Eindrucksvolles Zeugnis des Glaubens
Karin Boje-Toledo und Klaus Diaz sind zwei von acht neuen Wort-Gottes-Feier-Leitern, die bei einem Pastoralverbundstag im Bielefelder Osten ihren Dienst angetreten haben. Foto: Hollwedel
Bielefeld. „Wir tun das nicht für uns, sondern für alle, damit die Kirchentür offen bleibt.“ Darin sind sich Karin Boje-Toledo und Klaus Diaz einig. Die beiden Bielefelder sind zwei von acht neuen Wort-Gottes-Feier-Leitern, die jetzt bei der festlichen Wort-Gottes-Feier des Pastoralverbundstages im Bielefelder Osten ihren Dienst angetreten haben.
von Julia Hollwedel
Ehrenamt als Ehrensache, um das Gemeindeleben aktiv zu gestalten. Als Lektoren in der Gemeinde St.Joseph sind beide mit dem Wort Gottes vertraut. „Als Laien halten wir keinen Ersatzgottesdienst, sondern möchten die Gefühle der Menschen erreichen und sie in ihrem Glauben stärken. Genauso wie ein Pfarrer in einer heiligen Messe“, sagt Karin Boje-Toledo. Gottesdienste wegen Pfarrermangel einfach ausfallen zu lassen, kommt für beide nicht infrage. „In unserer unmittelbaren Nachbarschaft liegt das Pflegewohnheim St.Joseph. Für viele Bewohner gehört der regelmäßige Kirchenbesuch zum Leben dazu“, so Karin Boje-Toledo. Aber es geht ihnen nicht nur um die ältere Generation, die sonntags noch rappelvolle Kirchenbänke erlebt hat.
Andere Worte
„Wir haben nicht Theologie studiert und finden deshalb andere Worte und Formulierungen“, sagt Klaus Diaz. „Vielleicht können wir so auch Menschen neu interessieren, die denken, dass sie der Kirche fern sind.“ Ihm selber ist es genauso ergangen. „Bis ich 40 Jahre alt war, hatte ich mit Kirche nichts zu tun. Bis mir ein Pfarrer das Gespräch angeboten hat. Das Ehrliche, Authentische hat mich tief beeindruckt. Plötzlich war ich interessiert. Genauso möchte ich anderen Menschen als Ansporn dienen“, so Klaus Diaz. Beide arbeiten in sozialen Berufen, sie als Sozialarbeiterin, er als Sozialpädagoge. Oft werden sie von anderen Menschen gefragt: „Warum machst du das?“ Beiden ist es wichtig zu sagen: „Ich als Privatperson engagiere mich, um den Glauben zu leben, als Teil einer Gemeinde.“
Diesen Gedanken hat auch Pastoralverbundsleiter Pfarrer Bernhard Brackhane in der Wort-Gottes-Feier aufgegriffen. Die Tradition der weißen Albe zeige, dass Menschen „aufstehen für das, was Glaube ist“. Bei der selbst gestellten Frage: „Was ist unsere wichtigste Botschaft?“ hat er auf Martin Luther verwiesen, der mit Kreide auf den Tisch zu schreiben pflegte: „Ich bin getauft“, wann immer er Trost suchte. „Das geht doch tief ins Herz hinein“, so Bernhard Brackhane. „Es hat sich viel geändert in den Gemeinden. Wir können ja nicht sagen, wir haben keine Fachkraft mehr und machen den Laden zu. Wir gehen andere Wege.“ Seinen Worten nach sendet die Kirche andere stärkere Signale als „einen Rückzug auf Raten“. Kirche mit ihren offenen Kirchentüren sei nach wie vor ein „Ort der Ruhe“ für „Glaube, Hoffnung und Liebe“.
Treffen, Sehen, Beten
Für Christine Arnsfeld, die seit 2012 Wort-Gottes-Feiern leitet, gehört zu einem festen Ort eine feste Zeit. „Dass nicht genügend Priester da sind, war ja abzusehen. Meine feste Überzeugung ist, dass wir den gemeinsamen Gottesdienst brauchen.“ Das Treffen, Beten, Sehen schaffe Gemeinschaft und Verbundenheit.
Diese Verbundenheit zeigt auch das Pastoralverbundskreuz für Klaus Diaz. „Die festen Seile bestehen aus vielen dünnen Fäden. Vielleicht haben wir alle das Gefühl, alleine nichts zu verändern, doch wir können alle zusammen ein starkes Seil bilden, wenn wir uns aktiv einbringen.“ Diese Worte schlagen die Brücke zum Beginn der Feierlichkeiten, als Pfarrer Bernhard Brackhane von einer beobachteten Situation berichtete, als ein kleiner Junge seinen nicht gläubigen Eltern Jesus Christus am Kreuz mit der Frage erklärt: „Wer kommt in meine Arme?“.
Auch das Bi-O-Lied von Pastoralreferentin Eva-Maria Nolte, die mit ihrem trommelnden Chor maßgeblich zur Atmosphäre beitrug, drückt die Stimmung im Bielefelder Osten aus: „Lass uns mit Vertrauen nach vorne sehen, denn wir sind nicht allein. Mit allen deinen Zeugen woll’n wir heute Christen sein.“ Ehrensache, dass die Kirchentüren im Bielefelder Osten auch in Zukunft offen stehen.