar ist, ob Rom den Weg mitgeht. Auch die Gläubigen selbst sind noch unsicher, nicht alle wollten mit dem Dom reden.

„Perspektive der Laien“ einbringen

Friedrich Schürmann ist Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Franziskus von Assisi in Hamm. Er habe sich vorgenommen, die „Perspektive der Laien“ in den Prozess einzubringen, sagt der 64-­Jährige. Die Verantwortung, die damit verbunden sei, scheue er nicht. Das erste Treffen schildert er als „offene Begegnung“. Schürmann gehört zu denen, die per Losverfahren in die Runde gekommen sind.

Für den Diö­zesanpastoralrat wurde Schwester Ulrike Brand entsandt. Druck empfinde sie nicht, sagt die Augustiner Chorfrau aus Paderborn. „Vielmehr habe ich das Gefühl, dass es im Erzbistum jetzt gut weitergeht.“ Dass das Metropolitankapitel sofort auf den Handlungstext des Syno­dalen Weges aufgesprungen sei, sieht sie als „gutes Zeichen ins Erzbistum hi­nein und auch nach außen für die deutsche Kirche.“ Die erste Sitzung sei von großer Offenheit geprägt gewesen, sagt Schwester Ulrike.

Der oft betonte geistliche Prozess bedeute für sie, dass die Bischofswahl nicht nur eine administrative Komponente habe. Man habe nicht nur im Plenum zusammen gebetet, sondern die Männer und Frauen der Gemeinschaft der Seligpreisungen hätten auch während der Sitzung im Liborianum nebenan in der Kapuzinerkirche Gebetswache gehalten. „Es entlastet mich zu wissen, dass wir es nicht alleine machen müssen, sondern dass uns der Geist und das Gebet begleiten.“ Konkrete Namen hat Schwester Ulrike noch nicht im Sinn. „Ich werde das jetzt alles mit in die Herbstferien nehmen und noch mal nachdenken und nachbeten. Ich habe die Hoffnung, dass es klappt“, antwortet sie auf die Frage nach einem möglichen Veto aus Rom. „Wenn nicht, bin ich froh über den Teil, den wir bis dahin mitgestalten konnten.“

Beteiligung der Laien ein wichtiger Schritt

Die Beteiligung der Laien sei ein wichtiger Schritt, sagt auch Gemeindereferentin Dagmar Wieners aus Bad Arolsen: „Als ich von diesem Schritt des Domkapitels erfuhr, war das eine gute Nachricht.“ Endlich hätten Laien ein Wort mitzureden, habe sie gedacht. Und jetzt durch das Losglück persönlich teilnehmen zu können, freue sie natürlich besonders. „Entscheidend ist dabei allerdings, dass man nicht seine persönliche Perspektive in den Mittelpunkt stellt.“ Schließlich gehe es darum, stellvertretend für viele Gläubige die Aufgabe zu übernehmen. Umso wichtiger sei es, zu „hören und wahrzunehmen“.

Die Profilentwicklung, die Teil des ersten Treffens gewesen sei, sei sehr demokratisch vonstatten gegangen: „Alle Vorstellungen flossen ein, und daraus wurde eine Prioritätenliste erstellt, die die Basis für weitere Überlegungen bildet.“ Daran mitwirken zu können, sei ihr sehr wichtig gewesen, sagt die Gemeinde­referentin.

Markus Ratajski ist der einzige Priester im Kreis der 14 Gläubigen, die an der Bestellung mitwirken. Er leitet das St.-Ursula-­Gymnasium in Attendorn und vertritt in der Runde die Direktorenkonferenz der vom Erzbistum Paderborn getragenen Schulen. Er findet es spannend, „in unseren bewegten Zeiten an so etwas mitzuwirken“. Allerdings dürfe die Rolle der Gläubigen nicht überschätzt werden. Seine Verantwortung sei nur ein Mosaikstein in dem ganzen Verfahren, sagt er. „Wir wirken an der Erstellung der Liste mit, die das Domkapitel nach Rom senden wird.“

Um Namen sei es bisher noch nicht gegangen

Dort liegen bereits mehrere Listen, weil auch die Diözesanbischöfe aus dem Gebiet des Preußenkonkordats regelmäßig Vorschläge nach Rom schicken. Um Namen sei es noch nicht gegangen, berichtet auch Ratajski, sondern zunächst mal um die Herausforderungen und das ­Profil eines möglichen ­Kandidaten. „Ich habe jetzt schon Respekt vor dem, der zu so etwas ja sagt.“ Irgendwann wird es wohl doch um Namen gehen. Als Priester hat er vielleicht einen gewissen Vorsprung, weil er mehr kennt als die anderen? Na ja, fragt er zurück: „Wie ­viele mögliche Kandidaten ­fallen ­Ihnen denn ein?“ Jedenfalls gehe er nicht davon aus, dass ­jemand irgendwann eine Liste mit zehn ­Vorschlägen mitbringe.

Bei dem Treffen von Vertretern des Metropolitankapitels und Laien-­Vertretern erfolgten zunächst gemeinsame Überlegungen zu erforderlichen Profileigenschaften des zukünftigen Erzbischofs. Es wurden beispielsweise Team- und Kooperationsfähigkeit, Besuchsbereitschaft in den Gemeinden vor Ort, Kontinuität in der Fortführung angestoßener Prozesse, wertschätzender Umgang mit allen Menschen, Belastbarkeit sowie ein offenes Ohr für alle Menschen genannt.

Weitere Informationen zum Rücktritt von Erzbischof Hans-Josef Becker finden Sie in der aktuellen DOM-Ausgabe.

https://www.derdom.de/2022/10/06/michael-bredeck-zum-dioezesanadministrator-gewaehlt/
https://www.derdom.de/2022/10/05/vorbereiten-ja-entscheiden-nein-interview-mit-prof-ruediger-althaus/
https://www.derdom.de/2022/10/01/papst-nimmt-ruecktritt-von-erzbischof-becker-an/
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