Berührende Momente in Soest
Moderne Musik, ein Märchen sowie Licht und Schatten begeisterten in St. Patrokli. Foto: Körtling
Soest. Ein ganz besonderer Abend fand am Freitag vor der Karwoche im St.-Patrokli-Dom statt: Zunächst brachte Organist Stefan Madrzak den rund 150 Besuchern den französischen Komponisten, Kompositionslehrer und Organist Olivier Messiaen näher, dann folgte ein christliches Kunstmärchen von Oscar Wilde.
von Peter Körtling
Damit die Musik und Lesung auch wirklich zu Herzen gingen, hatten Madrzak und seine Helfer für ein dezentes, stets stimmiges Lichtarrangement gesorgt. Mal lagen die Seitenschiffe, mal die Apsis im Licht, dann war alles dunkel oder auch nur das verhüllte Kreuz beleuchtet. Alles war auf die beiden Werke Messiaens, „Die Erscheinung der ewigen Kirche“ und „Das himmlische Gastmahl“ perfekt abgestimmt.
Der 1992 verstorbene Messiaen stieß, ähnlich wie Bach, zu seinen Lebzeiten immer wieder auf Unverständnis: Messiaen schöpfte aus den verschiedensten Quellen wie Chorliedern, indischen Rhythmen oder dem Gesang der Vögel. Dazu kam die Vorliebe für Primzahlen, um die er die europäische Rhythmik erweiterte. Bis zu ihm bestand die hiesige Rhythmik hauptsächlich aus 2 und 3 und deren Vielfachen, er verwendete häufig die 5, 7 oder 11. Doch durch die Erläuterungen Madrzaks erschloss sich auch den ungewohnten Besuchern die eigene Harmonie Messiaens.
Im Anschluss an die Stücke rezitierte Judith Keinemann Oscar Wildes christliches Kunstmärchen „Der glückliche Prinz“. In der 1888 veröffentlichten Geschichte dreht sich alles um eine Schwalbe und die Statue des glücklichen Prinzen. Der Prinz lebte einst in Sanssouci – also „ohne Sorgen“ – und seine Statue weint beim Anblick all des Elendes. Die Schwalbe hilft den Ärmsten auf Bitte des Prinzen, indem sie die Edelsteine und das Blattgold des Denkmals verteilt. Da sie darüber den Flug nach Ägypten verpasst und stirbt und die Statue – so unansehnlich sie wurde – entbehrlich und entsorgt wurde, nahm das Märchen zunächst kein gutes Ende. Zu guter Letzt ist es Gott selbst, der die zwei belohnt. Mit den Improvisationen Madrzaks war auch dieser Teil wunderbar untermalt.
Am 7. Mai um 15.00 Uhr findet dieses besondere Konzert eine Fortsetzung. Dann präsentieren Domkantor Stefan Madrzak und Schuldirektorin Astrid Hartmann als Rezitatorin Prokofjews „Peter und der Wolf“ – auch für Kinder. Der Eintritt ist frei.