Wie gute OGS geht
In der offenen Ganztagsschule werden Kinder nicht nur betreut, hier findet auch Bildung statt – während der Hausaufgabenbetreuung, aber auch bei den Kursen, Gruppen oder ganz einfach durch das soziale Lernen in der Gemeinschaft der OGS. Foto: Flüter
Brakel. Als die offenen Ganztagsschulen vor etwas mehr als einem Jahrzehnt in Nordrhein-Westfalen starteten, war die Skepsis groß. Die Zweifel reichten bis zu den Vorwürfen, der Staat wolle die Eltern entmündigen. Auch wenn diese ideologischen Grabenkämpfe längst vergessen sind – umstritten ist die OGS immer noch. Die Kritik macht sich seit Jahren vor allem an der mangelnden Finanzierung des offenen Ganztages fest. Es geht jedoch auch anders, wie das Beispiel Brakel zeigt.
von Karl-Martin Flüter
Schon seit der Gründung der OGS 2006 ist der Caritasverband für den Kreis Höxter Träger des Ganztagsangebotes in der einzigen Grundschule in Brakel. Seit dem laufenden Schuljahr nimmt die OGS auch Kinder aus der benachbarten Brüder-Grimm-Schule auf und nennt sich „Inklusive Offene Ganztagsschule“.
„Wir haben Glück mit unseren finanziellen Trägern“ sagt die OGS-Leiterin Nadine Beyermann. Zusätzlich zu ihrem Pflichtanteil übernimmt die Stadt einen freiwilligen Finanzierungsbeitrag. Das ist in der Brakeler OGS überall zu sehen. Die Räume sind modern und gut ausgestattet. 16 Mitarbeiterinnen kommen auf 112 Kinder in der OGS und weitere 90 Kinder in der Betreuung bis Schulschluss. Ein Personalschlüssel, mit dem man gut arbeiten könne, sagt Nadine Beyermann.
Die guten Rahmenbedingungen haben die Kooperation mit der Brüder-Grimm-Schule, einer Förderschule, erleichtert. Zwölf Förderschüler sind zu Beginn des Schuljahres neu in die OGS gekommen. Die Integration geschah „ohne Berührungsängste und angenehm unaufgeregt“, sagt Nadine Beyermann. Auch so kann Inklusion sein: ohne gegenseitige Beschwerden oder Befürchtungen.
Entspannt ist auch der Umgang zwischen OGS und Lehrerkollegium. Die Lehrer sind regelmäßig nachmittags in der OGS vor Ort, um die Hausaufgaben zu begleiten. Nadine Beyermann und ihre Kollegen führen nicht nur eigene Elternsprechtage durch, sondern begleiten die Eltern bei Bedarf zu den Gesprächen mit den Lehrern.
Natürlich ist auch in Brakel nicht alles heile Welt. Doch die Probleme sind eher harmlos. Viele Eltern wollen ihre Kinder früher abholen. Die Teilnahme ist aber bis 15.00 Uhr verpflichtend – eine Vorgabe des Landes. Die Kinder stört der längere Aufenthalt kaum. Neben den Hausaufgaben haben sie viel Zeit zum Spielen. Die OGS macht dazu viele Angebote. Am besten ist es jedoch, wenn die Kinder frei und ohne Vorgabe spielen.
Der durchgetaktete Alltag vieler Kinder führe dazu, das die kindliche Spontaneität verloren gehe, sagt Nadine Beyermann, das müsse die OGS ausgleichen: „Bei uns haben Kinder diesen Freiraum.“