Grabeskirche Liebfrauen – Ein Ort der letzten Ruhe

Die Liebfrauenkirche mitten im Zentrum von Dortmund ist vor elf Jahren zu einer Grabeskirche umgestaltet worden. (Foto: Patrick Kleibold))

Ein heller, von Kerzenlicht durchfluteter und atmosphärisch beruhigender Raum eröffnet sich beim Betreten der umgestalteten Grabeskirche Liebfrauen in Dortmund. Nach vielen Jahren als lebendige Gemeindekirche wurde sie vor elf Jahren zu einer Urnenbeisetzungsstätte umgestaltet. Mitten im Herzen von Dortmund ist sie ein besonderer Ort, an dem sowohl die Trauer um die Verstorbenen als auch die christliche Hoffnung auf die Auferstehung der Toten angemessenen Raum haben und entsprechend Ausdruck finden. Bis zu 5.000 Menschen finden an diesem besonderen Ort ihre letzte Ruhestätte. Die Nachfrage nach einer Bestattung steigt exponentiell an.

Neugestaltung der Grabeskirche Liebfrauen

In früheren Zeiten haben die Menschen häufig ihre Toten an den Kirchen beerdigt, der Friedhof war zugleich der Kirchhof. Die Nähe der Gräber zur Kirche stellte eine Verbindung zum Glauben an die Auferstehung her. Dort, wo für die Auferstehung der Toten gebetet wird, sollten die Toten auch ihre letzte Ruhestätte finden. Die Umgestaltung der Liebfrauenkirche – die bereits seit dem Jahr 1883 die Stadtsilhouette von Dortmund prägt – zur Grabeskirche greift diese Tradition auf. 

Die Entscheidung zum Umbau wurde im Jahr 2008 getroffen, da die Gemeinde wie vielerorts kontinuierlich kleiner geworden war. „Daher wurde die Gemeinde mit der Propsteigemeinde vereint und nach Konzepten gesucht, die Kirche in einer neuen sinnvollen Form zu nutzen“, sagt Verwaltungsleiterin Catrin Drewes. Die ersten Jahre nach der Umgestaltung der Kirche seien jedoch schleppend angelaufen. „Es hat ungefähr fünf Jahre gedauert, bis die Menschen diesen Ort als letzte Ruhestätte angenommen haben. Mittlerweile ist die Grabeskirche Liebfrauen weit über die Grenzen Dortmunds bekannt. Die Nachfrage nach einer Urnenbestattung in unserer Kirche steigt exponentiell an“, berichtet Drewes. Von den 5.000 Urnengräbern seien bereits 40 Prozent belegt. Vielen Angehörigen der Verstorbenen gefalle insbesondere das Angebot, dass der Chorraum der Grabeskirche auch für Trauerfeiern genutzt werden könne.

Grabstätte für Unbedachte

Die Grabfelder gruppieren sich um die Säulen im Hauptschiff der Kirche. Benannt sind sie nach Heiligen und Personen, die eine Beziehung zur Gemeinde, zur Stadt und zu dem Erzbistum Paderborn haben. Die Urnengräber erinnern dabei in ihrer Form an Kirchenbänke und ermöglichen es dem Besucher, sich zu den Toten zu setzen. Die Verstorbenen gehören so erkennbar zur Gemeinschaft der Lebenden dazu. In der Josefskapelle links vom Haupteingang befindet sich noch eine Gemeinschaftsgrabstätte. Dort ruhen überwiegend Menschen, die keine Angehörigen haben. Auf der rechten Seite des Hauptschiffs befindet sich die „Grabstätte für Unbedachte“ für Mittellose und Wohnungslose, beigesetzt. Die Kosten dafür übernimmt die Grabeskirche. Ähnlich einem Grabstein erhalten alle Urnengräber eine Gedenkplakette aus Bronzeguss. Die Gestaltung der Platten wird von der Verwaltung mit den Angehörigen abgesprochen und koordiniert. 

„Die Beisetzung der Totenasche erfolgt ausschließlich in christlicher Form. Grundsätzlich kann hier die Totenasche jedes Menschen beigesetzt werden, wenn er sich mit einem Begräbnis in christlicher Form einverstanden erklärt hat“, berichtet Damian Steinhelfer. Gemeinsam mit Catrin Drewes kümmert er sich um die Verwaltung der Grabstätte. Alle Urnengrabstätten in der Grabeskirche haben eine Ruhezeit von 20 Jahren. Nach Ablauf dieser Ruhezeit wird die Asche der Verstorbenen in die letzte Ruhestätte im Mittelpunkt der Kirche gegeben.

Ein Ort des Friedens

Das Team der Grabeskirche arbeitet eng mit den Hospizdiensten St. Christophorus des Malteser Hilfsdienstes – die ihren Sitz gegenüber der Grabeskirche haben – zusammen. „Gemeinsam bieten wir trauernden Angehörigen Begleitung, Hilfe und Austausch an. Wir möchten, dass diese Kirche ein Ort ist, an dem Menschen aller Generationen sich mit den Fragen von Leben und Tod, Sterben und Abschiednehmen, Hoffnung und Angst auseinandersetzen und Orientierung finden können„, erklärt Drewes. Durch die Umgestaltung sei die Kirche so zu einem Ort geworden, an den Menschen kämen, die ansonsten nichts damit zu tun hätten.

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