05.01.2023

Wozu sind Sie da, Tamina Kallert?

Wozu sind Sie da, Tamina Kallert? (Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold)

Auf einer meiner Reisen durch Westfalen habe ich an einer Hauswand einen Spruch gelesen, der mir immer in Erinnerung bleiben wird: „Alles ist schön, das du mit Liebe betrachtest. Je mehr du die Welt liebst, desto schöner wird sie für dich sein.“ Könnte von mir sein, habe ich gedacht. In diesem Satz schwingt meine eigene Haltung mit und zugleich spiegelt er meinen Blick wider, wie ich die Welt sehe.

Auch wenn wir momentan in einer herausfordernden und schwierigen Zeit leben, und die Welt teils grausam, trennend und ungerecht erscheint, so ist sie doch auch ganz viel anderes. Es gibt weit mehr Verbindendes als Trennendes. In meinem Beruf als Reisejournalistin erlebe ich das immer wieder aufs Neue. Menschen interessieren sich für Menschen und gerade die Menschen und ihre Geschichten sind es, die in Erinnerung bleiben und uns miteinander verbinden. Daher ist es mir wichtig, für andere Menschen, Lebensweisen und Kulturen unvoreingenommen offen zu sein und mich von neuen Ideen und Lebensentwürfen überraschen zu lassen. Wenn das gelingt, ist das unglaublich bereichernd und schön.

Tamina Kallert: „Es braucht Menschen, die an das Gute erinnern“

Je mehr ich reise, umso mehr komme ich an mich heran und umso mehr sehe ich, dass die eigene Haltung zu den Dingen und die Perspektive, die wir einnehmen, ganz entscheidend dafür sind, wie wir in die Welt gehen und den Menschen begegnen. Das Schöne daran ist: Ich kann mich täglich neu entscheiden. Darin steckt eine Menge Selbstermächtigung und was auch immer du aussendest, es kehrt zu dir zurück. Gerade in diesen Zeiten ist es doppelt und dreifach wichtig, dass wir das Gute hochhalten und im Kleinen wie im Großen für das Verbindende, für das Gemeinsame, für das respektvolle Miteinander einstehen. Es braucht Menschen, die an das Gute erinnern und die Lebensfreude und Dankbarkeit ausstrahlen. Genau das möchte ich tun.

Für mich ist die Welt bunt, genauso wie die Menschen, die auf ihr leben. Indem ich auf meinen Reisen anderen Menschen begegne und tolle Orte und Dinge erlebe und darüber berichte, möchte ich den Fernsehzuschauern und Leserinnen eine Freude machen. Ich möchte ihnen dabei helfen, die Welt mit anderen Augen zu sehen und zu erleben. Jede Reise lohnt sich und bereichert, jede Reise macht toleranter und flexibler im Kopf, und jede Reise stärkt die Wertschätzung – auch für die eigene Kultur. Sie zeigt beispielsweise, wie großartig es ist, in einer Demokratie zu leben oder wie viel Schönes zu Hause, in der Familie und im Miteinander zu finden ist.

Anderen gut zusprechen

Und genau darum geht es: um das Miteinander und darum, anderen gut zuzusprechen. Wozu bin ich also da? Ich möchte anderen Mut machen und Kraft geben. Ich möchte die Welt ein bisschen heller und positiver machen. Es ist mir wichtig, mit mir selbst und mit den anderen Menschen liebevoll umzugehen, denn am Schluss ist es immer die Liebe, um die es im Leben geht. Die Liebe, die man empfindet und die man aussendet. Wenn mir das gelingt, dann ist das schon sehr viel.

Wozu sind Sie da, Tamina Kallert? (Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold)

Zur Person

Tamina Kallert (48) ist eine deutsche Journalistin, Fernsehmoderatorin und Autorin. Seit 2004 ist die Freiburgerin regelmäßig als Reisejournalistin in den Ausgaben des WDR-­Reisemagazins „Wunderschön!“ zu sehen. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold

Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.

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