02.03.2017

Der Mut, sich aufzumachen

Pfarrer Schmidt, Gemeindereferentin Knepper, Pfarrer Mönkebüscher, Prof. Dr. Stiegemann und Jutta Loke (v. l.) informierten über das Baptisterium. Foto: Körtling

Hamm. Auf großes Interesse stieß ein Info-Abend zur Errichtung des geplanten Baptisteriums in St. Agnes. Pfarrer Bernd Mönkebüscher begrüßte dazu Professor Dr. Christoph Stiegemann sowie Pfarrer Dietmar Schmidt, Gemeindereferentin Gertrude Knepper und Jutta Loke vom Gemeindeverband Hellweg.

Wie jede Veränderung hat auch der Plan zum Bau des Baptisteriums nicht allen Menschen gefallen. In einem Leserbrief in der örtlichen Presse war sogar von einem „Planschbecken“ die Rede. Doch die rund 100 Menschen, die sich zum Info-Abend in der St.-Agnes-Kirche einfanden, zeigten sich anschließend begeistert. Es war sogar von dem ungewöhnlichen Mut einer Gemeinde die Rede, die es heutzutage wage, sich aufzumachen.

Professor Stiegemann, der Direktor des Diözesanmuseums im Erzbistum, gab zunächst eine Erklärung über die Geschichte der Taufe im Christentum: Bereits mit der „Traditio Apostolica“, einer Kirchenordnung aus dem 3. Jahrhundert, werde die besondere Bedeutung der Taufe festgeschrieben.

Der Täufling musste eine dreijährige Vorbereitung mit mehreren Prüfungen absolvieren, bevor er der Kirche in der Taufzeremonie bewusst beigetreten ist. Während der Zeremonie sei der Täufling nach seinem Glauben an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist befragt und nach seiner Antwort „Ich glaube“ eingetaucht worden. Dieses ursprünglich bewusste Bekenntnis sei erst später durch die bis heute übliche Kinds­taufe abgelöst worden.

Den hohen Stellenwert der Taufe erkenne man auch an den aufwändigen Baptisteriumsgebäuden die, etwa an der Lateranbasilika in Rom oder dem Dom San Giovanni in Florenz, bis heute stehen. Da heute die Erwachsenen-­Taufe wieder an Bedeutung gewinne, etwa durch die Generation „Das Kind solle sich später selbst entscheiden“ oder durch die vielen ungetauften Menschen in den neuen Bundesländern, erlebe auch die Erwachsenentaufe eine Renaissance.

Der Entwurf stammt von Professor Norbert Radermacher aus Berlin. „Dieser Entwurf hat uns so begeistert, dass wir wirklich dafür gekämpft haben“, erklärte Stiegemann. Das Taufbecken entsteht im jetzigen Altarraum und ist in ein umfassendes Gesamtkonzept eingebunden. Die Stufen zum Altarraum werden durch eine Rampe ersetzt, die die Gläubigen zum Ort des Taufgeheimnisses führt. Durch die Ausgestaltung des Beckens wird das Wasser schwarz erscheinen, was ebenfalls dem Taufritual – angelehnt an das Sterben und Auferstehen Jesu – entspreche. Zudem sei die Kirche nicht nur baulicherweise ideal, sondern auch aus ihrem Ursprung als Brüderkirche: Die Franziskaner seien immer nah am Menschen und bemüht, die Wunder des Glaubens praktisch erfahrbar zu machen. Zwei am Taufbecken eingebrachte Balken böten zudem die Möglichkeit, einen Sarg oder eine Urne bei Trauerfeiern über dem Taufort aufzustellen, was die unglaubliche Symbolik des tröstlichen Taufgeheimnisses unterstreiche.

Pfarrer Dietmar Schmidt und Gemeindereferentin Gertrude Knepper zeigten die Praxis: In der Bochumer St.-Maria-Magdalena-Kirche ist ein Baptisterium bereits vorhanden und so verfügt man dort über viel Erfahrung. Nach einem Video, mit dem die Gemeinde über ihre Taufen informiert, ergriff der Bochumer Stadtdechant das Wort: Viele seien der Meinung, mit Kirche und Glauben ginge es zu Ende. Doch seien das nur Zeichen der Unsicherheit. Die Rückbesinnung auf das Selbstverständnis der urchristlichen Kirche könne da helfen.

„Uns fehlt oft die Sprengkraft der symbolischen Zeichen“, sagte Schmidt. Nicht ein paar Tropfen Wasser, sondern das richtige Eintauchen von Kindern und Erwachsenen seien Momente mit Strahlkraft. Es sei unglaublich, was das mit der Gemeinde mache. Viele der erst als Erwachsene Getauften seien besonders bewusste Gemeindemitglieder.

Das bestätigte auch Knepper, die sagte, ihre liebste Arbeit sei, die Menschen zu begleiten, die selbst zur Taufe gingen. Dabei begegnete den Täuflingen oft Skepsis, sogar Ablehnung. „Habt Mut, fasst Mut und lasst euch darauf ein“, sei ihre Antwort.

In der von Jutta Loke moderierten Fragerunde konnten nicht nur Bedenken ausgeräumt, sondern viel Lob entgegengenommen werden. Eine Dame erklärte, sie sei erst vor wenigen Wochen nach Hamm gezogen. Als sie von dem Projekt erfahren habe, sei sie darüber begeistert gewesen, dass es noch Gemeinden gebe, die den Mut hätten, sich aufzumachen.

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