29.07.2021

Neues Leben im alten Kloster

Bei der symbolischen Schlüsselübergabe (v.l.): Pater Werner Vullhorst OSB, Ministerin Ina Scharrenbach, Regierungspräsident Hans-Josef Vogel, Bürgermeister Ralf Paul Bittner und Helgard Hennecke (Freundeskreis Historische Sakralbauten). Foto: (Christoph Söbbeler)

Für Levi Costa Ehrich aus Brasilien ist es das Beeindruckendste an seinem neuen Zuhause: in einem Kloster zu leben, in dem schon Heilige gewirkt haben. „Das ist eine große Ehre“, sagt er und deutet auf die in den Boden eingelassene Liste der ersten Äbte von Kloster Wedinghausen. Mit der aus Brasilien stammenden siebenköpfigen Shalom-Gemeinschaft lebt er direkt über dem historischen Kapitelsaal in dem sanierten Arnsberger Kloster. Gegründet wurde es im 12. Jahrhundert. Kürzlich fand die offizielle symbolische Schlüsselübergabe des fertigestaurierten Klosters statt.

Dass das alte Kloster, das endgültig zu verfallen drohte, nun mit neuem geistlichen Leben gefüllt wird, ist für viele die beste Nachricht – neben den im Rahmen der Sanierung freigelegten archäologischen Funden. Tatsächlich spektakulär ist die Entdeckung des Grabes der Grafen von Arnsberg im Kapitelsaal. Darin fand sich eine Kreuzigungsdarstellung aus der Zeit um 1300. Vergleichbares findet sich nur in der Kirche Notre Dame in Brügge oder im Dom zu Lübeck. Die Grabanlage soll laut einer schriftlichen Überlieferung die Gebeine des Klostergründers Heinrich I. (1128–1200) beherbergen. 

Das Grab des Klostergründers aus dem 12. Jahrhundert im Haus zu haben, ist für Levi Costa Ehrich ein große Ehre. (Foto: Jonas)
Das Grab des Klostergründers aus dem 12. Jahrhundert im Haus zu haben, ist für Levi Costa Ehrich ein große Ehre. (Foto: Jonas)

Klostergründung im Jahr 1173

Arnsbergs Regierungspräsident Hans-Josef Vogel warf einen intensiven Blick in dieses Geschichtsbuch des Klosters. Er zeichnete die weltlichen und religiösen gesellschaftlichen Hintergründe der Klostergründung im Jahr 1173 nach. HeinrichI. habe das Kloster in spektakulärer Lage errichten lassen, betonte der Regierungspräsident: auf dem Bergrücken in der Arnsberger Ruhrschleife und dort auf einem steil zur Ruhr abfallenden Felsen. In gerader Linie gegenüber seiner Burg auf dem Adlerberg (Arnsberg) wurde es errichtet. „Beide– Burg und Kloster– sollten die Landesherrschaft sichtbar machen.“

Asylort für die Heiligen Drei Könige

Auch auf europäischer Ebene habe Kloster Wedinghausen eine Rolle gespielt. Aus England kam der bekannteste Schreiber des Klosters: Richardus Anglicus (gestorben 1190), Richard von Wedinghausen genannt, einer der vier Heiligen, die aus dem Kloster hervorgegangen sind. Wichtige Handschriften fanden ihren Weg nach Wedinghausen. Darunter auch der berühmte „Sternenbote“ von Galileo Galilei. Die Klosterbibliothek sei ein bedeutender Wissensspeicher von europäischem Rang gewesen. 

Der Regierungspräsident erinnerte auch an die Zeit, als das Kloster Wedinghausen als Asylort für die Heiligen Drei Könige Weltgeschichte schrieb. Um den Schrein vor der Vernichtung durch französische Revolutionstruppen zu retten, fand die Gebeine der Heiligen Drei Könige von 1794 bis 1803 Zuflucht im Kloster Wedinghausen. Nach der Säkularisation im 19.Jahrhundert sei das Kloster zu einem vergessenen Ort geworden. Vor gut 20 Jahren hätten nur noch Geschichtsinteressierte Wedinghausen gekannt.

Enorme Kraftanstrengung

Mit einer enormen Kraftanstrengung seitens der Propsteigemeinde, des Erzbistums Paderborn und mit Unterstützung der Archäologen des Landschaftsverbandes und des Landes NRW sei es gelungen, das Kloster in unsere Zeit zurückzuholen.

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