Kunst zum Anfassen
In seiner Werkstatt befasst sich Antonio Ugia mit abstrakter Kunst. Foto: St.-Loyen-Stift
Lemgo (jon). Er schlägt mit seinen Bildern eine Brücke zwischen Eindrücken und Gefühlen: Der renommierte Künstler Antonio Ugia hat im März im St.-Loyen-Stift, einem Altenheim in Lemgo, ein neues ehrenamtliches Kunstprojekt gestartet. Der Fokus liegt darin, die Kreativität der Bewohner des Stiftes anzuregen, neu zu entdecken und Kunstwerke selbst zu gestalten.
Dabei werden die Bedürfnisse der Bewohner im Vordergrund stehen. Ugia stellte sich zunächst den Bewohnern vor und führte Einzelgespräche, auch gemeinsame Spaziergänge sind geplant. Die Mobilität der Bewohner will er zudem gezielt durch Bewegungstraining mit Musik fördern. Begleitet wird der Künstler von der Leiterin des begleitenden Sozialdienstes, Anke Biermann.
Antonio Ugia, 1966 als Sohn einer Spanierin und eines Deutsch-Holländers geboren und in Spanien und Deutschland aufgewachsen, möchte Kunst zum Anfassen anbieten. „Natürlich kann man meine Bilder anfassen, es ist doch schrecklich, wenn Bilder nur an der Wand hängen“, sagt der Künstler und weiter: „Kunst drückt für mich die Liebe zum Leben aus, ohne dies aussprechen zu müssen. Mit ihr habe ich die Freiheit, mich über das Gegenständliche zu erheben, habe keine Grenzen oder Vorgaben.“
Ugia hat schon in vielen Berufen gearbeitet. Er machte Ausbildungen als Restaurantfachmann, Krankenpfleger und Bademeister und arbeitete auch in diesen Berufen. Als Krankenpfleger war er in der Psychiatrie, im ambulanten Pflegedienst, in einer Behindertenwerkstatt, in der Kinder- und Jugendbetreuung und im Krankenhaus tätig. Außerdem betreute er Künstler und arbeitete als Model bei Foto- und Filmproduktionen. Die Moderation von Veranstaltungen und die Duftberatung in einer Parfümerie runden seinen Lebenslauf ab.
Seit Anfang der 1990er-Jahre befasst sich Antonio Ugia intensiv mit der Malerei. Daneben hat er auch mit Speckstein gearbeitet, seine Leidenschaft ist jedoch die abstrakte Malerei. „Abstraktion und Farbkompositionen meiner Bilder reflektieren meine Emotionen und Eindrücke. Erfassbar werden sie erst durch das Zusammenspiel von Auge und Geist des Betrachtenden“, schreibt er.
Seine Bilder strahlen Energie und Leben aus, die Farben sind kräftig, dramatisch in der Applikation. Richtig ins Licht gesetzt, glaubt man, eine Insel im Meer zu sehen– einen Klecks Himbeergelee auf Crème brûlée–, betrachtet man die Bilder intensiver, entdeckt man verschiedenste Formen. Die Oberflächenstruktur entsteht aus unterschiedlichen Materialien und mit vielen Hilfsmitteln. Sie unterstützt die Wirkung der Werke.
Seit über zwanzig Jahren stellt Antonio Ugia bereits aus. Events im In- und Ausland nutzt er, um seine zahlreichen Werke zu präsentieren. Neben seinem eigenen Schaffen bringt er auch anderen die abstrakte Malerei nahe. In Workshops führt er interessierte Menschen heran. In einer freien Atmosphäre wird mit verschiedensten Materialien und Werkzeugen gearbeitet.
In der Seniorenresidenz in Lemgo engagiert er sich ehrenamtlich. Im spanischen Flair, inspiriert durch Gitarrenklänge, entdecken die Senioren ihre Kreativität und gestalten ihre eigenen Kunstwerke. Auch in einem Kindergarten in Bielefeld wurde er mit den Kindern kreativ. Mit den Mitarbeitern und Eltern gestaltete er die Turnhalle kreativ um. Ausstellungen von Antonio Ugia waren auch schon in Hamburg, Köln, Barcelona, Bad Pyrmont, Verl, Weimar, Rheda-Wiedenbrück, Bonn, Detmold oder La Gomera zu sehen.