Zum orthodoxen Osterfest – Christus ist auferstanden!

Христос воскрес!: „Christus ist auferstanden!“ – „Er ist wahrhaft auferstanden!“ So lautet der ­traditionelle Ostergruß der orthodoxen Christen. Am heutigen Sonntag feiern sie das Osterfest. Das Osterbild der Orthodoxie schlechthin ist die Ikone „Anastasis“ – Höllenfahrt Christi.

Das Bild stellt einen felsigen Abgrund dar. Die zwei sich kreuzenden Balken symbolisieren die Pforten der Hölle, durch die sich der Erlöser Zutritt verschafft. Der lebendige Faltenwurf und das Wehen des Obergewandes deuten auf das Wirken des Heiligen Geistes hin. Unter ihm ist ein schwarzer Abgrund, in dem man die teuflischen Marterwerkzeuge des Satans erkennen kann. Links  sind einige Personen aus dem Alten Testament zu sehen. Hinter Adam sieht man die Könige David und Salomo sowie einen Propheten, der durch seine Kopfbedeckung erkennbar ist. Johannes der Täufer weist auf das Neue Testament hin.

Christ ist von den Toten erstanden

Auf der linken Seite fasst Jesus den Adam an das pulsierende Handgelenk, um ihn zu sich empor zu ziehen und ihn ins Leben zurückzuholen. Eva ist auf der rechten Seite dargestellt. Sie bittet mit verhüllten Händen darum, ebenfalls ins Leben zurückgeholt zu werden. Dahinter sind Figuren aus dem Neuen Testament abgebildet. Über der sternübersäten Mandorla – Hinweis auf die Größe und Herrlichkeit Gottes – schweben zwei Engel, die die Marterwerkzeuge der Kreuzigung Christi, d. h. das Kreuz, den Kelch und das Schwert in verhüllten Händen halten. Der Inhalt der Ikone reflektiert den Hymnus aus der orthodoxen Osterliturgie: „Christ ist von den Toten erstanden, er hat den Tod durch den Tod niedergetreten und denen in den Gräbern Leben gewährt.“

An den seitlichen Rändern sind Ritter und Damen des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem dargestellt. Am oberen Rand schwebt in einem Strahlenkranz die „Königin von Palästina“, die Patronin des Ordens. Die abgebildete Ikone entstand anlässlich der Investitur des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem in Paderborn (14.–16. 05. 1999) und befindet sich im Kapitelsaal der Busdorfkirche, der Paderborner Ordenskirche des Ritterordens.

Ikonen und ihre Bedeutung

Ikonen haben in der Ostkirche eine andere Bedeutung als westliche Kirchenkunst. Der Legende nach leiten sie sich ab von Originalen, die nicht von Menschenhand geschaffen sind. Sie werden daher gewissermaßen nur kopiert, geschrieben, so wie ein Text abgeschrieben wird. Kreativität ist nicht erwünscht, auch die großen Meister der Ikonenmalerei bleiben anonym und signieren ihre Werke nicht. Hintergrund dieser Zurückhaltung ist das jüdische bzw. biblische Bilderverbot.

Gebet vor der Ikonenmalerei

Von Dionysios vom Berge Athos: Du göttlicher Herr von allem Sein, erleuchte und erhelle meine Seele, mein Herz und den Geist deines Dieners, führe meine Hand, dass ich würdig und vollkommen dein Bild, das deiner allerreinsten Mutter und aller Heiligen beschreiben kann, zu deinem Ruhme und zur Verherrlichung und Zierde deiner heiligen Kirche, zum Erlass der Sünden derer, welche die Ikonen verehren und welche die Ikonen mit Ehrfurcht begrüßen und deren Urbild die Ehre übertragen. Erlöse sie von aller Versuchung, welche deinen Geboten entgegen ist, durch die Fürbitte deiner heiligen Mutter, des berühmten Apostels und Evangelisten Lukas und aller Heiligen. Amen.

Weitere aktuelle Berichte über die katholische Kirche im Erzbistum Paderborn finden Sie in der aktuellen DOM-Ausgabe.

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