06.04.2018

Berufen für den Trauerfall

Berufen für den Trauerfall

Rheda-Wiedenbrück (wl). „Tote begraben“ und „Trauernde trösten“ gehören zu den Werken der Barmherzigkeit, zu denen grundsätzlich jeder Getaufte berufen ist. Eine Beauftragung zu diesem Dienst ist an die „Taufberufung“ gekoppelt. Erzbischof Hans-Josef Becker wünscht sich für das Erzbistum Paderborn neben Gemeindereferenten ausdrücklich auch Gläubige außerhalb der pastoralen Berufe und beauftragt sie als Ehrenamtliche für den kirchlichen Begräbnisdienst.

Die 29-jährige Gemeindereferentin Eva-Maria Dierkes aus dem Pastoralen Raum Güters­loh hat für sich persönlich in einem Praktikum bei einem Bestattungsinstitut festgestellt, dass sie sich berufen fühlt, Angehörige von Verstorbenen zu begleiten und Beerdigungen vorzunehmen. Die 29-Jährige dürfte wohl eine der Jüngsten sein, die vom Erzbistum Paderborn mit dem Begräbnisdienst beauftragt wurde. Erst im Juni feiert sie ihren 30. Geburtstag, der eigentlich das Mindestalter für diesen Dienst markiert. Acht Beerdigungen hat sie bereits alleine durchgeführt und sie weiß jetzt genau, wofür ihr Herz schlägt. Ihre Mentorin war Claudia Becker, Gemein­dereferentin aus dem Pastoralen Raum Reckenberg. Sie ist zudem Mitglied im Ausbildungskurs für ehrenamtliche Laien, der erstmals im Oktober 2018 startet und die bisherigen Lehrbriefe des Würzburger Fernkurses ablöst.

Im Pastoralverbund Reckenberg gibt es schon mehrere sogenannte Laien, Gemeindereferenten und Ehrenamtliche, die sich für diese Aufgabe berufen fühlen. Neben Claudia Becker sind das noch ihre Kollegin Elisabeth Lengenfeld sowie der ehemalige Lehrer Josef Altemeier. Er ist der erste ehrenamtliche Laie.

Susanne Jehn, Küsterin der St.-Pius-Kirche Wiedenbrück, hat durch ihre Ausbildung zur Leiterin von Wort-Gottes-­Feiern auch Totengebete geleitet. Dabei hat sie festgestellt, dass sie gerne Menschen begleitet und ihnen Trost und Mut zuspricht und Hoffnung geben kann. Sie bereitet sich gerade auf den Beerdigungsdienst über die Lehrbriefe des Würzburger Fernkurses vor. In der nachösterlichen Zeit wird sie dann im Rahmen eines Abschlussgespräches, das auf einer fiktiven Traueransprache beruht, offiziell beauftragt. Alle drei Frauen sind sich einig, dass man in diesem Dienst mit ganz viel Einfühlungsvermögen auf Menschen zugehen muss. Sie sehen sich auch nicht als Notnagel, weil immer weniger Geistliche immer mehr Beerdigungen durchführen müssen.

„Ich sehe es eher als eine echte Chance für Menschen, die diese Berufung in sich tragen und diese Aufgabe übernehmen möchten“, so Claudia Becker. Sicherlich müsse man für diese nicht immer leichte Aufgabe innerlich stark sein, Gesprächskompetenz und Teamgeist besitzen und über eine gesunde psychische Belastbarkeit verfügen. Sie selbst sehe diese Tätigkeit, die sie nun schon seit einigen Jahren ausübt, als ein Geschenk und eine Bereicherung der eigenen Lebenserfahrung. Dierkes wie auch Becker seien auch nie von Angehörigen schief angesehen worden, weil plötzlich statt des Pastors eine Frau vor der Tür stehe. Viele Angehörige würden sich sogar wohlfühlen, weil ein Stück Hemmschwelle genommen ist, wenn nicht sofort ein Pastor kommt.

Beauftragt wird zunächst für drei Jahre. Danach kann man immer noch entscheiden, ob die Tätigkeit die richtige ist. Auch die Häufigkeit der Dienste ist frei bestimmbar. Interessierte, die sich vorstellen könnten, als Laien Beerdigungen zu leiten, können sich an ihre Gemeinde wenden. Das Team des pastoralen Raumes entscheidet dann, ob die Person die Voraussetzungen mitbringt.

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