16.06.2021

Jugendbildungsstätte schließt die Türen

Blick auf den Gebäudeteil des Institutes St. Bonifatius, der bisher die Jugendbildungsstätte beherbergt. Für diesen Bereich wird eine neue Nutzungsmöglichkeit gesucht. Foto: Vehrkamp

Detmold. Auf dem Detmolder Kupferberg, idyllisch in wunderschöner Natur gelegen zwischen den Ortsteilen Heidenoldendorf und Pivitsheide, neigt sich nun eine Ära ihrem Ende entgegen: Das dort ansässige Säkularinstitut St.Bonifatius hat nach einem mehrjährigen Prozess entschieden, die Trägerschaft der „Jugendbildungsstätte Kupferberg“ zu Ende Juni dieses Jahres aufzugeben. 

von Mathias Vehrkamp

Institutsleiterin Brigitte Kulüke sagt beim Besuch des Dom vor Ort: „Natürlich erfüllt uns alle dieser notwendige Schritt auch mit einer gewissen Traurigkeit– aber es überwiegen doch klar die große Dankbarkeit und Genugtuung dafür, beinahe sechs Jahrzehnte lang mit jungen Menschen zusammenarbeiten und sie auf vielfältige Weise in ihrer Lebensentwicklung unterstützen zu können.“ Nach fast 60Jahren sozial-pastoraler Jugendbildungsarbeit schaue man „zufrieden zurück auf dieses Apostolat unserer Gemeinschaft“.

Jetzt sehe man zuversichtlich in die Zukunft und hoffe, die Räumlichkeiten einer guten Nutzung zuführen zu können: „Es finden diesbezüglich bereits kooperative Gespräche mit dem Kolpingbildungswerk statt, das aktuell prüft, ob ein neues Projekt für junge Menschen in seiner Trägerschaft an diesem Ort entstehen kann“, berichtet die Institutsleiterin. Und sie betont ausdrücklich, dass natürlich nur ein kleiner Teil der Gesamtgebäude des Institutes von dieser Schließung bzw. angestrebten Neunutzung betroffen sei: nämlich der rechte Gebäudeteil am Sportplatz zur Straße hin.

Was nun sind die Gründe für die Schließung der katholischen Jugendbildungsstätte, die 30 Doppel- und 5 Einzelzimmer, Tagungsräume, Speisesäle und zahlreiche Räumlichkeiten und Areale für Freizeitmöglichkeiten (geistlich/gesellig wie auch sportlich/handwerklich) umfasst? Brigitte Kulüke: „Es hat sich deutlich gezeigt, dass vor allem die großen Investitionen für dringend notwendige Modernisierungen, Sanierungen und Brandschutzmaßnahmen in keinem Verhältnis stehen zur Wirtschaftlichkeit der Einrichtung.“ Zudem fehle, und das sei der zweite ausschlaggebende Punkt für die Schließungsnotwendigkeit, der ausreichende personelle Nachwuchs aus der Institutsgemeinschaft, um ein langfristiges und nachhaltiges Betreiben der Einrichtung garantieren zu können.

Rückblick: Schon im Jahr 2017 wurde seitens des Trägers der Beschluss gefasst, nach einem neuen Träger bzw. einer Alternativnutzung für die Gebäude der Einrichtung zu suchen. Dieser Entscheidung war seit 2014 ein begleiteter Zukunftsprozess gemeinsam mit Mitarbeitern und Vertreterinnen des Trägers vorausgegangen. Die Ergebnisse hätten, so Institutsleiterin Kulüke, klar gezeigt, dass ein wirtschaftlicher Betrieb aus eigenen Mitteln für das Institut als Träger langfristig nicht möglich ist. Gespräche mit dem Erzbistum Paderborn und dem BDKJ-Diözesanverband Paderborn eröffneten dann Perspektiven und Unterstützung bei Aufschiebung der Schließung bis 2021, um mehr Zeit für den Suchprozess zu gewinnen. „Allerdings“, so die Chefin des Hauses weiter, „konnte niemand ahnen, dass in diese Zeit eine folgenschwere Corona-Krise fallen würde.“

Die in der heimischen Region und darüber hinaus gefragte und geschätzte Einrichtung blickt auf eine beachtliche Tradition zurück: Seit der Einweihung der Jugendbildungsstätte am Pfingstfest 1964 haben Mitglieder des Säkularinstitutes St.Bonifatius, in späteren Jahren zunehmend gemeinsam mit Mitarbeitern, Honorarkräften und Ehrenamtlichen mit großem Engagement die Jugendbildungsstätte aufgebaut und 57 Jahre lang betrieben. Brigitte Kulüke: „Es tut uns sehr leid um die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, für die der ‚Kupferberg‘ ein geistlicher Ort der Nichtalltäglichkeit ist, und für alle, die mit uns gemeinsam arbeiten.“

Durch die Gründung der Jugendbildungsstätte Kupferberg 1964– im Kontext der Ausläufer des Zweiten Vatikanischen Konzils– verwirklichte demnach das Institut St.Bonifatius als Träger einen sozial-pastoralen Arbeitsauftrag im Sinne katholischer kirchlicher Jugendbildungsarbeit. Darin sei deutlich geworden, dass die Weisung der Regel des heiligen Benedikt auch heute suchenden (jungen) Menschen und ihren Wegbegleitern in einer sich ständig wandelnden Lebensalltäglichkeit wertvolle und hilfreiche Orientierung bieten kann. Die Einrichtungsleiterin konkretisiert: „Wir haben Räume der Nichtalltäglichkeit geboten, abgesondert von der gewohnten Lebens-, Wohn- und Schulsituation, in denen eigene Sehnsüchte wach werden und Fragen nach dem Sinn des Lebens und nach Gott gestellt werden können.“ Mit der Einrichtung einer Jugendbildungsstätte in eigener Trägerschaft also hatte das Institut St.Bonifatius ein wichtiges Aufgabenfeld seiner missionsbenediktinischen Spiritualität in der Bildungsarbeit geschaffen. Die Begegnungen mit jungen Menschen und ihren vielfältigen Fragen nach sinnerfülltem Leben und ihrer Suche nach Gott haben die 57 Jahre mit eigenem Kursangebot und vielen Gastgruppen an diesem „Ort der Nichtalltäglichkeit“, so formuliert es Brigitte Kulüke, für die Gemeinschaft und alle Mitarbeiter sehr wertvoll und kostbar gemacht.

Von Anfang an gehörten die „Pfingsttreffen auf dem Kupferberg“ zu den Kernaufgaben und zur Tradition des Hauses. Von den Begegnungen mit und unter den Teilnehmern bei diesen Treffen hat sich aus der pfingstlichen Freude und der gegenseitigen Bestärkung zum engagierten Christsein heraus ein stabiles Kontaktnetz gebildet, das auch nach der Schließung der Einrichtung Ende Juni sicher für viele tragfähig bleiben wird und einen immensen Wert hat. Deshalb sollte eine Abschiedswoche auch um das Pfingstfest herum stattfinden. Aufgrund der damaligen Corona-Lage mussten diese Pläne jedoch um einige Wochen weiter verschoben werden. Die Abschiedswoche beginnt nun am 21.Juni. 

Mehr Informationen gibt es unter: www.jubi-kupferberg.de

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