10.02.2022

Auf sein Wort hin – Editorial von Claudia Auffenberg

Foto: Ehrendreich/pixabay

Manchmal ist es fast unheimlich, wie die Leseordnung der Sonntage zu dem passt, was unsereins oder die Welt oder die Kirche gerade bewegt. Am vergangenen Sonntag, am Tag nach der Synodalversammlung, erzählte das Evangelium vom reichen Fischfang. Weil Jesus am Ufer so sehr von der Menge bedrängt wird, bittet er Simon, in sein Boot steigen zu dürfen, um mit etwas Abstand zu den Leuten zu sprechen. Danach fordert er ihn auf, die Netze noch mal auszuwerfen. Simon antwortet sinngemäß: Das haben wir zwar schon die ganze Nacht gemacht, aber meinetwegen: „Auf dein Wort hin werfen wir die Netze noch einmal aus.“ Und siehe da, die Netze sind rappelvoll.

Wie der Wahlspruch des Erzbischofs

„Auf dein Wort hin“, diesen Halbsatz kennen wir im Erzbistum Paderborn gut, denn das ist der bischöfliche Wahlspruch des Erzbischofs. Seit Beginn seiner Amtszeit sind im Erzbistum viele Dinge angegangen worden und nicht nur im Erzbistum Paderborn. In allen deutschen Diözesen laufen gewaltige Transformationsprozesse, wird umstrukturiert und neu gegliedert. Aber, so ehrlich muss man wohl sein: Von rappelvollen Netzen als Ergebnis kann man nicht gerade reden. Oder übersehen wir etwas?

Gleichwertige Orte der Theologie

„Auf dein Wort hin“, sagt Petrus und er hatte es in einer Sache ziemlich leicht: Der, um dessen Wort es ging, stand leibhaftig vor ihm. Aber heute? Wo hören wir das Wort Jesu heute, wer kann es uns verbindlich auslegen? Die Frage ist so alt wie die Kirche selbst. Bislang war für Katholiken diese Sache klar. Es gibt zwei Säulen des Glaubens: Schrift und Tradition. Nachgeordnet gibt es noch die Zeichen der Zeit und den Glaubenssinn der Gläubigen. Für die Verbindlichkeit war gewissermaßen das Lehramt zuständig. Hier hat nun die Synodalversammlung in zweiter Lesung neu sortiert. Im Orientieriungstext spricht sie in der Spur des Zweiten Vatikanischen Konzils von den Orten der Theologie, die einander gleichwertig zugeordnet sind:

Das sagt der Orientierungstext

„Zu den wichtigsten ‚’Orten‘ der Theologie gehören die Heilige Schrift und die Tradition, die Zeichen der Zeit und der Glaubenssinn des Volkes Gottes, das Lehramt und die Theologie. Kein Ort kann die anderen Orte ersetzen; alle brauchen die wechselseitige Unterscheidung und Verbindung. All diese ‚Orte‘ gilt es in jeder Zeit neu zu entdecken und zu verbinden, sodass die Verheißungstreue Gottes von Generation zu Generation den Glauben der Kirche zu erneuern vermag. Jeder dieser Orte birgt zu jeder Zeit einen Verheißungsüberschuss, der durch andere ‚Orte‘ und andere ‚Zeiten‘ nicht verringert, aber bestärkt werden kann.“

Die Zeichen der Zeit und der Glaubenssinn aller Gläubigen – auch in ihnen also erklingt das Wort Jesu. Das ist mit neuer Verbindlichkeit erkannt und bekannt. Na, da kommen doch mal wirklich spannende Zeiten auf uns zu!

Ihre
Claudia Auffenberg

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