Sommer 1820: Dramatisch für die Droste
Auf Schloß Bökerhof wird Geschichte lebendig: In diesem Jahr drehen sich mehrere Veranstaltungen um die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Sie erlebte auf dem Anwesen ihre „Jugendkatastrophe“, die sie lange verfolgte. Foto: Schäfer
Brakel-Bökendorf. Schloss Bökerhof, im Sommer 1820: Das spätbarocke Herrenhaus der Familie von Haxthausen wird vor 200 Jahren zum Schauplatz einer dramatischen Liebesgeschichte, welche später in die Literaturgeschichte als „Jugendkatastrophe der Droste“ eingeht. Nach der schmerzlichen Erfahrung der unglücklichen Liebe mied die junge Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848) 18 Jahre lang den beschaulichen Ort im „Paderbörnschen“.
on Martina Schäfer
Der Bökendorfer Bernhard Aufenanger gibt auf verschiedenen Wanderungen (am 20.September) und einer geplanten Lesung am Sonntag, 16.August, 11.00 Uhr, tiefe Einblicke in das Schicksalsjahr der Droste und die literarischen Folgen.
Bernhard Aufenanger, Vorsitzender im Pfarrgemeinderat in Bökendorf und Mitglied im Verein Naturpark-Führer Teutoburger Wald, macht sich seit Langem für regionale Kultur- und Kirchengeschichte stark, für jene Geschichte, die auch überregional strahlt. Er hat in den vergangenen Jahren bereits einige Wanderungen, auch für Pilger („Orte verbinden“) konzipiert und organisiert. „Für mich ist es wichtig, Geschichte wachzuhalten und zu zeigen, dass in unserem kleinen Ort und der Umgebung Bedeutendes passiert ist und sich große Geister getroffen haben“, betont Bernhard Aufenanger.
Künstler-Treffpunkt
Denn Schloss Bökerhof war im 19.Jahrhundert bekannte Sommerfrische und Romantikertreff für viele Künstler. Dort trafen die Brüder Grimm, Clemens von Brentano, Josef von Görres, die Hülshoff-Schwestern sowie August Hoffmann von Fallersleben zusammen und beteiligten sich an der Sammlung von Märchen, Sagen und volkstümlichen Geschichten.
Doch zurück zur Droste, was war passiert? Das adlige Freifräulein zu Besuch bei den Bökendorfer Verwandten mütterlicherseits war verliebt– in den bürgerlichen Literaten Heinrich Straube, ein Studienfreund Heinrich Heines. Gleichzeitig machte ihr der fesche August von Arnswaldt Avancen, auf welche die junge Frau einging. Ein fataler Fehler, denn die Annäherungen Arnswaldts waren nur vorgetäuscht, um seinem Freund Straube zu zeigen, wie es um die Treue der Droste wirklich stand. Die beiden Männer brachen den Kontakt zu dem angeblich „flatterhaften“ Fräulein ab. Und nicht nur das: Die gesamte Familie von Haxthausen war in die Intrige eingeweiht.
Durch Intrige verletzt
Tief verletzt und gedemütigt reiste die Dichterin ab und wollte künftig von ihren ostwestfälischen Verwandten nichts mehr wissen, sie blieb dem Schloss Bökerhof 18 Jahre lang fern. Tante Anna von Haxthausen, der die Droste ihr Herz ausgeschüttet hatte, heiratete zehn Jahre später den Literaten und Privatgelehrten August von Arnswaldt. „Ich sollte mit Gewalt recht schuldig werden“, schrieb die Droste später.
Da die Wanderung am 23.März bereits ausverkauft ist, bietet Bernhard Aufenanger einen zweiten Termin am 20.September unter dem Titel „Tatort Judenbuche“ an, Treffpunkt ist um 14.00 Uhr vor dem Schloss Bökerhof. Es geht natürlich zu den Orten der berühmten Novelle, aber auch die „Jugendkatastrophe“ der Droste wird Thema sein. Die Lesung am 16.August, 11.00 Uhr, gestaltet Schauspielerin Christina Seck („Lumpentheater“, Erzähltheater für Kinder und Erwachsene) aus Paderborn. In Briefen, Texten und Gedichten spürt sie der Dichterin, ihrer Erfahrung, ihren Ängsten und Glaubenszweifeln nach. Übrigens: Als Heinrich Straube 1847 stirbt, findet man in seinem Nachlass eine Locke der Droste.
Info
Anmeldung
Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl sollten sich Interessenten zur Wanderung und zur Lesung bei Bernhard Aufenanger, b.aufenanger@naturparkfuehrer.org, Tel.: 05276/7210, anmelden.