16.05.2019

Dienerin der Versöhnung

Rita wird stigmatisiert. Foto: dpa

Nach der Lektüre der Lebensgeschichte der heiligen Rita von Cascia, derer die Kirche am 22. Mai gedenkt, möchte man weinen oder irgendwo gegentreten. Vielleicht sogar beides.

von Claudia Auffenberg

Geboren wurde sie um 1370 in Umbrien. Gegen ihren Willen wurde sie verheiratet. Ihr Mann war gewalttätig, die Zeiten insgesamt waren brutal, nach 18 Jahren wurde er ermordet. Seine Söhne wollten ihren Vater rächen, was die Mutter durch Gebet zu verhindern suchte. Die Jungen sollten lieber sterben als zu Mördern werden und so kam es: Sie wurden ein Opfer der Pest.

Jetzt ganz auf sich allein ­gestellt, wollte Rita als Augustiner-­Eremitin ins Kloster eintreten, wurde aber mehrfach abgelehnt. Erst 1407, fünf Jahre nach dem Tod der Söhne, fand sie Aufnahme und lebte nun ein strenges, asketisches Leben. Von mystischen Erfahrungen in dieser Zeit ist die Rede, 1432 soll sich ein Dorn aus der Dornenkrone Christi in ihre Stirn gebohrt haben. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1447 hatte sie dort eine offene Wunde. Am Ende des Lebens, so wird erzählt, gibt es dann doch noch ein Liebeszeichen: Sie bittet darum, man möge ihr eine Rose aus dem Garten bringen und trotz des Winters habe draußen eine geblüht.

An ihrem Grab sollen sich zahlreiche Wunder ereignet haben, im Volksmund war sie bald als Helferin in aussichtslosen Lagen angesehen. 1937 wurde eine Basilika neben dem Kloster erbaut, in dem Rita gelebt hat, bis heute einer der meistbesuchten Wallfahrtsorte Italiens.

Das Schicksal der Ablehnung machte auch die Gemeinschaft durch, die heute unter dem Namen Ritaschwestern vor allem in Würzburg wirkt. Der Augustiner Hugolin Dach war bei seinen Seelsorgebesuchen immer wieder mit dramatischen Situationen in den Familien konfrontiert. Vor allem das Schicksal der Wöchnerinnen trieb ihn um. Er kam auf die Idee, einen Verein zu gründen, der nicht nur die Krankenpflege, sondern – und das war damals neu – die Haushaltsführung einer Familie zeitweise übernehmen sollte. 1911 gründete er den Verein, für den zunächst fünf Frauen arbeiteten. Sie bildeten von Anfang an nicht nur eine Arbeits-, sondern auch eine Lebensgemeinschaft. Pater Dach hatte sie unter das Pa­tronat der heiligen Rita gestellt, weswegen sie schon Ritaschwestern genannt wurden, obwohl sie sich noch gar nicht als Schwestern im Sinne einer Ordensgemeinschaft verstanden. Erst 1917 zogen sie ein Ordensgewand an. Ein Jahr später starb P. Hugolin Dach überraschend, drei Jahre später kam die bischöfliche Anordnung, die Gemeinschaft aufzulösen, die Schwestern sollten in andere Gemeinschaften eintreten. Viele taten es, aber neun hielten durch und blieben erfolgreich.

Bis heute gehört die Familienpflege zur Aufgabe der Ritaschwestern. „Das Vorbild der heiligen Rita leitet uns, ein Leben in Gottverbundenheit zu führen und wie sie den Menschen in Liebe, Frieden und Versöhnung zu dienen“, so schreiben sie auf ihrer Homepage.

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