Zweifel, Zorn und Trauer verwandeln
Jakob Krüger bringt in der Kirche in Hardehausen die bronzene KLangplatte zum Klingen. Foto: privat
Werl/Erzbistum. Es fällt oft schwer, dem eigenen Leid Ausdruck zu verleihen. Nun hat eine besondere Installation unter dem Titel „Klageklang“ sieben Orte im Erzbistum Paderborn verbunden und schafft die Möglichkeit, das eigene Leid ohne Worte auszudrücken, überregional zu teilen und sich durch eine hörbare Reaktion angenommen zu fühlen.
von Peter Körtling
Eine hölzerne Stele mit einer bronzenen Klangplatte und einem Klöppel bietet Gelegenheit anzuschlagen und ein Geräusch zu erzeugen. Dieses wird digital in alle angeschlossenen Kirchen und Einrichtungen übertragen und eventuell „antwortet“ ein anderer Mensch, der die Klage vernommen hat. Das hilft sich auch ohne Worte auszudrücken und eventuell sogar angenommen zu fühlen.
Die Orte, an denen sich solch ein „Klageklang“-Standort befindet bzw. befand, sind St. Petri in Hüsten, das Jugendhaus Hardehausen, das St.-Elisabeth-Hospital Gütersloh, die Grabeskirche Liebfrauen in Dortmund, die Bartholomäus-Kapelle Paderborn, die Wallfahrtskirche in Werl sowie St. Agnes in Hamm.
Gerade in diesen Zeiten, da zu den alltäglichen Sorgen durch die Pandemie noch viel Leid hinzukommt, in denen Existenzangst, Isolation und die gesteigerte Sorge um die Gesundheit und Zukunft die Menschen belasten, ist dieser universelle Ton als Schrei zu Gott für viele Hilfe und Trost.
Wallfahrtsseelsorgerin Ursula Altehenger bestätigt das Interesse in der Wallfahrtsstadt Werl: „Hier ist die ‚Klageklang‘-Installation ja in der alten Wallfahrtskirche, unmittelbar an der Basilika aufgebaut“, so Altehenger. Sie sehe dort täglich die Menschen ein- und ausgehen und spüre, wie der warme Klang sowie die oft erfolgenden Reaktionen etwas Tröstliches bewirkten.
Ähnliche Beobachtungen macht auch Maria Hagenschneider in der St.-Agnes-Kirche in Hamm. Die Religionspädagogin steht dort während der Öffnungszeiten als Ansprechpartnerin zur Verfügung und bemerkt die Faszination, die sowohl das kleinste Kind wie den ältesten Besucher packt. „Dieser klassische Gong-Ton ist zusammen mit der modernen Übertragungstechnik etwas wirklich Innovatives“, so Hagenschneider.
Familien oder Einzelpersonen, die ungeplant auf die Installation stoßen, fragten sie oder lesen sich die gedruckten Hinweise aufmerksam durch. Andere kämen gezielt, manche brächten auch Bekannte mit. Wenn die Leute dann die Bronzeplatte anschlagen, seien sie zumeist sehr konzentriert. Erfolge eine Rückmeldung, so lächelten die meisten. Käme keine, so gingen die Menschen in der Kirche oft umher und schauten sich um, oder setzten sich und lauschten in die Stille.
Hören sie dann ein Anschlagen, folge zumeist ein Nicken oder Lächeln. Das Berührende sei stets spürbar.
Sie finde das Thema auch aktueller denn je: „Zuletzt war Trauer ja auch das Thema in den Gottesdiensten und die Botschaft ist doch klar: Wer klagt, der hofft“, sagt Maria Hagenschneider.
Passend zu der Installation ist in St. Agnes auch der Ort der Osterkerze: Diese steht im früheren Altarraum mitten im leeren Baptisterium, dem Ganzkörper-Taufbecken. Die Symbolik sei bestechend: „Ich steige zu dir mit meiner Trauer und Klage herab“, so Hagenschneider. Mit „Klageklang“ werde der Mensch mit seiner Klage angenommen und die Installation zeige, trotz aller Umstände, die Gemeinschaft auf.
„Wer klagt, der hofft!“ Für Maria Hagenschneider in der Kirche St. Agnes in Hamm sind diese beiden Empfindungen untrennbar miteinander verwoben.
Info
Das Künstlerduo INS – Institut für Inszenierung mit Sabine Reibeholz und Marc von Reth verbindet mit der Klanginstallation die Bartholomäus-Kapelle in Paderborn, St. Agnes in Hamm, St. Petri Hüsten in Arnsberg, das Jugendhaus Hardehausen, die Kapelle des St.-Elisabeth-Hospitals in Gütersloh, die Grabeskirche Liebfrauen in Dortmund und die Wallfahrtskirche in Werl. In Werl und Dortmund ist die Aktion bereits beendet, an den anderen Standorten dauert sie noch bis Himmelfahrt. Die Konzeptidee wurde im Team Kunst der Abteilung „Glauben im Dialog“ im Erzbischöflichen Generalvikariat gemeinsam mit dem Künstlerduo entwickelt. Die Installation ist als Wanderausstellung geplant, die auch in Schulen, an sieben Orten in einer Stadt oder in sieben karitativen Einrichtungen möglich ist.
www.klage-klang.de