25.03.2021

Das Serum des Vertrauens

Gleich im ersten Kapitel beginnt er mit der Geschichte von dem kleinen Jungen in einem katholischen Internat, der sich nachts zum Fenster des großen Schlafsaales schleicht, um voller Heimweh zu den Sternen hochzuschauen. Dieser kleine Junge war Ullrich Auffenberg. Foto: Greg Rakozy/ unsplash

Büren-Wewelsburg. Zum Jahreswechsel 2019/2020 stellte Ullrich Auffenberg in einer Predigt die Frage, wie die Menschen in einem Jahr oder in einem Jahrzehnt leben. Dass wenig später die Corona- Pandemie Europa erreichen würde, konnte er da nicht ahnen. Die Antworten, die der in Wewelsburg lebende Priester heute auf seine Fragen von Silvester 2019 geben würde, lassen sich in seinem neuen Buch mit dem bezeichnenden Titel „Kopf hoch … sonst siehst du die Sterne nicht“ nachlesen.  

Authentische Geschichten

Er wolle „Mut-Mach- Geschichten“ erzählen, schreibt Ullrich Auffenberg im Vorwort, keine Lehrsätze verkünden, wie das Leben besser gelingen könnte, sondern seine Botschaft unterschwelliger, indirekter weitergeben. Wenn man trösten wolle, solle man „leise zu den Menschen sprechen“, sagt er. „Lade sie ein, die Blickrichtung ihrer Stimmung zu wechseln, in die Weite, in den Horizont, in das Licht zu schauen.“ Deshalb erzählt Ullrich Auffenberg Geschichten. Keine erfundenen, sondern authentische Geschichten, die er in den vielen Jahren als Priester (mit-)erlebt hat. 

Gleich im ersten Kapitel beginnt er mit der Geschichte von dem kleinen Jungen in einem katholischen Internat, der sich nachts zum Fenster des großen Schlafsaales schleicht, um voller Heimweh zu den Sternen hochzuschauen. Dieser kleine Junge war Ullrich Auffenberg. 

Den Trost, den er beim Anblick der Sterne empfand, weckte in ihm ein tief empfundenes Gefühl der Verbundenheit mit Gott und der Schöpfung – ein Urvertrauen, das ihn durch sein Leben getragen hat. Dieses Vertrauen in Gott kann auch Corona nicht erschüttern, betont Ullrich Auffenberg: „Gott durchbricht meinetwegen nicht die Naturgesetze.“ Man kann an einem Virus sterben, auch wenn man an Gott glaubt. Aber Gott gibt Ullrich Auffenberg „die Gewissheit, dass er da ist, tief in meinem Herzen. Er hält mich, im Leben und im Sterben“.

Gebote der „Mit- Menschlichkeit“

Gott ist in die Welt gekommen, damit aus „Neben- Menschen“ echte „Mit- Menschen“ werden, ist Ullrich Auffenberg überzeugt. Das könne nur gelingen, wenn der Mensch Gott zu sich einlässt. Dann werde der Fremde, der Mann mit Alkoholproblem, die Familie mit dem Hartz-IV- Einkommen oder der Werkvertragsarbeiter aus Rumänien zu einem „Mit- Mensch“, den wir respektieren und als unseresgleichen behandeln müssen. 

Die Erfahrung der Pandemie macht es noch dringlicher, diese Gebote der „Mit- Menschlichkeit“ einzuhalten. In der Bedeutung, mit der Corona das Handeln des Menschen auflädt, erkennt Ullrich Auffenberg eine wesentliche Funktion der Pandemie. 

Das Virus bedrohe ausnahmslos alle Menschen, mache auch vor denen nicht Halt, die sich gut durch ein gutes Gesundheitssystem abgesichert fühlten. Die Erfahrung von Corona stelle jedem deshalb die Frage: „Wo bist du Mensch?“ Jeder müsse für sich beantworten, wie er „etwas mehr Sonne, Gefühle von Mitmenschlichkeit, Sympathie und Solidarität“ zeigen und so „wesentlicher“ werden könne, schreibt Ullrich Auffenberg mit den Worten des Barockdichters Angelus Silesius: „Mensch, werde wesentlich, denn wenn die Welt vergeht, dann fällt der Zufall weg, das Leben, das besteht.“

Auch die Seele braucht eine Impfung

So verhilft Corona vielleicht zu Erkenntnissen, die angesichts von Klimakatastrophe, Krieg, Armut, Rassismus überfällig sind. „Wenn für dich Sein wichtiger ist als Haben, Beziehungen zu Menschen und zu Gott bedeutender als Ansehen, Profit und Erfolg, dann lernst du den Reichtum eines erfüllten Lebens kennen, weil du mit allem vernetzt bist und aus der Tiefe lebst.“

Auch die Seele brauche eine Impfung, ist UIlrich Auffenberg überzeugt. „Das Immunsystem unserer Seele könnte man als Selbst- Bewusstsein, Würde oder Grundvertrauen bezeichnen“, schreibt er. „Auch die Seele muss geschützt werden vor schädlichen Viren wie etwa Hass, Lieblosigkeit, Demütigung, Entwürdigung.“ 

Darum sei es wichtig, Gott, „den Urheber unserer Würde“, um den Schutz der Seele zu bitten. Mit diesen Worten lässt uns der Autor nicht allein, sondern er schlägt uns ein Gebet vor, das mit den Worten beginnt: „Impfe mich, Gott, mit dem Serum des Urvertrauens, das meine Angst überwindet …“

Info

Zur Person

Der Priester Ullrich Auffenberg, geboren 1949, war Referent für Mitarbeitende beim Diözesan- Caritasverband Paderborn, Pfarrdechant in Rheda- Wiedenbrück, Leiter der Jugendbildungsstätte Hardehausen und der Bildungsstätte St. Bonifatius in Winterberg- Elkeringhausen. Seit 2020 ist er im Ruhestand und Subsidiar im Raum Büren.

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