Wozu sind Sie da, Herr Twents?

Thomas Twents

Für mich bedeutet Christsein, eine Art „Beziehungsprofi“ werden zu wollen, einmal in der Beziehung zu Christus und genauso auch zu meinen Mitmenschen. Das gehört für mich zusammen. Daher versuche ich die wichtigsten Gebote der Bibel – die Gottesliebe und die Nächstenliebe – in meinem Leben und Handeln zu berücksichtigen und konkret werden zu lassen. Don Bosco sagte mal: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“. Ich bin ein fröhlich veranlagter Mensch, deshalb passt das ganz gut zu mir.

In meinem früheren Heimatbistum Münster lebte die selige Schwester Maria Euthymia. Sie war Ordensschwester, hat Kranke gepflegt, Wäsche gewaschen und ist gestorben. Das wars. Ein eigentlich unspektakuläres Leben. Und trotzdem forderten die Menschen in Münster nach ihrem Tod ihre Heiligsprechung. Ihr Beispiel zeigt: Es ist nicht wichtig, wo du wirkst oder was du tust, um Jesus nachzufolgen, sondern vielmehr kommt es darauf an, wie du es tust. Und die Frage nach dem „wie“ treibt mich an. Bei meiner Arbeit hatte und habe ich mit Menschen, deren Projekten und Ideen zu tun. Hier versuche ich ein verlässlicher Begleiter und hilfreicher Ratgeber zu sein. In meinem Büro hängt ein Bild mit der Aufschrift „pray, trust, go – and let God take over“. Ich verstehe das als eine Variante des bekannten Dreischritts „sehen, denken, handeln“, welche zusätzlich die Bereitschaft einbindet, sich vom lieben Gott ins Handwerk „pfuschen“ zu lassen. Diese Kombination aus solider Vorgehensweise und der Offenheit für Überraschungsmomente gefällt mir.

Thomas Twents: „es ist mir quasi vor die Füße gefallen“

Bei der Bewältigung meiner beruflichen wie privaten Aufgaben erlebe ich es immer mal wieder, dass ungeplante Wendungen sich zum Guten fügen. Ein kleines Beispiel dafür ist vielleicht folgende Geschichte: Da wir vom Kirchenvorstand St. Hedwig das leer stehende Pfarrhaus für Ukrai­ner hergerichtet haben, war es unseren Kindern bekannt, dass derzeit auch in Paderborn ukraini­sche Geflüchtete angekommen sind. Als wir während eines Familienausfluges im Haxtergrund dem Pfau beim Radschlagen zuschauten, standen dort drei Frauen mit Kleinkind. Unser Grundschulkind äußerte kurz darauf und gut vernehmlich ihre Vermutung, dass die Frauen aus der Ukraine kommen, da sie doch eine andere Sprache sprechen. Eine der Frauen konnte Deutsch und bestätigte die Vermutung. Daraus ergab sich ein Gespräch und die Erkenntnis, dass es einen Bedarf an Babymöbeln und -kleidung gab, der mit einigen Telefonaten und Transportfahrten überraschend schnell gedeckt werden konnte. So hat sich dieses Engagement ohne Vorsatz ergeben, es ist mir quasi vor die Füße gefallen. Und doch gab es am Ende glückliche Menschen auf allen Seiten.

Papst Johannes Paul II. hat meiner Generation beim Weltjugendtag 2002 das Wort zugesprochen: „Ihr seid die Wächter des neuen Morgens!“ Das sprach und spricht mich unverändert an, wie ein Auftrag und Perspektive zugleich. Bis also der neue Morgen anbricht, heißt es für mich nach besten Kräften und unverdrossen Nachtwächterdienste zu leisten: die Sehnsucht nach dem Himmel wachhalten, alle Hoffnungsschimmer leuchten lassen, die man finden kann und sich dem Menschen aufmerksam und hilfsbereit zuwenden, der auf der Suche nach dem richtigen Weg im Leben ist und mich um Rat fragt.

Thomas Twents (46) ist verheiratet und hat zwei Töchter. Im Bonifatiuswerk leitet er den Bereich Projektverwaltung und ist so für die Bauhilfe und die Verkehrshilfe zuständig.

Zur Person

Thomas Twents (46) ist verheiratet und hat zwei Töchter. Im Bonifatiuswerk leitet er den Bereich Projektverwaltung und ist so für die Bauhilfe und die Verkehrshilfe zuständig. Zuvor hat er von 1996 bis 2013 als Kundenbetreuer bei einer Bank gearbeitet. In der Kirchengemeinde St. Hedwig in Paderborn engagiert er sich im Kirchenvorstand.

Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold

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Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten. Wir fragen nach, heute bei: Thomas Twents

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