21.08.2020

Frauen und Männer

Frauenfußball war vor 50 Jahren undenkbar und ist heute selbstverständlich. Foto: skeeze/ Pixabay

Liebe Leserinnen und Leser,

im Herbst steht ein Jubiläum ins Haus: Seit 50 Jahren ist es Frauen in Deutschland erlaubt, Fußball zu spielen. Im Oktober 1970 nahm der DFB offiziell den Damenfußball in seine Satzung auf. Glücklich waren damit nicht alle. Berti Vogts beklagte sich damals in einem Interview, es gebe doch so schöne Sportarten für die Damen, warum sie nun ausgerechnet Fußball spielen müssten. Er sei jedenfalls dagegen. Bärbel Wohlleben, eine der Spielerinnen der ersten Stunde, die als erste Frau das „Tor des Monats“ schoss, wurde von Sportschau-Moderator Oskar Klose besorgt gefragt, wie das beim Kopfball sei, ob da nicht die Frisur leide. Und Wim Thoelke, einst beim Aktuellen Sportstudio, suchte die Männerwelt mit dem Hinweis zu beruhigen, dass die Damen ja ihre Trikots selber waschen.

Aus heutiger Sicht ist das alles sehr lustig anzusehen, aber wenn man sich in der Welt so umschaut, scheint doch am Loriot’schen Diktum, dass Männer und Frauen einfach nicht zusammenpassen, nach wie vor etwas dran zu sein. Kamala Harris, die Vizepräsidentschaftskandidatin der US-Demokraten, sei „gemein und respektlos“, das war das Erste, was Donald Trump zu ihr einfiel. Nun, ohne ihn persönlich zu kennen, hat man doch eine gewisse Vorstellung davon, wie in seiner Welt Frauen zu sein haben. Fußballerinnen sind es wohl eher nicht.

Ja, und wie man vergangenen Sonntag im Gottesdienst hören konnte, gibt es auch von Jesus und seinen Jüngern eine solche Geschichte. Sie reagieren jedenfalls auf das Ansinnen der heidnischen Frau, er möge ihre Tochter heilen, zunächst ziemlich machohaft. Dennoch ist dies eine bedeutende Episode im Evangelium. Denn Jesus lernt, dass seine Botschaft eben nicht nur für das Haus Israel gedacht ist, sondern allen Menschen gilt. Und, dass nichts verloren geht, wenn er Grenzen überschreitet.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat jetzt die Stelle ihres Sekretärs per Zeitungsanzeige ausgeschrieben. Bislang war das immer ein Priester, was zwar nicht vorgeschrieben, aber irgendwie selbstverständlich war. Bislang! Nun sind auch Frauen aufgerufen, sich zu bewerben, die kfd hat bereits ihre Mitglieder dringend ermuntert. Man sieht: Dinge ändern sich, so ist das Leben.

Womöglich sieht Berti Vogts die Sache heute anders. Es wäre aber egal, denn es geht ja nicht darum, was für Frauen besser oder schlechter ist, was Frauen besser oder schlechter können, es geht einfach darum, wer das entscheidet.

Ihre Claudia Auffenberg

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