Wozu sind Sie da, Schwester Angelika?

Schwester Angelika Hellbach von den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut

Wozu sind Sie da, Schwester Angelika?

Aufgezeichnet und Fotografiert von Claudia Auffenberg

Nach meinem Abitur habe ich zunächst Mathematik studiert, aber sehr schnell gemerkt, dass es mich nicht mit Sinn erfüllen wird, dies später Kindern beizubringen. Vielmehr wollte ich den Menschen etwas vermitteln, was für ihr Leben wichtig ist. So habe ich in Mainz Theologie studiert mit dem Ziel, Gemeindereferentin zu werden. Aber auch während des Studiums kam mir der Gedanke: Es ist nicht genug, ich will mehr. Das war für mich eine starke, treibende Kraft. Mir war es nicht genug, acht Stunden am Tag für die Kirche zu arbeiten, ich wollte das ganz machen. Ich wollte und möchte den Menschen mit meinem Leben zeigen: Es gibt einen Gott, der da ist und für den es sich zu leben lohnt. Der Menschen braucht, um seine Liebe weiterzutragen. So habe ich mich während des Studiums nach einer Ordensgemeinschaft umgesehen und bin auf die Missionsschwestern vom kostbaren Blut gestoßen.

„Dieses Normalsein hat mich beeindruckt“

Deren weltweite Ausrichtung, die Offenheit, dieses „Normalsein“ haben mich sehr beeindruckt. Ich habe da mal zwei Schwestern erlebt, die sich gestritten haben. Und es wurde nicht sofort ein frommes Mäntelchen über alles gehängt. Man konnte ganz normal mit denen reden. Der Gründer der Gemeinschaft, Franz Pfanner, war ein handfester Mann, das hat mir auch gefallen. So habe ich mich für diese Gemeinschaft entschieden. Während meiner Ordenszeit war ich acht Jahre in Südafrika, da ist mir das Thema Menschenwürde ganz wichtig geworden. Ich habe versucht, den Frauen, mit denen ich gearbeitet habe, zu vermitteln, dass sie wertvoll sind – einerseits durch meinen Umgang mit ihnen, andererseits durch Gespräche, wenn sie mir von ihren Sorgen zu Hause erzählt haben.

Die Missionsbegeisterung weitergeben

Dann wurde ich nach Deutschland gebeten, um hier die Verwaltung zu übernehmen. Auch wenn ich hier im Büro sitze, kann ich doch viel für die Menschen weltweit tun. Ich engagiere mich für unsere Missionsstationen und ein großes Anliegen ist es mir, unsere alten Schwestern gut versorgt zu wissen, dass sie sorglos ihren Lebensabend verbringen können. Es ist mein Job, ihnen diese Sorgen abzunehmen. Ganz engagiert bin ich bei den Missionaren auf Zeit, wo ich die Liebe zu einem fremden Volk, die Achtung vor einer fremden Kultur diesen Menschen vermitteln möchte und ihnen die Erfahrung ermögliche, ein Jahr in einer anderen Kultur zu leben. Das ist nicht immer leicht für die jungen Leute, aber sehr, sehr wertvoll. Das tu ich mit ganzem Herzen, weil ich meine Missionsbegeisterung weitergeben kann.

Ich kann die ganze Welt nicht verbessern, das können auch wir als Ordensgemeinschaft nicht, aber für einige konkrete Menschen können wir sie ein bisschen lebenswerter machen. Dafür lebe ich.

Zur Person

Schwester Angelika Hellbach (66) ist die Verwaltungsleiterin der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut in Deutschland, ihr Dienstsitz ist das Missionshaus in Paderborn-Neuenbeken. Sie gehört der Gemeinschaft seit 1978 an.

Schwester Angelika Hellbach

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