25.04.2019

Haus Gottes in Flammen

Inzwischen ist der Brand gelöscht. Foto: kna

„Die Kirche brennt!“ Oft ist in den letzten Monaten dieses Motiv verwendet worden, um auf den dramatischen Zustand der Institution Kirche hinzuweisen. Und nun sah man im Fernsehen genau das: Notre-Dame stand in Flammen, umgeben von fassungslosen, trauernden und betenden Menschen.

von Claudia Auffenberg

Der Staats­präsident eilte zum Ort des Geschehens – und das in einem laizistischen Land! Fernsehkorrespondenten rangen um Fassung. Man spürte auch vorm Fernsehen im westfälischen Wohnzimmer: Hier brannte nicht nur ein historisches Gebäude. Die „Seele Frankreichs“, „das Herz von Paris“, so lauteten die Formulierungen. Die Kathedrale als Mittelpunkt einer Nation, einer Gemeinschaft, der man sich zugehörig fühlt, Zeuge der Geschichte, deren Teil man ist, Heimat herausragender Kunstgegenstände, Verbindungsstück zu Menschen anderer Nationen. Aus aller Welt kamen Beileidsbekundungen und Hilfsangebote. Das ist besonders eindrucksvoll.

Eine solche Kirche darf nicht in den Flammen untergehen. Paris, Frankreich, Europa, ja die Welt ohne diese Kathedrale ist für viele Menschen unvorstellbar. Eine Kirche und erst recht eine Kathedrale ist nie bloß ein bedeutendes Gebäude. Eine Kirche ist ein Haus Gottes. Und die Institution Kirche ist nie einfach nur eine Institution. „Die Kirche ist in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.“ Die weltweite Betroffenheit kann man vielleicht so deuten, dass Menschen ein Gespür für das haben, was dieser Satz des Zweiten Vatikanums meint.

Kann es sein, dass viele eine Kirche wollen, weil sie nach der Hoffnung suchen, die dieser Kirche zur Weitergabe anvertraut ist, weil sie einen Weg zu Gott suchen, den die Kirche weisen soll? Oder weil sie mindestens eine Stimme in der Gesellschaft hören wollen, die anders und von anderem redet?

Am Morgen danach im Radio sagt die Sprecherin: „Die gute Nachricht lautet: Notre-Dame steht noch.“ Man erschrickt, weil noch mal klar wird, wie knapp es war.

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