Kontrast zwischen Arm und Reich
Gruppenfoto vor dem Weltkulturerbe Taj Mahal, dem bekanntesten Wahrzeichen von Indien.
Hagen. Gut und wohlbehalten zurückgekehrt ist eine Reisegruppe der katholischen Gemeinden in Hagen von einem Informationsbesuch aus Indien. Ziel war es, die Heimat von zwei Patres vom indischen Orden der Unbeschuhten Karmeliten OCD, kennenzulernen, die sich seit einigen Jahren in Emst niedergelassen haben und von ihrem dortigen Kloster aus in der Seelsorge der katholischen Gemeinden im Stadtgebiet Hagen arbeiten.
Unter der Leitung von Pater Yesudas und seinem Mitbruder Saju machten sich 28 Gemeindemitglieder auf den Weg. Die Reise ging zunächst nach Neu-Delhi mit einer Reihe von historischen Tempel- und Palastanlagen früherer Jahrhunderte. Religiös geprägt ist das Land vom Hinduismus und dem Islam, der dort die zweitgrößte Religionsgemeinschaft darstellt. Natürlich hat auch die Kolonialmacht England ihre Spuren hinterlassen. Ob es die englische Amtssprache, der Linksverkehr, das föderale Staatensystem oder auch nur die Architektur von Parlaments-, Wohn- oder Verwaltungsgebäuden ist. Alles „very british“. Von dort ging es bei durchschnittlich 35 Grad in die Stadt Agra, wo das weltweit bekannte Weltkultur-
erbe Taj Mahal zu bestaunen war.
In Trabantenstädten schießen riesige Büro- und Wohnhäuser aus dem Boden, wo die Menschen der indischen „Zukunftsindustrie“, der IT-Branche, untergebracht werden sollen. Hier gibt es rasante Zuwachsraten.
Dem gegenüber springt gerade im Norden des Landes der starke Kontrast zwischen Reich und Arm ins Auge. Luxuriöse Villen und gleich an der Grundstücksmauer Notbehausungen sind keine Seltenheit. Ein Großteil der Milliardenbevölkerung schlägt sich als kleine Händler entlang von kilometerlangen Straßen durchs Leben. Der Straßenverkehr ist chaotisch und die Umweltbelastung sehr hoch und besorgniserregend.
Anders im Süden des Landes. Im Bundesstaat Kerala, der sich auch gerne als „Gottes eigenes Land“ bezeichnet, führt alleine schon das subtropische Klima zu einer intensiveren Vegetation. Hier gedeihen Südfrüchte, Gewürze aller Art sowie Reis und Tee in riesigen Plantagen. Religiös ist das Christentum hier sehr stark verbreitet. Obwohl auch der Hinduismus die größte religiöse Gruppe bildet, sind im Stadtbild mehr Kirchen als Hindu-Tempel zu erkennen. Dieser Teil von Indien wurde schon sehr früh missioniert: Der Apostel Thomas hat hier schon als Erster das Evangelium verkündet. Er starb 72 n. Chr. in der Nähe von Madras.
In Kollam besuchte die Reisegruppe das Provinzialat, das Mutterhaus des Ordens. Angegliedert an das Kloster ist ein Priesterseminar mit Internat, in dem sich junge Männer auf den Priesterberuf vorbereiten. Nachwuchsmangel kennt man hier nicht. Das Kloster finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Eine Kirchensteuer ist in Indien unbekannt. Bildung für alle ist in Indien immer noch keine Selbstverständlichkeit, aber die einzige Möglichkeit, der Armut langfristig zu entkommen. Daher sind kirchliche Schulen und Universitäten für die zukünftige Entwicklung des indischen Gemeinwesens unverzichtbar.
Einer der vielen Höhepunkte der Reise war die Fahrt mit Übernachtung auf Hausbooten durch die Back-Waters von Alleppey. Ebenso gab es Einblicke in die altindische Kultur: Im Kathakali-Stil zeigen die Künstler eine meist pantomimische Ausdrucksform von Tanz und Musik.