02.06.2021

Impfung unter dem Kreuz

Akribisch wurden die Impfungen vorbereitet. Foto: Picture-Alliance

Castrop-Rauxel/Ickern (emp). Die COVID-19-Impfungen stellen für die Hausärzte eine große Herausforderung dar. Ein Problem sind häufig die räumlichen Gegebenheiten. Viele Praxen sind für die umfangreiche Impfaktion nicht ausgelegt. Deshalb suchten auch die Ickener Ärzte der Praxis Knapp/Jasper nach einer Alternative– und die fand sich buchstäblich vor ihren Augen.

Die Praxis der Allgemeinmediziner Matthias Jasper und Holger Knapp am Marktplatz Ickern liegt gegenüber der St.-Antonius-Kirche. Könnte die architektonisch großzügig gestaltete Parabelkirche möglicherweise ihr neuer Impfort werden?

Die Antwort und tatkräftige Unterstützung fanden sie bei dem Castroper Neurologen Magnus Heier. Kirchen seien bestens geeignet, um unter Beachtung der vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen zahlreiche Menschen in kurzer Zeit zu impfen, ist sich dieser sicher, zumal der Marktplatz vor der St.-Antonius-Kirche auch reichlich Parkmöglichkeiten bietet.

Das gemeinsam erstellte Impfkonzept überzeugte in den Gremien der Pfarrei Corpus Christi, zu der St.Antonius gehört. Es sei aus christlicher Sicht selbstverständlich, Verantwortung für den Nächsten zu übernehmen. Auch die Zustimmung der Verantwortlichen des Erzbistums ließ nicht lange auf sich warten. Am 19.Mai war die Premiere. Rund 280 Menschen ließen sich impfen. Zuvor hatten sie über die Praxis Knapp/Jasper einen Termin bekommen.

Meditative Orgelmusik

Durch das Kirchenschiff der St.-Antonius-Kirche erklang leise meditative Orgelmusik. Die Atmosphäre war ganz entspannt. Ein vorgegebener Laufweg führte die Impfwilligen zunächst durch das linke Portal in die Kirche hinein. Nach der Registrierung, Fiebermessen und Abgabe der benötigten Unterlagen begaben sie sich dann an ihren zugeteilten Platz im ersten Wartebereich. Die Aufklärung über die Impfung erfolgte in den Seitenschiffen. Routiniert hatten die medizinischen Fachangestellten der Praxis im Vorfeld die Injektionsspritzen vorbereitet.

Nach der Impfung bestand im zweiten Wartebereich die Möglichkeit, circa 15 Minuten zu verweilen, um eventuelle Reaktionen auf die Impfung abzuwarten. Durch das Portal auf der rechten Seite verließen die Geimpften dann die Kirche. „Es ist schon ungewöhnlich, hier geimpft zu werden, etwas anderes, irgendwie auch eine kleine Auszeit“, resümierte eine Geimpfte.

Öffne dich!

„Wir bekommen viele positive Rückmeldungen“, freut sich Pastor Bernhard Dlugosch. Gudula Schumann, Mitglied im Kirchenvorstand der Pfarrei Corpus Christi, bringt es auf den Punkt: „Wir haben schon seit Jahren das Motto ,Öffne dich‘.“ Auch die Ausgabe der Tafel, Ausstellungen und Konzerte hätte es bereits in der St.-Antonius-Kirche gegeben. „Es kommen immer weniger Menschen in die Kirche und deshalb muss die Kirche eben zu den Menschen gehen“, findet Gudula Schumann.

Weitere Impftermine in der St.-Antonius-Kirche sind jeweils mittwochs zwischen 9.00 und 14.30 Uhr geplant. Allerdings könnten nur Impfwillige kommen, die einen Termin haben. „Es ist keine öffentliche Impfaktion.“ Darauf weisen die Ärzte ausdrücklich hin.

Info

Laut verschiedenen Pressemitteilungen stehen das Erzbistum Köln und die evangelische Kirche die COVID-19-Impfung in Kirchen durchzuführen, positiv gegenüber. Möglicherweise bekämen auch Kirchenferne auf diese Weise (wieder) Kontakt zur Kirche. 

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