Aufrüstung verhindert keinen Krieg – Ein Gastkommentar

Zwangsläufig setzt Aufrüstung eine sich immer weiterdrehende Rüstungsspirale in Gang, sagt unser Gastkommentator Dr. Peter Witte.

Aufrüstung – Ein Gastkommentar
Aufrüstung – Ein Gastkommentar
veröffentlicht am 09.03.2022
Lesezeit: ungefähr 3 Minuten

„Wenn du den Frieden willst, rüste zum Krieg.“ Diese These ist mehr als 2.000 Jahre alt. Der Staatsmann, Schriftsteller und Philosoph Cicero verwendete sie im Jahr 43 v. Chr. vor dem römischen Senat. Der Satz begründet die Militarisierung des Staates, die Aufstellung von Streitkräften, deren Ausstattung, fortlaufende Modernisierung und ständige Übung. Der griechische Philosoph Platon sagte 400 Jahre zuvor, dass „sich jeder nicht erst im Kriege, sondern schon in Friedenszeiten auf den Krieg einüben muss“. „Ist er (der Staat) tüchtig, so wird ihm ein friedliches Leben zuteil“ (Platon: Die Gesetze). 

Aufrüstung setzt eine sich immer weiterdrehende Rüstungsspirale in Gang

Die Logik dieser Sätze klingt bestechend. Ein Staat muss militärisch aufrüsten, damit er nicht unterdrückt wird. Diese Theorie hat gravierende Nachteile. Zwangsläufig setzt Aufrüstung eine sich immer weiterdrehende Rüstungsspirale und einen Rüstungswettlauf in Gang. Das Ausmaß der Rüstung richtet sich nicht nach der Absicht, sich zu verteidigen, sondern nach der vermuteten militärischen Stärke des Gegners und den eigenen politischen Zielen. Die Versuchung, die eigene Macht zu testen und einzusetzen, steckt im System. Der Krieg ist nicht abgeschafft. 

Zwangsläufig setzt Aufrüstung eine sich immer weiterdrehende Rüstungsspirale in Gang, sagt unser Gastkommentator Dr. Peter Witte.

Ein erschütterndes Beispiel ist der aktuelle Krieg in der Ukraine. Ein friedliches, aber militärisch unterlegenes Land – die ­Ukra­ine – wurde von dem mächtigeren – die russische Föderation – brutal überfallen. Die Niederlage zeichnet sich ab. Dieser jetzt noch regionale Krieg wird zu einer großen Gefahr für den Weltfrieden und betrifft unmittelbar auch unser Land. Wir werden neu über Frieden und Sicherheit in Europa nachdenken und intensiv daran arbeiten müssen. Aufrüstung aber ist der falsche Weg, weil sie den Krieg nicht verhindert.

Aufrüstung hat jetzt Hochkonjunktur in Deutschland. 100 Milliarden Euro wurden rasch dafür zur Verfügung gestellt. Das Geld wird fehlen für die Bekämpfung von Armut, für Bildung, für Gesundheit, für den Klimawandel. Aufrüstung erscheint alternativlos. Allerdings kann Militär Frieden vielleicht ermöglichen, nicht jedoch schaffen. Es mag gegenwärtig absurd erscheinen, aber ohne Verständigung und Versöhnung, Abrüstung und Verzicht auf Gewalt wird es keinen Frieden geben.

Auftrag der Christen ist es nicht, militärisch aufzurüsten

Das entspricht dem, was Jesus uns vorgegeben hat. Der Auftrag der Christen ist es nicht, militärisch aufzurüsten und Krieg zu führen. Der Apostel Paulus beschreibt im ersten Brief an die Thessalonicher (5. Kapitel, Vers 8) eine ganz andere und gegenwartsnahe Art der Aufrüstung: „Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein und uns rüsten mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf Rettung.“

Dr. Peter Witte,
Vorstand pax christi, Diözesanverband Paderborn

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