Weihnachten auf Trümmern feiern
Die Kämpfe in Aleppo dauern mit unverminderter Härte an. Große Teile der Stadt sind schon zerstört. Besonders die Zivilisten leiden unter dem Dauerbeschuss. Foto: KNA
Bamberg (KNA). Die katholische Kirche in Deutschland ruft dazu auf, die Menschen in Aleppo nicht im Stich zu lassen. „Dies ist die Stunde der humanitären Hilfe. Die ganze Weltgemeinschaft muss den leidenden Menschen in Syrien zur Seite stehen“, betonte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Gerade die Kirche und ihre Hilfswerke seien weiter besonders aktiv in der Region und dabei dringend auf Spenden angewiesen.
Sollte der aktuelle Waffenstillstand halten, so Schick, müsse diese Chance dringend genutzt werden, um „vor allem die Zivilisten mit dem Notwendigsten zu unterstützen“. Hilfe werde aber auch in jenen Gebieten gebraucht, in die die Bewohner Aleppos und der anderen umkämpften Orte geflohen sind: „Die Kirche ist hier sehr aktiv. Aber unsere Hilfswerke brauchen Spender. Auch jeder in Deutschland kann also etwas Konkretes tun, um menschliches Leiden zu lindern.“
Eine tragfähige Lösung des Syrien-Konflikts liege noch in weiter Ferne, sagte Schick weiter. Zudem sei sie nur möglich, wenn Regierung, Rebellen und alle in den Krieg involvierten Mächte ernsthafte Verhandlungen beginnen würden: „Allein auf militärischem Weg können die todbringenden Verwerfungen nicht überwunden werden. Ohne Dialog kein Frieden!“
Gerade Papst Franziskus sei hier bemüht, „Gesprächskanäle zu öffnen“, erklärte der Erzbischof weiter. So habe er Präsident Assad in einem Brief nachdrücklich an die Menschenrechte, an den Schutz von Zivilisten und den Zugang zu humanitärer Hilfe erinnert – „ein Schreiben, das in Syrien starke öffentliche Beachtung gefunden hat“.
Der Apostolische Nuntius, Kardinal Mario Zenari, sei einer der wenigen Botschafter, die trotz des Krieges in Syrien ausharrten, ergänzte Schick: „So zeigt die katholische Kirche, dass sie die Hoffnung auf Frieden für das geschundene Land nicht aufgibt.“
Aus Sicht des Erzbischofs sollten Christen in aller Welt erst recht fröhlich Weihnachten feiern, auch wenn gleichzeitig in Aleppo und an vielen anderen Orten Menschen leiden und sterben: „Wir dürfen nicht nur Weihnachten feiern, wir müssen es!“, betonte er: „Dieses Fest erinnert daran, dass Gott Mensch geworden ist, also die ganze Armut und Friedlosigkeit des Menschen an sich herangelassen und durchlitten hat.“
Auch in Aleppo werde Weihnachten gefeiert, ergänzte Schick. Der dortige maronitische Erzbischof, Joseph Tobji, habe erst kürzlich gesagt: „Wir werden auf den Trümmern feiern, um zu erleben, dass die Hoffnung nicht stirbt, dass aus dem Tod Leben hervorkommt.“ Das, so Schick weiter, sei genau die Perspektive, „in der alle Christen das Weihnachtsfest auch in diesem Jahr begehen sollten“.