08.01.2021

„Wir wollen, dass Dinge weitergehen“

Das Grab von Pater Jordan wird viel besucht. Archivfoto: Maas

Dortmund. Annette Stöckler hebt eine Plexiglasscheibe nach oben. Mit routinierten Griffen ist sie schnell montiert – eine wichtige Voraussetzung, damit der Bruder-Jordan-Treff in der östlichen Innenstadt bedürftige Menschen helfen kann. Denn in die Räume darf niemand. „Wir verteilen deshalb Lunchpakete und schützen uns durch die Scheibe“, erklärt Annette Stöckler vom Bruder-Jordan-Werk. Doch der Treff ist nicht nur für Bedürftige da.

Keinen Tag geschlossen

„Wir möchten alles tun, was und möglich bleibt“, betont Bruder Klaus Albers ofm, der Leiter des Bruder-Jordan-Werks. Das hört sich angesichts der Pandemie erst einmal nach einem schönen Ziel an, doch das Team setzt dies auch um. „Wir hatten keinen Tag geschlossen“, erzählt Annette Stöckler. 

Das liegt an der Unterstützung durch die Gemeinde, Spenderinnen und Spender – und auch am Einfallsreichtum aller Beteiligter. Die Plexiglasscheibe musste zum Beispiel nicht extra angefertigt werden. „Sie stammt aus einem alten Schaukasten. Unser Hausmeister hat sie verwahrt. Zum Glück passt sie“, freut sich Annette Stöckler. Eine langwierige Bestellung fiel also weg.

Diesmal waren wieder 72 Menschen beim Jordan-Treff, zwischen 60 und 80 sind es im Durchschnitt. „Wir achten sehr auf die Abstände beim in der Schlange Stehen“, betont Bruder Klaus. Vor Ort etwas essen ist verboten, und das wissen die Hilfesuchenden auch. Wird gegen die Corana-Auflagen verstoßen, muss der Jordan-Treff schließen – und das will niemand.

Bis zu 80 Gäste am Tag

Insgesamt sei die Stimmung unter den Gästen besser als beim ersten Lockdown im Frühjahr. „Damals machte sich Hektik breit. Viele hatten Angst, ob sie noch versorgt werden. Jetzt ist aber alles ruhig“, sagt Stöckler.

Rund 20 ehrenamtlich engagierte treffen sich nun montags bis freitags gegen 7.00 Uhr und stellen die Lunchpakete zusammen. „Wir haben rund 40 Mitarbeitende, einige gehören zur Riskiogruppe und setzten aus“, so Klaus Albers. Doch das heißt nicht, dass der Kontakt abbricht. „Wir telefonieren mit denen, die sich nicht aus dem Haus trauen, und haben auch schon Kärtchen mit aufmunternden Sprüchen verteilt“, erklärt Annette Stöckler. Zudem frühstücken aller zuerst, bevor es an die Arbeit geht. Vor den erneuten Einschränkungen Anfang November gab es zudem – mit dem gebotenen Abstand – ein regelmäßiges Kaffeetrinken im Klostergarten.

Derzeit bekommt das Jordan-Werk Unterstützung von der privaten Hochschule FOM. Studierende der Betriebswirtschaftslehre beschäftigen sich mit einer Unternehmensberatung für soziale Zwecke. „Sie stellen sich die Frage: ‚Was können wir anstatt einer Weihnachtsfeier machen?“ Auch das Privatgymnasium Stadtkrone engagiert „Eine Lehrerin unterstützten uns vor zwei Jahren und hat zu Thanksgiving eine Sammleaktion gestartet.“

Enger Kontakt zu den Pilgern

Zu Pilgern und Verehrern von Bruder Jordan hält Klaus Albers ebenfalls Kontakt. Es wird 2021 – soweit man dies heute abschätzen kann – wieder thematische Gottesdienste für Pilgerinnen und Pilger geben, das Programm steht bereits fest. „Diesmal werden die Predigten auf Corona zugespitzt“, verrät der Franziskaner. „Heilende Worte und Zeichen – die Wunder Jesu“ ist die Reihe überschrieben. 

Zum Bruder-Jordan-Tag am 20. Februar, dem Höhepunkt der Verehrung, wird Weihbischof Matthias König erwartet. Zudem sollen auch wieder zahlreiche Pilgerinnen und Pilger aus dem gesamten Bundesgebiet mitfeiern. „Wir wollen die Gäste auch bewirten“, so Bruder Klaus. Ob und wie dies möglich sein kann, könne derzeit noch niemand sagen. Fest steht aber: Das Bruder-Jordan-Werk arbeitet an einem Plan, falls das bisherige Hygienekonzept nicht mehr ausreicht. Man wolle auch diese Veranstaltung möglich machen.

Info

Folgende thematische Pilgergottesdienste sind für 2021 immer am ersten Dienstag im Monat geplant:

2. Februar: „Darum ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun“ – Heilung des Mannes mit der verdorrten Hand. Predigt: P. Augustinus Diekmann

2. März: „Steh auf, nimm deine Liege und geh!“ – Jesus heilt den Mann, der 38 Jahre krank war. Predigt: P. Roland A. Wessel

6. April: „Ich will die Menschen nicht hungrig wegschicken“ – Die Speisung der Viertausend. Predigt: Br. Martin Lütticke

4. Mai: „Frau, du bst von deinen Leiden erlöst“ – Heilung der gekrümmten Frau am Sabbat. Presigt: P. Thomas Abrell

1. Juni: „Effata!, das heißt: Öffne dich“ – Heilung eines Taubstummen. Predigt: P. Ralf Preker

6. Juli: „Ich will, werde rein!“ – Heilung eines Aussätzigen. Predigt: P. Hans-Georg Löffler

3. August: „Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen“ – Befreiung der Tochter einer heidnischen Frau von einem Dämon. Predigt: P. Wolfgang Thome

7. September: „Ich bin es; fürchtetet euch nicht“ – Jesu Seewandel. Predigt: P. Georg Scholles

5. Oktober: „Ich will kommen und ihn heilen.” – Die Heilung des gelähmten Sohnes des Hauptmanns von kafarnaum. Predigt: P. Norbert Lammers

2. November: „Jüngling, ich sage dir, steh auf!“ – Die Erweckung des Jünglings von Naim. Predigt: P. Heinz-Jürgen Reker

7. Dezember: „Ich bin das Licht der Welt“ – Die Heilung eines Blindgeborenen. Predigt: P. Werenfried Wessel

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