Gott ist tot? Ach so, Karel …!
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von Claudia Auffenberg
Namenswitze sind nach einer alten Journalistenregel verboten, aber dieses war ja nicht mal einer: „Gott ist tot“, meldete die Katholische Nachrichten-Agentur, und man ahnte, dass die Kollegen der Versuchung zur Doppeldeutigkeit nicht widerstehen konnten.
Also, Karel Gott ist gestorben und seit dieser Meldung wird man von einem hartnäckigen Ohrwurm geplagt: Die Titelmelodie der Zeichentrickserie über die Biene und ihren etwas drömeligen Freund Willi („Maja, nich so chnell!“) wird auf ewig Teil der eigenen Biografie sein und mit ihr Gott, Karel Gott. Und der andere Gott?
Die Zeit der Kinderserie war auch die Zeit der wohligen Gemeindeerfahrung. In der eigenen Kirche gab es einen speziellen Sitzplatz. Wenn man dort zu sitzen kam, gab einem der Küster das Kollektenkörbchen und man durfte das Geld einsammeln. Unglücklicherweise war auch das Nachbarmädchen darauf erpicht, man musste also tunlichst eine Minute eher in der Kirche sein. Seien wir also ehrlich: Der sonntägliche Ehrgeiz hatte nichts, jedenfalls zunächst nichts mit Frömmigkeit zu tun. Die kam später. Oder sagen wir: das Fasziniertsein von dem Rätselhaften und zugleich Wärmenden, das einem im Gottesdienst entgegenkommt. Aber: Wo sind denn eigentlich all die anderen geblieben, die mit im Zeltlager waren, im Kommunionunterricht, beim Jugendkreuzweg …? Warum sind sie nicht mehr da? „Maja fliegt durch ihre Welt, zeigt uns das, was ihr gefällt“, heißt es in dem Lied. Hoffentlich haben die einstigen Wegbegleiter ihre Welt gefunden, die ihnen gefällt, in der sie gut leben können. In dieser Welt wird, dieses Vertrauen hat man früh gelernt und sich erhalten, Gott bei ihnen sein. Denn dieser Gott ist nicht gestorben. Und so suchen wir bei Youtube und lassen die Kindheit noch mal so richtig laut erklingen: Maaaaaaja, erzähle uns von dir …