Warum Hardehausen seit 75 Jahren „zeitgemäß“ ist
„Young Mission“: Vieles hat sich verändert, eines ist gleichgeblieben: Das Jugendhaus ist ein Ort, an dem Menschen lebendigen Glauben erleben. Foto: Lankowski
Hardehausen. Still ist es – ungewöhnlich für einen Ort, an dem sonst immer „das Leben tobt“. Doch im Corona-Jahr 2020 ist eben alles anders. So hat auch im Jugendhaus Hardehausen in diesen Wochen gezwungenermaßen die Ruhe Einzug gehalten. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem eigentlich ein großes Fest angestanden hätte. Die Feier zum 75-jährigen Bestehen des Jugendhauses war organisiert, eine heilige Messe mit Weihbischof Dominicus Meier und den Jugendlichen des „Young Mission“-Wochenendes sollte den Höhepunkt bilden.
von Andreas Wiedenhaus
Ruhe und Stille bedeuten aber nicht Untätigkeit, erklärt Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder: Wer mit Jugendlichen arbeite, so der Direktor des Hauses, dürfe sich nicht ausruhen, sondern müsse immer auf der Suche nach Innovation sein.
Dass das schon vor Jahrzehnten die Prämisse war und das Jugendhaus ein Ort war, an dem vieles möglich war – ein Platz, wo diskutiert wurde und viele Ideen und Projekte entstanden, bestätigt Hans-Georg Hunstig aus Paderborn. Der langjährige Vorsitzende des Diözesankomitees hat aus Anlass des Jubiläums einen Blick in sein Archiv geworfen und in Notizen, Broschüren und Fotoalben geblättert.
„Hängengeblieben“ ist er an einem Wochenende im April 1990: Zu „Genesis 90“ trafen sich damals vom 27. bis 29. April rund 400 Teilnehmer in Hardehausen. „Genesis 90“ war das Impulstreffen zum damaligen Pastoralen Schwerpunkt im Erzbistum überschrieben: „Gott und seine Schöpfung“. Der „Dom“ berichtete damals unter der Überschrift „Jetzt den Krieg gegen die Natur beenden“ über das Treffen. Hunstig hatte als damaliger Vorsitzender des Diözesanpastoralrates genau das gefordert, schließlich sei die Entspannung im politischen Bereich in Europa auch gelungen.
Umweltschutz im Blick
Den Stellenwert des Umweltschutzes hatten auch Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt und der Dortmunder Franziskaner Werenfried Wessel betont. Während der Erzbischof davon sprach, dass das Thema „Umwelt“ in den Gemeinden konkret werden müsse, forderte der Franziskaner dazu auf, „an der Schöpfung der Welt“ mitzuarbeiten. Denn der Schöpfungsakt sei keineswegs abgeschlossen.
„Junge Menschen: Erst-Helfer Gottes“ ist ein Artikel überschrieben, in dem der „Dom“ 2017 über ein Wochenende der nach dem Weltjugendtag 2013 gegründeten Initiative „Young Mission“ berichtet. 230 Jugendliche waren dabei. „Man trifft immer krass nette Leute hier und lernt viel Neues“, zitiert der „Dom“-Bericht Doreen Jacke und Anna Sudendey aus Büren. Beide waren beeindruckt von der besonderen Atmosphäre des Wochenendes und wollten auch beim folgenden Treffen dabei sein. Dazu hatte wohl auch der Gottesdienst beigetragen: „Die Band spielt mitreißende Lieder, sodass alle mitsingen. Es wird geklatscht und sich bewegt, gelacht, gebetet und zum Friedensgruß in den Arm genommen.“
Momente des Glaubens
Knapp drei Jahrzehnte liegen zwischen den beiden Ereignissen. Nicht nur Kleidung und Frisuren sehen heute anders aus. Die Sprache der jungen Menschen hat sich gewandelt, und die digitale Technik hat das Leben der Menschen in fast allen Bereichen, rund um die Welt, grundlegend verändert. Doch der Gedanke, der schon vor 75 Jahren bei der Gründung das Haus prägte, war 1990 genauso wie 2017 aktuell und ist es immer noch: Die Möglichkeit, Orientierung zu finden, Wertschätzung zu erfahren und besondere Momente des Glaubens zu erleben.
Und nicht zuletzt die Idee, die Ende 1990 die Menschen nach Hardehausen führte, ist lebendig. Von „Genesis 90“ bis zu „Fridays for Future“ ist der Weg nicht weit – auch wenn man früher die fotografischen Erinnerungen ins Album klebte und sie heute im Internet postet.
Hintergrund
Wie es nach dem Krieg begann
1945, im Gründungsjahr des Jugendhauses, war das ehemalige Kloster Hardehausen im Besitz der Amerikaner. Als der damalige Diözesanjugendseelsorger Augustinus Reineke von Erzbischof Lorenz Jaeger den Auftrag bekam, für die in Paderborn ausgebombten Augustiner Chorfrauen ein neues Zuhause zu finden, setzte sich Reineke auf sein Fahrrad und machte sich auf den Weg nach Hardehausen. Der Geistliche verhandelte erfolgreich mit den amerikanischen Besatzungstruppen, und die Paderborner Schwestern durften in einen Teil des ehemaligen Zisterzienserklosters einziehen. Damit, erklärt der heutige Diözesanjugendseelsorger Stephan Schröder, habe auch die Geschichte des Jugendhauses begonnen.
Hier geht es zu den Internetseiten des Jugendhauses Hardehausen: www.go-hdh.de