09.06.2021

Sicherheit im mobilen Heim

Richtfest des Tiny House: Azubis des Berufsförderzentrums zeigen mit ihren Ausbildungsleitern Dieter Müller und Ludger Wiemers (hinten) das Innere des in Holzständerbauweise auf einem Anhänger errichteten Rohbaus. Auf das fertige Haus freuen sich (von rechts) Matthias Krieg (Vinzenzkonferenzen), Reinhild Steffens-Schulte (SkF/SKM) und Christoph Klausing (INVIA St.Lioba).

Paderborn (cpd). Einem Wohnungslosen zeitweise ein Dach über dem Kopf oder einer gewaltbedrohten Frau eine Ausweichmöglichkeit geben– dafür bauen die sieben Fachverbände des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn zurzeit ein Tiny House. Das 15-Quadratmeter-Haus für Bedürftige, das in den Werkstätten des INVIA St.-Lioba-Berufsförderzentrums in Paderborn entsteht, feierte nun Richtfest.

„Wir wollen Menschen in einer Notsituation das Tiny House als Starthilfe für eine gewisse Zeit zur Verfügung stellen“, erklärt Matthias Krieg, Diözesangeschäftsführer der Vinzenzkonferenzen, der zusammen mit Reinhild Steffens-Schulte, der Diözesangeschäftsführerin von SkF und SKM, die Einsatzkoordination übernimmt. Das Tiny House soll mobil sein und dort zum Einsatz kommen, wo Wohnraum benötigt wird– möglichst in der Nähe eines örtlichen Fachverbandes der Caritas, damit der jeweilige Bewohner in der Krise beraten und begleitet werden kann. „Wie lange der Einsatz an den unterschiedlichen Standorten nötig sein wird, hängt von der jeweiligen Situation der Bewohner ab“, erklärt Reinhild Steffens-Schulte. 

Die Idee zu dem Tiny House kam in einer Konferenz der sieben Diözesan-Fachverbände der Caritas vor allem angesichts des zunehmend knappen Wohnraumes besonders für Bedürftige auf. „Zielgruppen sind in erster Linie wohnungslose Menschen, aber auch Alleinerziehende mit ihren Kindern, gewaltbedrohte Frauen oder Jugendliche, die die sozialen Einrichtungen verlassen müssen“, sagt Steffens-Schulte. Gebaut wird in der Werkstatt des Berufsförderzentrums St.Lioba in Paderborn, dessen Träger INVIA zu den Caritas-Fachverbänden gehört. „Wir haben alle nötigen Ressourcen beieinander und die von uns unterstützten Jugendlichen können ein spannendes und sinnvolles Projekt umsetzen“, sagt Christoph Klausing, Geschäftsführer von St.Lioba.

Im September fand der erste Workshop mit den Handwerkern statt. Die Vorgabe: Das Haus muss ein selbstständiges Wohnen ermöglichen: Schlafen, Essen, Wohnen und Körperpflege auf maximal 15 Quadratmetern– mit Strom, Wasser und Abwasser, was sich als die größte Herausforderung herausstellte. „Es gab viele Gespräche und viele gute Ideen unserer Azubis, was in das Haus hineingehört“, sagt Klausing. „Alle Beteiligten waren mit Herz und Kompetenz dabei“, lobt Reinhild Steffens-Schulte. Eine Architektin stand bei dem Projekt ehrenamtlich beratend zur Seite, Praktiker wurden einbezogen.

Beim Arbeitstreffen im Dezember hatten die Jugendlichen und Ausbildungsleiter der Werkstatt bereits ein Modell gebaut. Im Januar ging es dann los: Die Werkstatt kaufte den Anhänger und die Materialien ein. Gebaut wird das Haus mit 6,60 Meter Länge und 2,55 Meter Breite in Holzständerbauweise auf einem dreiachsigen Anhänger mit einem maximalen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen. „Schließlich soll es auch durch enge Einfahrten oder Gassen passen“, erklärt Matthias Krieg. „Keine leichte Herausforderung, aber machbar.“ Hinzu kommt die Notwendigkeit einer örtlichen Baugenehmigung, um das Tiny House aufstellen zu dürfen. Im Herbst soll das mobile Haus dann seinen ersten Einsatzort finden. Interessenten gibt es bereits.

Info

An dem Projekt Tiny House sind die sieben Fachverbände des Caritasverbandes im Erzbistum Paderborn beteiligt. Diese sind die Caritas-Konferenzen, INVIA, Kreuzbund, Malteser, Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), Sozialdienst katholischer Männer (SKM) und Vinzenzkonferenzen.

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